Auf Tauchstation
Am 1. April startete beim Deutschen Marinebund offiziell die Sommersaison mit verlängerten Öffnungszeiten im Marine-Ehrenmal und dem Technischen Museum U 995 in Laboe. Passend dazu schickte der Freundeskreis U 995 rund eine Woche später das beliebte „Lebendige Museum U 995“ wieder auf Tauchstation.
Für ein Wochenende wurde am 6. und 7. April das Boot wieder authentisch in Szene gesetzt – und so zum Leben erweckt. Proviant, nautisches Besteck, Werkzeug, Kisten, Hängematten, Alltagsgegenstände und viele weitere Details, nahmen die Besucher und Besucherinnen mit auf eine Zeitreise. Die Guides, ausnahmslos ehrenamtliche Mitglieder des Freundeskreises, standen in historischen U-Bootfahrer-Uniformen, den Gästen nicht nur Rede und Antwort, sondern demonstrierten auch praktisch Handgriffe an Anlagen und Gerätschaften, wie beispielsweise das Bedienen der Schalttafeln der E-Maschine oder das Tippen auf einer historischen Schreibmaschine in der Offiziermesse.
Mit rotem Licht in der Zentrale, Motorenlärm im Maschinenraum und Schlagermusik der 1930er in den Wohn- und Schlafbereichen, wurde eine Atmosphäre der Vergangenheit erschaffen – inklusive unregelmäßiger „Pings“ durch Sonar, die durch den Rumpf schallten. An jeder Station wurden die Gäste von nah und fern – ein Gast kam extra aus Mexiko nach Laboe, um sich dieses Event anzusehen – von den Guides in Empfang genommen und bekamen lebhaft erklärt, was sich in jedem Raum befand und wie rund 55 Besatzungsmitglieder wochenlang in der Enge eines Typ VII C-Unterseebootes leben und arbeiten mussten.
Doch unter dem Motto „Da geit noch wat“ wurde dieses Mal mehr als sonst geboten: Neben einer größeren Anzahl Guides im Boot, gab es dieses Mal genug Personalstärke, um auch vor dem Boot eine Ausstellung im eigenen Großzelt anzubieten, bei der sich die Besucher und Besucherinnen Fotos und Filme aus der Geschichte von U 995, aber auch weitere Ausstellungsstücke aus dem Bordalltag ansehen konnten. Groß und Klein konnten sich an dieser Stelle zudem stilecht im Funken ausbilden lassen sowie die Funktionsweise der berühmten Schlüsselmaschine Enigma (als funktionierende Leihgabe der Hochschule der Medien Stuttgart) näher kennenlernen. Ebenso großes Interesse erzeugten auch Kurzvorträge im Liveformat zur Uniformierung und Verpflegung der Mannschaft an Bord. Für die kleinen Seebären wurde unter anderem das beliebte Spiel „Bilder- und Artefakte angeln“ angeboten, bei dem geangelte Bilder einer Station (Ort und/oder Jahreszahl) aus dem „Leben“ von U 995 zugeordnet werden können. Ostern war zwar schon vorbei, doch als kleines Highlight für die Jüngsten, konnte auch das auf dem Turm versteckte Freundeskreis-Maskottchen „Dieselhasi“ mit einem nachgebauten Sehrohr gesucht und entdeckt werden.
Neben vielen Fragen und neuen Mitgliedern gab es auch viele Spenden, die direkt in den Erhalt von U995 fließen werden. Eine besondere Sachspende kam von Jan-Peter Wierzoch und seiner Frau Tanja, die dem Freundeskreis ein Zeiss U-Bootfernglas von 1943 überreichten. Dieses Familienerbstück wurde einst von einem Offizier auf einem Bauernhof gegen Verpflegung für dessen Besatzung eingetauscht, von nun an wird es als seltenes Relikt in den künftigen Ausstellungen der Marinekameradschaft zu sehen sein. Wir bedanken uns herzlich!
Das nächste Lebendige Museum findet am 5./6. Oktober in Laboe statt. Eine Voranmeldung oder Reservierung ist nicht erforderlich.
Text: Katrin Anna Lehnen/Paul-Patrick Schröder, Fotos: Freundeskreis U 995
Die Stimmung ist gut: Die Vorbereitungen fanden nicht nur im Boot, sondern auch davor im eigenen Ausstellungszelt statt.