Arbeitsreicher Sonntag für die Seenotretter
Die Seenotretter sind am Sonntag, 22. August 2021, mehr als 25 Mal auf Nord- und Ostsee im Einsatz gewesen. Unter anderem koordinierte die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) Rettungsmaßnahmen für vier Menschen eines gekenterten Segelbootes vor Fehmarn, für einen über Bord gegangenen Segler vor Schleimünde, half einer Inselfähre mit Maschinenausfall vor Juist und einem stark seekranken Segler auf der Außenweser.
Orth auf Fehmarn. Gegen 10.30 Uhr informierte eine Segelyacht die Seenotretter über eine gekenterte Jolle in der Orther Bucht südlich der Insel Fehmarn. Vier Menschen saßen auf dem Rumpf des Havaristen.
Noch bevor Rettungseinheiten der DGzRS den Unglücksort erreichen konnten, gelang es zwei kleinen Booten, darunter dem Beiboot „Aldebaran“ des Vermessungsschiffes „Capella“ des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie, jeweils zwei der Segler an Bord zu nehmen. Alle vier kamen mit dem Schrecken davon. Die „Aldebaran“ brachte sie in den Hafen von Orth auf Fehmarn.
Maasholm/Olpenitz. Auf Umwegen erfuhr die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS gegen 11.50 Uhr von einem über Bord gegangenen Segler vor Schleimünde. Dessen mitsegelnde Ehefrau hatte die dänische Polizei angerufen, diese wiederum die deutsche Landrettungsleitstelle Nord in Harrislee informiert und letztere schließlich die Seenotretter alarmiert. Eine genauere Positionsangabe des Unglücksortes lag nicht vor.
Die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS, die deutsche Rettungsleitstelle See, strahlte ein „Mayday Relay“ aus, um die gesamte Schifffahrt im Revier zu informieren. Das Seenotrettungsboot „HELLMUT MANTHEY“/Station Maasholm und der Seenotrettungskreuzer FRITZ KNACK/Station Olpenitz begannen bei nordöstlichen Winden um sechs Beaufort (bis 52 km/h Windgeschwindigkeit) und anderthalb bis zwei Metern Seegang die Suche vor Schleimünde. „Wir sind nacheinander die einlaufenden Boote angefahren, um die Crews zu befragen – mit schnellem Erfolg: Die dritte Yacht hatte den über Bord gegangenen Mann an Bord. Er war wohlauf und benötigte keine medizinische Hilfe“, berichtet Bruno Meyer, Schiffsführer der „HELLMUT MANTHEY“.
Direkt dahinter trieb die Yacht mit der Ehefrau des Verunglückten. Die „HELLMUT MANTHEY“ setzte einen Seenotretter über, um die Seglerin zu unterstützen. Das Seenotrettungsboot nahm die Yacht auf den Haken und schleppte sie ein. Die „FRITZ KNACK“ begleitete die andere Segelyacht mit dem Geretteten an Bord in den sicheren Hafen.
Juist. Gegen 12.15 Uhr wiederum meldete sich die Inselfähre „Frisia XI“ bei den Seenotrettern. Sie hatte soeben die Linie Norddeich – Juist bedient, ihre Passagiere auf der Nordseeinsel abgesetzt und war nun lediglich mit drei Besatzungsmitgliedern auf dem Weg nach Norderney. Kurz nach dem Verlassen des Juister Hafens war im Juister Wattfahrwasser die Maschine des gut 35 Meter langen Schiffes ausgefallen.
Mit dem Seenotrettungsboot „HANS DITTMER“ liefen die freiwilligen Seenotretter der Station Juist zum Havaristen. Die Seenotretter nahmen die „Frisia XI“ zunächst auf den Haken, um sie bei südöstlichen Winden um drei Beaufort und heftigen Regenschauern im engen Wattfahrwasser zu sichern. In den Hafen schleppen konnte die HANS DITTMER die wesentlich größere Fähre allerdings nicht alleine, da der Havarist stark nach Steuerbord gierte (ausbrach). Wegen des Komplettausfalls der Elektrik ließen sich die in ungünstiger Position stehenden Ruderblätter nicht mehr bewegen.
Das ebenfalls alarmierte Seenotrettungsboot „OTTO DIERSCH“/Station Norddeich musste allerdings nicht mehr eingreifen, da zwischenzeitlich die größere, gut 57 Meter lange Fähre „Frisia IX“ ihre Hilfe anbot. Während sie die „Frisia XI“ in Schlepp nahm, stellte die „HANS DITTMER“ über das Heck des Havaristen eine weitere Leinenverbindung her. „So haben wir verhindert, dass die Fähre beim Schleppen ausbrach“, erläutert Hauke Janssen-Visser, Vormann der „HANS DITTMER“.
Der Schleppverband erreichte sicher den Hafen von Juist. Dort wurde zwischenzeitlich mit der Reparatur der „Frisia XI“ begonnen.
Fedderwardersiel/Bremerhaven. Schwere Seekrankheit ist eine ernste Gefahr. Auf der Außenweser sind die Seenotretter am Nachmittag einem unterkühlten und stark seekranken Mann zu Hilfe gekommen. Die Segelyacht mit zweiköpfiger Crew war unterwegs von Helgoland zurück an die Küste. Weil sie nicht weitersegeln konnte, ankerte sie außerhalb des Fahrwassers. Gegen 16.25 Uhr alarmierte sie die Seenotretter.
Als erstes Schiff vor Ort war das BSH-Vermessungsschiff „Komet“. Es setzte ein Beiboot aus und brachte ein Besatzungsmitglied zur Unterstützung auf den Havaristen. Der Seenotrettungskreuzer „HERMANN RUDOLF MEYER“/Station Bremerhaven befand sich ebenfalls in der Nähe, er traf kurz darauf ein. Mit dem Tochterboot CHRISTIAN übernahmen die Seenotretter den Patienten. Sie versorgten ihn im Bordhospital der „HERMANN RUDOLF MEYER“ und brachten ihn mit Höchstfahrt nach Bremerhaven. Dort übergaben sie ihn an den Landrettungsdienst.
Das Beiboot der „Komet“ blieb bei der Segelyacht, bis das Seenotrettungsboot EMIL ZIMMERMANN/Station Fedderwardersiel eintraf. Die freiwilligen Seenotretter schleppten das Boot ebenfalls Richtung Bremerhaven. Die „HERMANN RUDOLF MEYER“ lief der „EMIL ZIMMERMANN“ entgegen, übernahm den Schleppanhang und bringt ihn zur Stunde nach Bremerhaven.
Text u. Foto: Die Seenotretter – DGzRS