Landesregierung entwickelt Strategie für die Ostseeküste zum Umgang mit dem Klimawandel
Die Landesregierung will unter der Federführung des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) eine Gesamtstrategie „Entwicklung Ostseeküste 2100“ zur nachhaltigen Klima-Anpassung erarbeiten. „Der Klimawandel und der beschleunigte Meeresspiegelanstieg bedrohen auch die Ostseeküste von Schleswig-Holstein“, sagte Umweltminister Jan Philipp Albrecht in Kiel: „Die Schäden der Sturmfluten 2017 und 2019 an den Küstenbadeorten sind Vorboten dafür, was künftig auf uns zukommen kann. Wir brauchen eine nachhaltige Strategie, um das Land und die Menschen an den Küsten dauerhaft zu schützen.“
Wirtschafts- und Tourismusminister Bernd Buchholz: „Die Herausforderungen aus dem menschgemachten Klimawandel sind enorm. Mit der Gesamtstrategie für die Ostseeküste leistet das Land einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen, langfristig wirksamen und ökosystembasierten Anpassung im Interesse seiner Bewohnerinnen und Bewohner.“
Im September 2019 wird das UNO- Klimagremium IPCC neue Aussagen zum künftigen Meeresspiegelanstieg veröffentlichen. Es ist davon auszugehen, dass sie nochmals höher liegen werden als die bisher erwarteten Werte, wonach mit 0,3 bis 1,0 m Anstieg in diesem Jahrhundert zu rechnen ist. Albrecht: „Dadurch ist langfristig auch mit deutlich höheren Sturmflutwasserständen und – ohne nachhaltige Anpassung – mit zunehmenden Belastungen und auch Schäden an den Küsten zu rechnen.“
Da mehrere Bereiche wie Küstenschutz, Naturschutz, Tourismus und die Landesplanung betroffen, wird die Strategie gemeinsam durch das Umwelt-, das Wirtschafts- und das Innenministerium erarbeitet. Zur Einbindung lokaler Interessen und Kenntnisse soll ein entsprechender Beirat gebildet werden. Die Ergebnisse sollen öffentlich vorgestellt und diskutiert werden.
Albrecht verwies auf das große Spektrum der zu beratenden Themen. So sollen beispielsweise die geomorphologischen Kenntnisse zur Ostsee mit wissenschaftlicher Unterstützung verbessert werden. In einer Kooperation mit den Universitäten Kiel und Hamburg-Harburg sollen darüber hinaus Aussagen zur künftigen geomorphologischen Entwicklung und Dynamik der Küsten für verschiedene Meeresspiegelszenarien erarbeitet werden. Anhand dieser Projektionen werden mögliche technische und strukturelle Anpassungsoptionen u. a. für die touristische Infrastruktur abgeleitet. Grundlage hierfür bildet eine Bestandserfassung der touristischen Infrastruktur, deren Widerstandsfähigkeit gegenüber künftigen Sturmflutereignissen mit wissenschaftlicher Unterstützung analysiert wird. Aus dieser Bestandsanalyse sollen in einem zweiten Schritt zusammen mit den Erkenntnissen aus den morphologischen Projektionen Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, mit denen sich die touristischen Küstenorte für die Zukunft klimagerecht aufstellen können. Für die Entwicklung, Beratung und Verabschiedung der Strategie veranschlagt die Landesregierung insgesamt fünf Jahre.
Text: MELUND, Foto: © Frank Peter