Vom Land zum Meer – Vom Meer zum Land: Kommandowechsel im Seebataillon
Das Seebataillon der Deutschen Marine bekommt einen neuen Kommandeur. Am Donnerstag, den 26. September 2019 um 14 Uhr, wird Fregattenkapitän Axel Meißel (45) das Kommando an Fregattenkapitän Norman Bronsch (38) übergeben. Meißel stand für drei Jahre an der Spitze des mittlerweile über 1.100 Soldaten starken Verbandes mit dem Wahlspruch „Vom Land zum Meer – Vom Meer zum Land.“
„Mich hat immer der unbedingte Wille beeindruckt, klaglos jede Herausforderung anzunehmen und Höchstleistung zu liefern“, kommentiert Meißel im Rückblick. „Das können wir auch bei der gegenwärtigen Humanitären Hilfe auf den Bahamas sehen, die in nur zwei Tagen aus einem eigentlich geplanten Manöver in der Karibik entstand.“ Sein Verband konzentriert sich auf die Einsatzszenarien am Übergang vom Meer zum Land und umgekehrt. „An jedem Kalendertag, tags und nachts, kann ich meine Soldaten in Einsätzen und Manövern im In- und Ausland finden.“ Als er das Bataillon im September 2016 übernahm, dienten dort fast 800 Soldaten; nun sind es bald über 1.400. Meißel hat eine zweite Bordeinsatzkompanie und die Ausbildungskompanie 1 aufgestellt. Nachwuchssorgen plagen ihn dabei keine – im Gegenteil: Die Anwärter stehen Schlange, um Seesoldat zu werden, obwohl sie besonders leistungsfähig sein müssen. Die infanteristische Ausbildung übernimmt die Ausbildungskompanie 1 in Alt Duvenstedt, die ab dem 24. September 2019 von einer zweiten Ausbildungskompanie im Marinestützpunkt Eckernförde verstärkt wird. Sie ist aus dem ursprünglichen Ausbildungszentrum Seebataillon hervorgegangen und widmet sich vor allem den Minentauchern und Bootseinsatzkräften.
Die Entwicklungen der zurückliegenden drei Jahre aus nur einem Bataillon heraus zu stemmen, nennt Meißel eine gemeinsame Spitzenleistung. Und meint damit nicht bloß den personellen Aufwuchs. Sondern Einsätze und Manöver, von den USA über Island und Afrika bis in den Nahen Osten; die Zusammenarbeit mit der Division Schnelle Kräfte des Heeres für Evakuierungen und die Integration in das niederländische Korps Mariniers; aber auch die völlige Neukonzeption der Einsatzverfahren für die „Bordeinsatzgruppe“, die an Bord der neuen Fregatten der „Baden-Württemberg“-Klasse (F125) eine wesentliche Rolle weit jenseits der Aufgaben zur Abwehr asymmetrischer Bedrohungen und beim Boardingeinsatz spielen werden.
„Was meine Frauen und Männer leisten, geht nur mit vorbehaltlosem Zusammenhalt und klarem Blick für das Wesen unseres Auftrages: Jederzeit hochwertige, verlässliche, unprätentiöse Dienstleistung für die Flotte und die Bundeswehr in den internationalen Einsätzen“, sagt Meißel. „Kameradschaft und Einsatzwille – das zeichnet uns Seesoldaten aus. Ich bin stolz, der Kommandeur der bemerkenswerten Männer und Frauen des Seebataillons gewesen zu sein. Für Ihre Leistung bin ich Ihnen zu Respekt und Dank verpflichtet.“
Hintergrundinformation
Im Seebataillon sind Marineinfanteristen, Minentaucher, Bordeinsatzsoldaten, Küsteneinsatz- und Aufklärungskräfte der Marine zusammengefasst; außerdem gehören zwei eigene Ausbildungskompanien zu dem Verband; die zweite wird am 24. September 2019 aufgestellt. Die Soldaten sind in Eckernförde und Alt Duvenstedt stationiert und decken ein breites Fähigkeitsspektrum ab: Minentaucher räumen Kampfmittel an Land und im Wasser; die Küsteneinsatzkompanie sichert Häfen oder Strände infanteristisch, die Aufklärungskompanie sucht mit Unterwasser- und Flugdrohnen Küstenabschnitte und Hafeneinfahrten ab, setzt unter anderem Scharfschützen zur Aufklärung ein; die Soldaten der zwei Bordeinsatzkompanien durchsuchen verdächtige Schiffe, schützen Schiffe vor Angriffen und stellen die infanteristisch und im Bootseinsatz besonders ausgebildeten Bordeinsatzkräfte an Bord der neuen Fregatten der „Baden-Württemberg“-Klasse.
Um seine komplexen und anspruchsvollen Aufgaben erfüllen zu können, ist das Seebataillon mit modernster Technik ausgestattet, mit gepanzerten Fahrzeugen und ferngesteuerten Unterwasser- und Flugdrohnen. Auch die Anschaffung von kleinen, bewaffneten Kampfbooten für Operationen in Strandnähe, vor Häfen, in der Nähe anderer Marineschiffe oder in Meerengen steht auf der Agenda. Die „Seesoldaten“ tragen das unverkennbare Barett mit gekreuzten Gewehren vor einem Anker, sie arbeiten meist in kleinen, top ausgebildeten und motivierten Teams, sind geistig und körperlich topfit. Bei Ausbildung und Einsatz kooperieren sie schon seit Jahren mit Kameraden aus anderen NATO-Staaten. Es gibt Austauschprogramme beispielsweise mit Spanien, den britischen Royal Marines, den US Marines und dem Korps Mariniers der Königlich Niederländischen Marine.
Dauernd befinden sich rund 50 Seesoldaten in den Einsätzen der Marine, an Bord von Minenjagd- und Minentauchereinsatzbooten des 3. Minensuchgeschwaders in NATO-Verbänden, in Afghanistan und Mali. Außerdem stehen weitere 55 permanent für weltweite Evakuierungseinsätze deutscher Staatsangehöriger oder Schutzbefohlener bereit. Das Seebataillon wird in 2020 zusammen mit den Niederlanden eine Amphibische Einsatzgruppe für die als „NATO-Speerspitze“ bekannte Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) des Nordatlantikbündnisses stellen; sie gehört wie die Ständigen NATO-Marineverbände zu den Eingreifkräften der NATO Response Force.
Text u. Foto: PIZ Marine