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Kaufvertrag unterzeichnet

Mehrere zur Tennor Holding gehörende Gesellschaften übernehmen 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft, darunter alle 31 Auszubildenden und 9 Dual-Studierenden, sowie die Wirtschaftsgüter der Werft im Rahmen einer übertragenden Sanierung. Der Kaufvertrag ist notariell beurkundet worden, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Damit löst Tennor-Holding-Gründer Lars Windhorst seine nach Insolvenzantragstellung gegebene Zusage, zur FSG zu stehen, ein. Der Vollzug des Vertrages steht insbesondere noch unter der aufschiebenden Bedingung des Eintritts der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die leider nicht übernommen werden können, in die eingerichtete Transfergesellschaft und der Kaufpreiszahlung. Der Vollzug ist für den 1. September 2020 geplant.

Lars Windhorst, Gründer der Tennor Holding, erklärt: „In diesen schwierigen Zeiten, in denen vieles im Umbruch ist, ist es für mich wichtig, zur FSG und zu den Mitarbeitern zu stehen. Leider ist es nicht möglich, alle Arbeitsplätze bei der FSG zu erhalten. Ich glaube aber grundsätzlich an eine Zukunft des Unternehmens, deshalb setze ich mich mit Tennor erneut dafür ein. Vor uns liegt ein schwieriger Weg der Umstrukturierung. Wenn alle Beteiligten zusammenstehen, werden wir das schaffen.“

Für Martin Hammer, Gründer der auf Restrukturierung spezialisierten Beratungsgesellschaft enomyc und Geschäftsführer der FSG, geht es jetzt um die detaillierte Erarbeitung des Zukunftsplans der Werft: „Wir sind einerseits traurig darüber, dass 300 Kolleginnen und Kollegen am 1. August in eine Transfergesellschaft wechseln müssen. Andererseits sind wir froh, für 350 Kolleginnen und Kollegen Arbeit auf der Werft schaffen zu können. Wir blicken nach vorn und werden alles dafür tun, die zwei von Tennor beauftragten RoRo-Fähren erfolgreich zu bauen und darüber hinaus weitere Aufträge für die Werft zu gewinnen. Die Signale aus der Branche sind positiv, weil die Reeder um die hohe Qualität unserer Schiffe wissen. Auch können wir uns vorstellen, in Zukunft Projekte gemeinsam mit Pella Sietas zu realisieren.“

Stefan Denkhaus, Generalhandlungsbevollmächtigter der FSG, sagt: „Wir haben den Markt in den vier Monaten des vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens intensiv bearbeitet. Es zeigt sich, dass sich die Schiffbauindustrie in Deutschland im Umbruch befindet: Künftig wird es mehr Kooperationen zwischen den Schiffbauern geben, um die Kräfte zu bündeln. Damit die neue FSG diesen Umbruch mitgestalten kann, ist es jetzt wichtig, die Werft finanziell solide auszustatten und Aufträge einzuwerben.“

Dr. Christoph Morgen, Fachanwalt für Insolvenzrecht, ist vom Amtsgericht Flensburg als vorläufiger Sachwalter bestellt. Er überwacht und begleitet die FSG-Eigenverwaltung im Verfahren und sagt: „Es ist gut, dass die Werft saniert und fortgeführt werden soll. Entscheidend ist jetzt, dass die Finanzierung der neuzubauenden Schiffe sichergestellt und die angekündigten Aufträge zeitnah erteilt werden. Bis zum sogenannten Closing, dem Tag des wirtschaftlichen Übergangs am 1. September 2020, ist noch einiges an Arbeit zu leisten.“ Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens durch das Amtsgericht Flensburg ist für den 1. August 2020 geplant.

Thomas Jansen, Vorsitzender des FSG-Betriebsrats, erklärt: „Die Kolleginnen und Kollegen der FSG haben bewiesen, dass sie auch in schwierigen Zeiten zu ihrer Werft stehen. Wir haben fantastische Schiffe konstruiert, geplant und gebaut. Dieses werden wir auch in der Zukunft beweisen. Mit den beiden Schiffen von Herrn Windhorst kann eine kleinere Werft kurzfristig weitergeführt werden. Wir brauchen weitere Aufträge und kurzfristig Arbeit für unsere Belegschaft. Deshalb fordere ich Herrn Siem auf, dass das hier liegende Schiff, der Neubau 774, in Flensburg zu Ende gebaut wird. Dann können sofort weitere Kolleginnen und Kollegen aus der notwendigen Transfergesellschaft in die FSG geholt werden.“

„Seit den letzten fünf Tagen ist viel Unerwartetes passiert: Herr Windhorst wird kurzfristig zwei Schiffe in Auftrag geben. Dieses Konzept sichert der FSG einen Betriebsübergang mit allen tariflichen Regelungen in die neue FSG. Nun kann sich die neue FSG auch wieder um Neubauten kümmern, die wichtig sind, um der Werft eine Zukunft zu geben. Wir konnten eine finanziell gut ausgestatte Transfergesellschaft verhandeln, was in einer Insolvenz nicht einfach ist. Mit neuen Aufträgen haben auch diese Kolleginnen und Kollegen, eine reale Chance, zurück auf die Werft zu kommen. Es ist auch ein großer Erfolg, dass wir erreichen konnten, dass alle Auszubildenden auf der Werft bleiben“, so Michael Schmidt, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Flensburg.

Um sich persönlich ein Bild von der Lage der FSG und vom Konzept des Investors zu machen, besuchte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz die Werft. Seine Einschätzung lautet: „Die FSG ist einer der größten industriellen Arbeitgeber im nördlichen Schleswig-Holstein und damit von besonderer Bedeutung für das Land. Die erneute Übernahme der FSG durch Lars Windhorst und die Platzierung von Aufträgen gäbe der FSG Zeit, sich strategisch neu auszurichten. Natürlich ist es für die Angestellten, die nicht übernommen werden, ein harter Schlag. Daher ist es umso wichtiger, dass es gelungen ist, eine ausreichend ausgestattete Transfergesellschaft einzurichten. Auch die Übernahme aller Auszubildenden ist ein wichtiges Signal.“

Text: FSG, Foto: Patrick Piel/FSG

(v.l.n.r.) Investor Lars Windhorst, FSG-Geschäftsführer Martin Hammer und FSG-Betriebsratsvorsitzender Thomas Jansen mit einem Bauplan der geplanten RoRo-Fähren
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