Junge Meeresforscherinnen für hervorragende Abschlussarbeiten ausgezeichnet
Die Annette Barthelt-Stiftung hat zum 30. Mal Preise für herausragende Examensarbeiten im Bereich Meeresforschung verliehen. Die beiden diesjährigen Preisträgerinnen kommen von der Akademie der Wissenschaft und Literatur in Mainz und vom Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Mit dem Preis erinnert die Stiftung an vier junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des damaligen Kieler Institut für Meereskunde, die vor 32 Jahren bei einem Terroranschlag in Dschibuti ums Leben kamen.
Am 18. März 1987 traf eine Gruppe junger Meeresbiologinnen und Meeresbiologen der Universität Kiel in Dschibuti, der Hauptstadt des gleichnamigen Landes am Golf von Aden ein. Sie wollten kurze Zeit später mit dem Forschungsschiff METEOR eine Expedition in den Indischen Ozean beginnen. Aber dazu kam es nicht. Ein Sprengsatz explodierte in einem Café in der belebten Altstadt der afrikanischen Hafenstadt. Dreizehn Menschen starben, 41 wurden teils schwer verletzt. Unter den Toten waren auch Annette Barthelt, Daniel Reinschmidt, Marco Buchalla und Hans-Wilhelm Halbeisen aus Kiel. Weitere Kieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler überlebten schwer verletzt.
Zum Gedenken an den Anschlag und die Opfer gründeten Überlebende, Angehörige und Freunde die Annette Barthelt-Stiftung e.V. „Wir haben das Ziel die Problematik des Terrorismus sowie seine Folgen für Betroffene und für die Gesellschaft öffentlich darzustellen. Gleichzeitig möchten wir junge Meeresforscherinnen und Meeresforscher für ihre hervorragenden wissenschaftlichen Arbeiten auszeichnen und fördern“, erklärt Professor Dr. Wolf-Christian Dullo, Vorsitzender der Stiftung.
In diesem Sinne vergibt die Stiftung seit 1990 jedes Jahr wissenschaftliche Preise an junge Meeresforscherinnen und Meeresforscher. Bei der mittlerweile 30. Preisverleihung wurden heute im GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel Dr. Anastasia Zhuravleva und Miriam Seifert ausgezeichnet.
Dr. Anastasia Zhuravleva von der Akademie der Wissenschaft und Literatur in Mainz fertigte ihre Doktorarbeit „Paläozeanographische und klimatische Televerbindungen zwischen dem subarktischen und subtropischen Nordatlantik während der letzten Interglaziale (MIS 5e)” am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und am Alfred-Wegner-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven (AWI) an. Unter der Anleitung von Prof. Dr. Martin Frank (GEOMAR) untersuchte sie die klimatischen Verhältnisse während der letzten Warmzeit im Nordatlantik, die höhere Temperaturen aufweisen als heute. Diese Datensätze tragen erheblich zu einem verbesserten Verständnis zukünftiger Klimaszenarien bei und werden gleichfalls in der Klimamodellierung zu erweiterten Einsichten führen. Derzeit ist Anastasia Zhuravleva bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz als Postdoktorandin beschäftigt.
Miriam Seifert, schrieb ihre Masterarbeit „Carbon cycling in an Arctic fjord (Scoresby Sund, East Greenland) with regard to the influence of glacial meltwater discharge “ am AWI unter der Anleitung von Dr. Morten Iversen (MARUM). Sie untersuchte im ostgrönländischen Scoresby Fjord, dem größten Fjordsystem der Erde, den Schmelzwassereinfluss auf den Kohlenstoffkreislauf. Miriam Seifert ist es gelungen die äußerst komplexen Zusammenhänge sehr klar und umfassend darzustellen. Sie kann nachweisen, dass die CO2-Aufnahme durch die Primärproduktion im Schmelzwasserbereich geringer war als außerhalb. Der Einfluss der Schlickpartikel war größer im Schmelzbereich aufgrund des vom Phytoplankton exportierten gebundenen Kohlenstoffs. Miriam Seifert ist jetzt Doktorandin am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven.
„Wir freuen uns auch in diesem Jahr wieder Preise an zwei Meereswissenschaftlerinnen überreichen zu dürfen, die einen besonderen Beitrag für die Forschung mit ihren Arbeiten geleistet haben. Wir wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute“, betonte Professor Dullo während der Feierstunde. „Die Förderung von Bildung und Wissen ist sehr wichtig im Hinblick auf unsere Zukunft, gleichzeitig darf die Vergangenheit aber nicht vergessen werden. Die Erinnerung an die Opfer des Terroranschlags ist auch 32 Jahre später immer noch lebendig.“
Text: GEOMAR, Foto: Jan Steffen/GEOMAR