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Bilanz des BSH

Die Taufe des neuen Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiffes (VWFS) ATAIR, neue Entwicklungen in der Offshore-Windenergie, der Ausbau der Messnetze für Schiffsemissionen sowie Unterwasserschall in Nord- und Ostsee waren einige der Themen, die das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) im Jahr 2019 beschäftigten.

„Die Aufgaben des BSH haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt“, betonte die Präsidentin des BSH, Dr. Karin Kammann-Klippstein, anlässlich der Bilanz des Jahres 2019. „Das BSH als die zentrale maritime Behörde in Deutschland sorgt nicht nur für den Interessensausgleich zwischen Schutz und Nutzung der Meere, sondern gestaltet im Rahmen seiner gesetzlichen Zuständigkeiten für Offshore-Windenergie auch die Energiewende in Deutschland aktiv mit. Darüber hinaus kommt die vom BSH durchgeführte Überwachung immer strengerer Vorschriften zur Reduzierung von Schadstoffausstoß durch Schiffe auch den Menschen an der Küste zugute.“ Das sei im Jahr 2019 sehr deutlich geworden.

Auch bei seiner eigenen Flotte geht das BSH mit gutem Beispiel voran. So wird das VWFS ATAIR als erstes seegehendes Behördenschiff für Spezialaufgaben sowohl über den emissionsarmen LNG – Antrieb verfügen als auch mit umweltfreundlichem Design und geräuscharmer Technik ausgestattet sein. Neben der Seevermessung werden Untersuchungen von Sedimenten und der Wassersäule in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) von Nord- und Ostsee ebenso zu seinen Aufgaben gehören wie die Erprobung von Navigationsausrüstungen für die Schifffahrt. Seine Einsatzgebiete werden die Nordsee bis hoch in den Nordatlantik und die Ostsee sein. Die Indienststellung ist für Mai 2020 geplant.Mit der aktiven Mitgestaltung der Energiewende im Bereich der Offshore-Windenergie leistet das BSH einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. 2019 gingen fünf Offshore-Windparks mit 284 Windenergieanlagen und einer Gesamtleistung von 2.032 MW in Betrieb. Damit sind in der deutschen AWZ 1.391 Windenergieanlagen mit ca. 7.120 MW am Netz.

Im Oktober 2019 beschloss das Bundeskabinett, den Offshore-Deckel anzuheben und den Ausbau der Offshore-Windenergie von 15 GW auf 20 GW im Jahr 2030 zu erhöhen. Der Flächenentwicklungsplan, den das BSH 2019 als das zentrale Planungsinstrument für die Nutzung der Windenergie auf See herausgegeben hat, wird nach Schaffung der gesetzlichen Grundlagen in der anstehenden Fortschreibung an das neue Ausbauziel angepasst. Forschungsergebnisse zu großräumigen Abschattungseffekten von Windenergieanlagen wird das BSH in der Fortschreibung ebenso berücksichtigen wie neue Erkenntnisse zur Verteilung des Schiffsverkehrs in der AWZ. Die Ausweisung von Flächen für innovative Energiegewinnung, zum Beispiel durch Umwandlung von Windenergie in Wasserstoff, werde weiterverfolgt, berichtete Dr. Kammann-Klippstein.

Zur Unterstützung der Offshore-Windenergie und weiterer Nutzer aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung hat das BSH 2019 den Umfang der bereitgestellten physikalischen Umweltparameter, insbesondere der Seegangsdaten, erweitert. Die an den Forschungsplattformen FINO 1, 2 und 3 gewonnenen meteorologischen und ozeanographischen Daten sind in standardisierter Form als FINO-Datensätze zugänglich. In einer Seegangsdatenbank hält das BSH auch qualitätsgeprüfte Seegangsdaten vor. Die bereitgestellten Daten sollen unter anderem eine genauere Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für Windparkbetreiber sowie eine effizientere Einsatzplanung für Offshore-Logistik ermöglichen.

Seit dem 1. Januar 2020 gilt weltweit für die Schifffahrt der Grenzwert 0,50 Prozent Kraftstoffschwefelgehalt, in Nord- und Ostsee gilt seit 1. Januar 2015 bereits ein Grenzwert von 0,10 Prozent Kraftstoffschwefelgehalt. Zur Überwachung von Schiffsemissionen baut das BSH im deutschen Küstenraum schrittweise ein Schiffsabgasmessnetz auf. In Bremerhaven, Wedel und Kiel arbeiten bereits Messstationen. An den Stationen wurden seit 2018 insgesamt über 19.000 Abgasfahnen analysiert. Bei über 99 Prozent der überprüften Schiffe wurden keine auffällig hohen Schwefelemissionen gemessen. Im Küstengebiet zeigt sich im Vergleich zum Referenzjahr 2014 ein Rückgang der Schwefeldioxidkonzentration in der Atmosphäre von 50 bis 70 Prozent.

Außerdem hat das BSH in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei See sechs Tage lang die Messung von Schiffsemissionen auf dem Meer erprobt. Mit einer mobilen Station auf einem Einsatzschiff wurden rund 100 Abgasfahnen von 67 Schiffen analysiert. Die Ergebnisse stimmen mit den Erkenntnissen der Landmessungen überein. Eine mögliche Fortsetzung dieser Zusammenarbeit wird geprüft. Ab 2020 wird das VWFS ATAIR mit einer fest installierten Luftmessstation Schiffsemissionen auf Nord- und Ostsee messen.

Nachdem das BSH mit der Anordnung von Schallgrenzwerten für Impulsschall erfolgreich die akustischen Belastungen für Meeressäuger während der Rammarbeiten für Offshore-Windenergieanlagen reduziert hat, arbeitet es zurzeit in enger Zusammenarbeit mit anderen Anrainerstaaten am Aufbau eines Messnetzes für Dauerschall in Nord- und Ostsee. Die Schallmessstationen erweitern das Marine Umweltnetz in Nord- und Ostsee (MARNET).

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Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) ist die zentrale maritime Behörde in Deutschland. Rund 850 Menschen in rund 100 Berufen befassen sich mit Aufgaben in der Seeschifffahrt, der Ozeanographie, der nautischen Hydrographie, der Offshore-Windenergie und der Verwaltung. Fünf eigene Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiffen operieren in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone von Nord- und Ostsee. Das BSH arbeitet international in mehr als 12 Organisationen und etwa 200 dort angesiedelten Gremien unter anderem bei der Entwicklung internationaler Übereinkommen mit. Das BSH ist eine Bundesoberbehörde und Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur mit Dienstsitzen in Hamburg und Rostock.

Text: BSH

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