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50 Jahre „Mölders“ – der letzte DDG feierte am 20. September 2019 Geburtstag

Am 20. September hat der Lenkwaffenzerstörer MÖLDERS, Deutschlands größtes Museumskriegsschiff, seinen 50. Geburtstag begangen. Im Deutschen Marinemuseum, in dem die MÖLDERS seit 2005 der Öffentlichkeit zugänglich ist, wurde an diesem Tag gefeiert.

Am 20. September 1969 wurde der Lenkwaffenzerstörer (engl. Guided Missile Destroyer: DDG) D186 „Mölders“ in Boston durch den damaligen Fregattenkapitän und ersten Kommandanten Günter Fromm in Dienst gestellt. 1965 war das Schiff bei Bath Iron Works in Maine bestellt worden. Die Konstruktion erfolgte auf der Grundlage der US-amerikanischen „Charles F. Adams“-Klasse. Durch die Bestellung in den USA wurden indirekt die Kosten der Stationierung von US-Truppen in der Bundesrepublik gegenfinanziert. Zentraler Aspekt aus Sicht der Marine war aber, dass die deutsche Rüstungsindustrie zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Lage war, die notwendige Rechner- und Flugkörpertechnik herzustellen. Die Indienststellung der Schiffe stand stellvertretend für die sukzessive Erweiterung des Auftrages der Bundesmarine. Mit ihrem Bewaffnungsmix und der starken Luftabwehrkomponente sollte sie im Falle eines Krieges in Mitteleuropa die Seewege für den Antransport von Verstärkungskräften aus den USA offenhalten. Während ihrer Dienstzeit wurden die „Mölders“ und ihre beiden Schwesterschiffe „Rommel“ und „Lütjens“ mehrfach auf dem Gebiet der Waffen-, Kommunikations- und Ortungstechnik modernisiert. Der damit zusammenhängende Stellenwert in der Bundesmarine handelte den Schiffen den Spitznamen „heilige Kühe“ ein. Viele Manöver und Einsätze später, erfolgte am 28. Mai 2003 die Außerdienststellung unter dem damaligen Fregattenkapitän und letzten Kommandanten Michael Gemein. Nach dem Ende der aktiven Karriere ist die „Mölders“ seit dem 24. Juni 2005 im Deutschen Marinemuseum der interessierten Öffentlichkeit zugänglich.

Gut 14 Jahre später, eben am 20. September 2019, feierte Deutschlands größtes Museumskriegsschiff dort seinen 50. Geburtstag. Seinen guten Zustand verdankt der Zerstörer seiner großen „PönEx“-Crew, bestehend aus ehemaligen Besatzungsmitgliedern und Freunden, die jedes Jahr viele hundert Arbeitsstunden an Bord leisten. Die aus Erstbesatzung und Bordgemeinschaft bestehende Gruppe stellte auch den Großteil der Geburtstagsgesellschaft. Bereits in der Vorwoche angereist, hatten sie ‚ihr‘ Schiff für den großen Tag erneut auf Vordermann gebracht. Dazu gehörte auch die Vorbereitung der Flaggenparade, so dass sich die „Mölders“ mit großem Flaggenschmuck zeigen konnte. Wie es sich gehört, wurden die Feierlichkeiten durch Geburtstagsständchen des „Blasorchesters Friesland“ begleitet.

Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Marinemuseums, Konteradmiral a.D. Gottfried Hoch, würdigte die erwähnten Leistungen der „PönEx“-Crew, ohne die das Museum die „Mölders“ so wohl nicht erhalten könne. Warum der Erhalt des Schiffes so wichtig ist, verdeutlichte die stellvertretende Museumsleiterin Nina Nustede. Der Stellenwert als schwimmende „Mona Lisa“ des Museums käme einerseits durch die schiere Größe des Schiffes zustande, auf dem Besucherinnen und Besucher hautnah die unterschiedlichen Aspekte des Lebens an Bord kennenlernen können. Denn noch immer hängen die Gerüche von Menschen und Maschinen in den Gängen und Decks. Zugleich steht die „Mölders“ aus Sicht des Museums „wie kaum ein anderes Exponat für die Zeit des Kalten Krieges und den Wandel danach“, so Nustede. Als Organisator der „Pön-Ex’en“ gab Olaf Dietrich Einblick in die Instandsetzungsmaßnahmen und berichtete von den mittlerweile über 100 geleisteten „PönEx“-Tagen, die von durchschnittlich 40 bis 60 Männern und Frauen der insgesamt über 700 Bordgemeinschaftsmitglieder gemeinsam geleistet wurden.

Kapitän Gemein gedachte zunächst den verstorbenen Günter Fromm und Peter Serke, dem langjährigen „PönEx“-Organisator. Danach erinnerte er in seinem Vortrag an die Einsätze der „Mölders“ und beschrieb, wie die Anschläge des 11. September 2001 die Rahmenbedingungen der Seefahrt veränderten: „Wir waren plötzlich darauf eingestellt, dass jederzeit und überall etwas passieren konnte“, so Gemein. Gerd Wilwert steuerte einen Bericht aus Sicht der Erstbesatzung bei, der er als 21jähriger Tastfunker angehörte. Wilwert hob einerseits die spartanischen Lebensbedingungen an Bord hervor. Angesichts des schnell wachsenden Stolzes auf das Schiff und die eigenen Leistungen seien die damit verbundenen Härten aber gerne in Kauf genommen worden. Im Anschluss an diese Berichte, die einen Bogen von der Indienststellung, durch den Kalten Krieg zu den Einsätzen nach 1989 und der ‚zweiten‘ Karriere der „Mölders“ als Museumsschiff schlugen, gingen die gut 200 Geburtstagsgäste zum gemütlichen Teil bei Bratwurst und Bier über, wobei die Erstbesatzung die Feierlichkeiten noch bis auf den folgenden Abend ausweitete: im Hotel „Kaiser“ in Wilhelmshaven veranstaltete sie ihr jährliches Treffen. Auch alle Angehörigen der Bordgemeinschaft, der letzte Kommandant und Vertreter des Marinemuseums waren eingeladen.

Text: Klaus Schroeder, M.A., Fotos: Deutsches Marinemuseum/Bernd Rahlf

Die stellvertretende Museumsleiterin Nina Nustede

Kapitän Miachael Gemein

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