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Beginn der Motor-Restaurierung beim einzigen Ferrari-Boot

Das einzige mit einem Ferrari-Motor angetriebene Hydroplane-Rennboot der Geschichte zieht in seiner ursprünglichen Heimat, im italienischen Maranello, weltweite Aufmerksamkeit auf sich. Das 1952 unter der höchst persönlichen Beteiligung von Enzo Ferrari gebaute, geschichtsträchtige Hydroplane-Rennboot – das einzige seiner Art – wird gerade für sein anstehendes 70. Jubiläum vorbereitet. Dafür wird der Motor im berühmten Technikzentrum von Ferrari Classiche restauriert.

Das Boot, das den Namen Arno XI trägt, wurde gebaut, um Geschwindigkeitsrekorde zu brechen. Und tatsächlich kann es auf eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte zurückblicken, so etwa auf den 1953 aufgestellten und bislang nicht überbotenen Rekord von über 240 km/h auf dem Lago d’Iseo in Italien. Der erste Besitzer des Boots, Achille Castoldi, freundete sich 1951 mit den beiden Grand-Prix-Fahrern von Ferrari, Alberto Ascari und Luigi Villoresi, an. Die beiden berühmten Rennfahrer halfen Castoldi bei der Entwicklung eines Ferrari-Motors, der der einzige, jemals für ein Wasserfahrzeug gebaute werden sollte. Enzo Ferrari willigte ein, sich persönlich an dem Projekt zu beteiligen, und übernahm die Aufsicht über jeden einzelnen Schritt bei der Entwicklung und Erprobung des Motors. Der Chefkonstrukteur von Ferrari, Aurelio Lampredi, und das Ingenieurteam waren direkt in das Projekt einbezogen.

„Dies ist einer der bedeutendsten Motoren in der Geschichte von Ferrari“, sagte Luigino „Gigi“ Barp, Leiter von Ferrari Classiche, der Abteilung von Ferrari, die dafür verantwortlich ist, Ferrari-Oldtimer wieder in den Originalzustand zu bringen. „Wir haben schon die seltensten und wertvollsten Ferraris, die jemals gebaut wurden, restauriert, aber natürlich haben wir bisher nur an Motoren und Karossen von Autos gearbeitet. Die Restaurierung dieses 1952er Ferrari-Motors, der speziell für diese einzigartige Konstruktion handgefertigt wurde, ist für uns am Hauptsitz von Ferrari das Aufregendste, das wir je erlebt haben.“

„Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Top-Techniker von Ferrari und erhalten die Gelegenheit, an exakt den Teilen arbeiten zu dürfen, die Enzo Ferrari höchst selbst mitgeschaffen und mitentwickelt hat“, sagte Milton Verret, Geschäftsmann aus Austin und vierter und derzeitiger Besitzer des Boots. „Für einen Sammler von einmaligen und seltenen Ferraris gibt es nichts, was vergleichbar wäre mit einem Rennboot, das von einem Formel-1-geeigneten Ferrari-Motor angetrieben wird. Und nehmen Sie dann noch die persönliche Beteiligung von Enzo Ferrari hinzu, dann haben Sie einen funktionierenden Motor, für den die meisten Motorsport-Enthusiasten bereit wären zu sterben. Genau das macht die Einzigartigkeit aus.“

Der Motor mit Baujahr 1952, der auch heute noch als Aufbau auf dem Arno XI sitzt, ist heute ein Type 375 4,5-Liter-V12 Ferrari-Motor (das Baujahr 1952 ist in den Motorblock eingraviert). Derselbe Motortyp war in dem Ferrari eingebaut, der das Autounternehmen ein Jahr zuvor beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone zum ersten Sieg überhaupt bei einer Formel-1-Weltmeisterschaft führte. Der Motor verfügt über ein Verdichtungsverhältnis von 12:1, womit er genug Kraft hat, um den Zweiblatt-Propeller auf 10.000 U/min zu bringen. Der Motor ist mit einer Doppelmagnetzündung ausgestattet und er verfügt über 24 statt der üblichen 12 Zündkerzen. Die Verwendung von Magneten anstelle von Verteilerkappen stellt sicher, dass der Motor auch dann noch läuft, wenn er unter Wasser ist.

Ursprünglich erreichte der Ferrari-Motor 350 PS. Aber Enzo Ferrari ordnete nach einigen anfänglichen Tests und Rennen zu Beginn des Jahres 1953, und obwohl das Boot ohne Probleme auf über 160 km/h beschleunigen konnte, an, den Motor für Methanolkraftstoff anzupassen, damit ein höheres Verdichtungsverhältnis erreicht werden konnte. Er fügte zwei Roots-Kompressoren (bzw. Doppelkompressoren oder Twin Supercharger) und ein Paar massive Vierfach-Choke-Vergaser hinzu. Das führte dazu, dass es der Motor schlussendlich auf eine Leistung von mehr als 500 PS brachte. Das Boot kann auf eine erfolgreiche Geschichte voller Geschwindigkeitsweltrekorde verweisen, und alle gehen auf diesen Ferrari-Motor zurück.

„Sobald mein Team bei Ferrari mit seiner Arbeit an dem Motor fertig ist, wird er genauso laufen wie 1952, als Castoldi und unser Firmengründer, Enzo Ferrari, den Motor zum ersten Mal starteten“, fügte Barp hinzu.

„Ich wollte sicherstellen, dass das Boot rechtzeitig zu seinem 70. Geburtstag in einem perfekten Zustand ist“, sagte Verret. „Hier geht es vor allem darum, die Geschichte von Ferrari zu bewahren. Solche Raritäten sorgen dafür, dass Ferrari so viele Millionen Dollar wert ist. Und ein solches ‚ein-einmaliges‘ Boot zu haben, ist unbezahlbar.“

Seit 2012 ist das Arno XI von Verret als Leihgabe an die beiden weltberühmten Ferrari-Museen vergeben. Bis heute haben sich Hunderttausende von Besuchern das Boot angesehen. Es wurde zusammen mit dem Formel-1-Gewinnerauto von Ferrari von 1951 ausgestellt, um die Dominanz von Ferrari auf der Straße und auf dem Wasser zu demonstrieren.

Barp sagte weiter: „Dieses Kapitel in der Geschichte von Ferrari ist noch nicht abgeschlossen. Unsere Motoren sind wirklich dafür gemacht, ewig zu laufen – selbst noch nach fast 70 Jahren, und es ist eine Ehre, diese Konstruktion, die es kein zweites Mal gibt und die in Handarbeit speziell angefertigt wurde, jetzt im Laden von Ferrari Classiche zu haben. Milton Verret hat sie uns anvertraut und wir tun dasselbe für die begeisterten Ferrari-Fans auf der ganzen Welt.“

Ferrari Classiche erwartet, dass die Arbeiten an dem Ferrari-Boot zum Herbstanfang abgeschlossen sein werden. Für diese Zeit plant Milton Verret eine Welttour, auf der er das Boot den Ferrari-Fans überall zeigen will.

Text u. Foto: Milton Verret

 

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