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Boris Herrmann in den Top 5 der Vendée Globe 2020/21

Er hat es geschafft! Am 28.01.2021 um 10:19 Uhr UTC, 11:19 Uhr deutscher Zeit, segelte Boris Herrmann nach genau 80 Tagen, 20 Stunden, 59 Minuten und 45 Sekunden auf See über die Ziellinie vor Les Sables-d’Olonne und ist damit der erste deutsche Skipper in der Geschichte der Vendée Globe, der dieses Rennen bewältigt hat. Nach insgesamt 28 448 gesegelten Meilen erreichte seine Seaexplorer-Yacht Club de Monaco als fünftes Boot der Flotte das Ziel, 4 Stunden 34 Minuten hinter dem Franzosen Thomas Ruyant.

Die Zeitgutschriften für drei Skipper infolge ihrer Beteiligung an der Rettung des Seglers Kevin Escoffier im Südatlantik sorgten allerdings noch für Verschiebungen im endgültigen Ranking. Yannick Bestaven überholte nach berechneter Zeit Charlie Dalin im Classement und ist damit Sieger der 9. Ausgabe der Vendée Globe.

Trotz der unglücklichen Kollision mit einem Fischtrawler gestern Abend, nur knapp 90 Seemeilen vor dem Ziel, hat Boris Herrmann seine nonstop Weltumseglung bravourös gemeistert, seinen persönlichen Traum einer Top 5 Platzierung erfüllen können, täglich viele tausende Fans virtuell an Bord genommen und im deutschen Segelsport Geschichte geschrieben.

Nach seiner Ankunft sagte Boris: „Ich habe das Abenteuer vollbracht. Es ist schon lange her, mehr als 20 Jahre, dass ich davon geträumt habe, es war ein Kindheitstraum. Die Vendée Globe ist etwas Außergewöhnliches. Ich bin damals hierher nach Les Sables d’Olonne gekommen, habe mehrere Starts des Rennens gesehen. Und jetzt habe ich es geschafft! Es fühlt sich wirklich gut an, diesen Traum zu erfüllen! Es war eine Teamleistung, die Vorbereitung des Bootes, alles um dieses Rennen herum, und unssere Mission umfasste auch Wissenschaft und Bildung. Ich freue mich schon darauf, diese Leistung mit allen Teammitgliedern zu feiern. Das ist der beste Teil des Rennens. Das, was letzte Nacht passiert ist, hat mir das Herz gebrochen, aber Ende gut, alles gut. Ich bin mit meiner Position unter den gegebenen Umständen zufrieden. Ich beende das Rennen mit einer guten Platzierung. Der Schaden am Boot lässt sich reparieren, die Struktur des Bootes ist nicht betroffen, also ist es nicht so schlimm.
Die Vendée Globe hat mich verändert, ich bin mir allerdings immer noch nicht sicher, wie genau. Ich habe gelernt, geduldig zu sein. Man muss 80 Tage warten, um das Rennen zu beenden, nun ist es ein großartiges Gefühl.“

Großer Freund und Mitgründer des Team Malizia, Pierre Casiraghi, kommentierte: „Es ist eine außergewöhnliche Leistung. Sein Umgang mit dem großen Schaden, den er letzte Nacht hatte, zeigt, was für ein großartiger Segler er ist. Er hatte alle Qualitäten, die man braucht, um ein großes Rennen zu absolvieren, er hat mehr als das getan. Es ist einfach außergewöhnlich, ich bin sehr stolz auf ihn.“

Spannender hätte es  nicht gehen können
In den letzten Tagen auf dem Nordatlantik gaben die Skipper noch einmal alles und studierten ihre Navigation bis ins letzte Detail. Auf Höhe der Azoren entschieden sich Louis Burton (Bureau Vallée 2), Charlie Dalin (Apivia) und Boris Herrmann für eine östliche Route, während Thomas Ruyant (LinkedOut) und Yannick Bestaven (Master CoQ IV) weiter nach Norden segelten, um dort von stärkeren Winden eines Tiefdruckgebiets zu profitieren. Später setzte auch Louis seinen Kurs nach Norden ab.
In den frühen Morgenstunden des letzten Renntags wählten Boris und Charlie schließlich die kürzere südliche Route, vorbei am Kap Finisterre und der spanischen Nordküste, um von dort aus in einem Schlag bei Westwind nach Les Sables-d’Olonne zu segeln. Die Taktik ging für Boris Herrmann auf, er lag sicher auf Platz drei und hatte gute Chancen auf eine noch bessere Platzierung, bis die Kollision mit dem Fischtrawler kurz vor dem Ziel seine Weiterfahrt unter hoher Geschwindigkeit unterbrach. „Insgesamt ist Boris ein cleveres Rennen gesegelt“, sagte Will Harris, Co-Skipper des Team Malizia, „er hat schon einige Weltumsegelungen hinter sich und seine Erfahrung hat ihm bei dieser Vendée Globe sehr geholfen. Darüber hinaus ist Boris der Skipper, der die meisten Seemeilen an Bord seiner IMOCA zurückgelegt hat. Er hatte die Fähigkeit, auf das Podium zu kommen, ohne es jemals laut zu sagen.“

Erfolgreiche wissenschaftliche Mission
Während der Weltumsegelung hat Boris Herrmann mit Hilfe des autonom arbeitenden Labors an Bord rund um die Uhr wertvolle ozeanografische Daten gesammelt und an die Wissenschaftler vom Max-Plack Institut für Meteorologie in Hamburg, Geomar in Kiel und Ifremer in Brest weitergeleitet. Es wurde unter anderem der CO2-Wert, die Temperatur und der Salzgehalt jeweils an der Meeresoberfläche kontinuierlich über die Strecke von knapp 28 500 Seemeilen gemessen, sodass der wissenschaftlichen Gemeinschaft nun erstmals ein umfangreicher Datensatz auch aus den abgelegensten Regionen der Erde zur Verfügung steht. Bisher gab es so gut wie keine Daten aus dem Südlichen Ozean. Damit war die wissenschaftliche Mission im Zuge der Vendée Globe ein voller Erfolg. Die gemessenen Parameter ermöglichen es den Wissenschaftlern, die Auswirkungen des Klimawandels auf den Ozean besser verstehen zu können, und gleichzeitig festzustellen, wie der Ozean den Klimawandel mäßigt.

Text: Team Malizia, Foto: Martin Keruzoré / Team Malizia

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