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Ehrung der japanischen Seeleute

Als am 30. März 1944 die 51 japanischen U-Bootfahrer unter dem Befehl ihres Kommandanten, Kapitänleutnant Norita Sadatoshi, in Kiel ausliefen, ahnten sie nicht, dass es dem Feind leichtfallen würde, den Weg ihres U-Bootes mit der Kennung RO 501 in Richtung Japan aufzuspüren. Schuld daran war, dass den US-Amerikanern zu diesem Zeitpunkt die Dechiffrierung des japanischen Funkverkehrs gelungen war. So lauerte bereits in Höhe der Kapverdischen Inseln ein U-Boot-Jagdgeschwader mit sechs US-Zerstörern auf die Japaner, die sich auf Südkurs Richtung Kap der Guten Hoffnung befanden.

Als die US Navy am 13. Mai Sonarortung aufnahm, wurde das U-Boot, an dessen Turm der Kommandant Sadatoshi die japanische und deutsche Seekriegsflagge als Zeichen der Waffenbrüderschaft angebracht hatte, sofort mit den modernen Hedgehog-Granaten bekämpft und versenkt.

Die Nachricht löste bei den deutschen Marinekameraden Trauer und Bestürzung aus. Das U-Boot, das knapp ein Jahr zuvor bei der Deutschen Werft AG vom Stapel lief, hieß nämlich ursprünglich U 1224 und war der 31. U-Bootflottille unterstellt. Die deutsche Seekriegsführung wollte ihrem fernöstlichen Verbündeten mit der Überlassung einiger Modelle die deutsche U-Boot-Kampftaktik schmackhaft machen. Die auf Großkampfschiffen basierende Flotte der Kaiserlichen Marine unter Großadmiral Isoroku Yamamoto nutzte im Pazifikkrieg ihre U-Boote nur als unterstützende Aufklärungseinheiten und wich damit völlig von der effektiven deutschen Rudelkampftaktik ab, mit der diese verstärkt seit 1942 die Alliierten im Nordatlantik auf Trab hielten.

Vor der Übergabe der U-Boote, die auf höchster Stelle zwischen Berlin und Tokio arrangiert wurde, bildete die vorherige deutsche Besatzung japanische Marinesoldaten in Bedienung und Taktik aus, woraus sich eine enge kameradschaftliche Verbundenheit entwickelte. Der einstige Maschinenmaat Alfred Stender gehörte zu dieser Mannschaft. Da er ein Gedenken am U-Boot-Ehrenmal in Kiel-Laboe an die Gefallenen der RO 105 vermisste, ließ Stender, der zuvor mit Unterstützung der japanischen Botschaft in Berlin mit den Angehörigen der Gefallenen in Japan Kontakt aufnahm, zum 50. Jahrestag des Untergangs eine Gedenktafel anfertigen. Nach seinem Tod wurde diese auf dem Gelände der Marinekameradschaft Berlin-Köpenick aufgestellt, bei der Stender Mitglied war.

Genau dort, vis-a-vis dem Köpenicker Schloß am Dahmeufer gelegen, wurde am 13. Mai 2024 der gefallenen Seeleuten zum achtzigsten Jahrestag gemeinsam mit einer Delegation der Deutsch-Japanischen Gesellschaft und dem Militärattaché Oberst i.G. Naotomo Yamazoe von der Botschaft in Berlin in einer Feierstunde gedacht. MK-Vorsitzender Stefan Kisro klärte vor der Totenehrung in einem Kurzvortrag die etwa vierzig Gäste und MK-Angehörigen über das Schicksal von RO 105 auf. Nach der Kranzniederlegung mit Bläserbegleitung „Zum guten Kameraden“ blieb bei gereichten Hors d’oeuvre und Getränken noch etwas Zeit für einen deutsch-japanischen Austausch.

Text u. Fotos: Matthias Bäkermann

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