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Am 22. August 2021 hüllten sich zehn ehemalige Fregatte-Braunschweigfahrer in seltsame Gewänder, um auf dem ehemaligen Wohnschiff der Marinekameradschaft Wilhelmshaven „Arcona“ im Zusammenwirken mit der Marinekameradschaft Wilhelmshaven von 1894 und dem Deutschen Marinebund ein sogenanntes Räumex. durchzuführen. Hierbei wurden die Lasten, Stauungen und Hellegatts der „Arcona“ um fünf Standard-Müllcontainer erleichtert. Die „Arcona“ bereitet sich auf eine eventuelle Werftliegezeit vor.

Die etwa 200 Mann starke Bordgemeinschaft der ehemaligen Braunschweigfahrer rückte in der Woche vom 22. bis zum 26. August 2021 mit einer Delegation von zehn Ehemaligen an, um sich für das geplante Räumex. auf der „Arcona“ einzuquartieren. Unterstützt wurde das Räumex. von Heimschläfer „Ortsansässige“ der „F225“, die sich zur Frühmusterung und Arbeitseinteilung an Bord einfanden, um gemeinsam den Kampf gegen die Altlasten der „Arcona“ aufzunehmen.

Im Verlauf der Woche wurde die „Arcona“ in einer seemännischen und logistischen Meisterleistung um diverse Altlasten erleichtert, was zum Ende der Räumex. zur Folge hatte, das die „Arcona“ etwa zehn “dokumentierte“ Zentimeter mehr aus dem Wasser ragte als vor der Räumex. Parallel wurden kleinere Reparaturen vorgenommen.

Das Wohnschiff „Arcona“ dient der Bordgemeinschaft der Fregatte „Braunschweig“ seit 2013 als Dreh- und Ankerplatz für ihre jährlich stattfindenden Crew-Treffen. 2020 musste das Treffen coronabedingt ausfallen.

Das maritime Ambiente der „Arcona“ und der zentrale Liegeplatz am Bontekaj ließen die „Arcona“ in den letzten Jahren nicht nur für die Braunschweigfahrer, sondern auch für andere Kameradschaften/Crews zu einem neuen Heimathafen Wilhelmshaven werden. Seit drei Jahren unterstützt die „Braunschweig“-Crew die Marinekameradschaft Wilhelmshaven durch sogenannte Pönexe (PönEx: Dieser Begriff setzt sich aus dem plattdeutschen Wort “pönen” für malen/anstreichen und der Abkürzung “Ex” für Exercise, also Übung, zusammen). Hierbei entwickelte sich eine kameradschaftlich maritime Freundschaft zwischen der „Braunschweig“-Crew und der Marinekameradschaft Wilhelmshaven.

Im Anschluss an die Räumex. wurde das offizielle Crew-Treffen an Bord der „Arcona“ unter dem Motto „Es kann nur Eine geben“ gefeiert. Circa vierzig Ehemalige kamen dem Ruf nach und verlegten dazu aus allen Teilen Deutschland ins Manövergebiet nach Wilhelmshaven auf die „Arcona“.

Die Crew der „Braunschweig“ wird und möchte sich auch nach der Übergabe an den Deutschen Marinebund beziehungsweise an die neu gegründete ARCONA Verwaltungs- und Betriebs GmbH, im Zusammenwirken mit der MK Wilhelmshaven, um die Instandhaltung der „Arcona“ an ihrem Liegeplatz im Großen Hafen an der neuen Museumsmeile kümmern.

Die „Arcona“ als maritimes Denkmal und schwimmende Begegnungsstätte für alle jungen und jung gebliebenen, maritim Interessierten zu erhalten, dafür wird sich die Crew der „Braunschweig“ auch weiterhin gerne einsetzen. Die „Arcona“ ist eine Plattform gelebter Marinekameradschaft, nicht nur für die Bordgemeinschaft der Fregatte „Braunschweig“.

Ein kurzer Blick zurück in die Geschichte:

Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre des vorigen Jahrhundert stellte die junge Bundesmarine sechs Neubauten, sogenannte GELEITBOOTE, die durch die Bau Werft H.C. Stülcken Sohn in Hamburg-Steinwerder auf Kiel gelegt wurden, in Dienst. Zu Beginn in Cuxhaven, als die „fehgrauen Schwäne“ der Ostsee stationiert wurden, verlegte das 2. Geleitgeschwader im April 1968 nach Wilhelmshaven.

Ab 1982 trennte sich die Marineführung leider von diesen außergewöhnlich schönen Schiffen: Die “Köln” kam als Übungshulk nach Neustadt/Ostsee zur dortigen Schiffssicherungslehrgruppe, die “Augsburg” wurde 1989 in Hamburg verschrottet. Die vier verbliebenen Fregatten “Emden”, “Karlsruhe”, “Lübeck” und “Braunschweig” wurden zum symbolischen Preis von je einer DM der türkischen Marine übergeben und versahen nachfolgend mit neuen Besatzungen ihren Dienst im Schwarz- und Mittelmeer. Die “Braunschweig” sollte nach ihrer Übergabe im Sommer 1989 an die türkische Marine als schwimmendes Ersatzteillager für die drei anderen Fregatten sozusagen “kannibalisiert” werden.

Nachdem ihr Schwesterschiff „Emden“, die als „Gemlik“ ihren Dienst in der türkischen Marine versah, einem Brand zum Opfer gefallen war, wurde die ex. Fregatte „Braunschweig“ außerplanmäßig unter dem Namen „Gemlik“ für die türkische Marine in Dienst gestellt und tat dort noch einige Jahre aktiven Dienst.

Zwischen der Bordgemeinschaft Fregatte „Braunschweig“ und der ex. Crew der „Gemlik“ ex. „F225“ besteht seit einiger Zeit ein freundschaftlicher und kameradschaftlicher Kontakt. Unter dem Motto “One Ship – One Crew“ pflegen und leben die ex. Braunschweigfahrer seit Jahren den Spirit und die Verbundenheit zu ihrer „F225“.

Text: Roland Berghorn, Fotos: Bordgemeinschaft Fregatte Braunschweig

Container mit Altlasten

Die "Arcona" am Bontekaj

Fregatte "Braunschweig"
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