Flotte verstärkt Aktivitäten
Am Samstag, den 26. Februar 2022 um 10 Uhr, wird die derzeit in Wilhelmshaven liegende Korvette „Erfurt“ auslaufen, um sich der Standing NATO Maritime Group 1 (SNMG 1) anzuschließen. Der Marineverband ist vor allem für die Kontrolle und den Schutz strategisch wichtiger Seewege in Nordatlantik, Nordsee und Ostsee zuständig.
Die Korvette der Klasse K130 war eigentlich letzte Woche Samstag aus ihrem Heimathafen Warnemünde ausgelaufen, um an der UNIFIL-Mission (United Nations Interims Force in Lebanon) vor der libanesischen Küste teilzunehmen. Aktueller Anlass dieser Maßnahme ist die im Moment zugespitzte Russland-Ukraine-Krise und die verstärkte Bedrohung, die insbesondere Deutschlands Partner in Osteuropa wahrnehmen. „Für die Politik zeigt dies, dass die Marine in dieser schwierigen Situation politische Schwerpunktsetzungen mit geringem Aufwand, maximaler Aufmerksamkeit und dazu meist noch im hoheitsfreien Raum der Hohen See demonstrieren kann. Dem potentiellen Gegner ebenso wie dem in Bedrängnis stehenden Alliierten und Wertepartner“, betont Vizeadmiral Jan C. Kaack (59), Befehlshaber der Flotte.
Die Verstärkung der Aktivitäten an der Nordflanke sind ein konkreter Ausdruck der Deutschen Marine für die enge Verbundenheit mit ihren Bündnispartnern. Unsere Alliierten und Bündnispartner können darauf vertrauen, dass die Deutsche Marine ihren Beitrag zur Stärkung der Einsatz- und Verteidigungsbereitschaft der NATO leistet.
Hintergrundinformationen zur Standing NATO Maritime Group 1
Die Standing NATO Maritime Group 1, kurz SNMG 1, besteht wie die SNMG 2 in der Regel aus mehreren Zerstörern und Fregatten sowie einem Versorgungsschiff der Flotten nahezu aller NATO-Mitgliedsstaaten – darunter immer ein Schiff aus Deutschland. Mit diesen Marineschiffen sind die Hauptfähigkeiten des Verbands vor allem Kontrolle und Schutz strategisch wichtiger Seewege. Im Frieden operiert die Standing NATO Maritime Group 1 vor allem in Nordatlantik, Nordsee und Ostsee, kann bei Bedarf aber sofort in andere Krisengebiete verlegt werden.
Diese Maritime Group ist die älteste der NATO. Gegründet wurde der Marineverband bereits 1967 als „Standing Naval Force Atlantic“; 2005 erhielt er seine jetzige Bezeichnung.
Neben den Einsätzen, die vom Bundestag mandatiert sind, beteiligt sich die Deutsche Marine laufend an den vier multinationalen Flottenverbänden der NATO. Solche sogenannten anerkannten Missionen gehören zu Deutschlands Verpflichtungen gegenüber dem Bündnis auch in Friedenszeiten. Zu ihnen stellt die Marine permanent Schiffe und Boote ab.
In der Praxis sind diese Missionen nur teilweise den mandatierten Einsätzen ähnlich, darunter etwa die mehrere Monate Abwesenheit der teilnehmenden Soldatinnen und Soldaten von zuhause. Die wohl wichtigsten Unterschiede zu den Einsätzen sind, dass es die NATO-Verbände erstens teils seit Jahrzehnten gibt und sie zweitens regional nur sehr grob begrenzt sind.
Auch deshalb sind sie schnell verfügbare maritime Reaktionskräfte, mit denen das Bündnis bei eventuellen Krisen oder Konflikten flexibel operieren kann. Die Marineverbände gehören daher zur NATO Response Force; und in dieser Formation sind sie der Anteil der Seestreitkräfte an der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) – der Speerspitze der NATO, die permanent einsatzbereit ist. Zwei der Verbände haben die Fähigkeit großflächig Seewege zu schützen, die zwei anderen sind auf die Abwehr von Seeminen spezialisiert.
Die Maritime Groups sind dem Allied Maritime Command (MARCOM), mit seinem festen Hauptquartier in Northwood bei London, unterstellt. Ihre direkte Führung durch einen Kommandeur auf einem Flaggschiff rotiert jährlich unter den NATO-Partnern. Auch die teilnehmenden Schiffe und Boote wechseln regelmäßig.
Wie ihre Partner entsendet die Deutsche Marine nur Schiffe und Boote, die komplett ausgebildet und ausgerüstet sind. Um diese Einsatzbereitschaft auf einem hohen Niveau zu halten, nehmen die Maritime Groups an verschiedenen nationalen und internationalen Manövern teil. Diese laufende Ausbildung gehört genauso zu den Aufgaben der Verbände wie die militärische Abschreckung oder, wenn nötig, Embargokontrollen, Such- und Rettungsoperationen sowie humanitäre Not- und Katastrophenhilfe.
Nicht zuletzt aber dienen Schiffe und ihre Besatzungen als Botschafter in Blau: Die Verbände besuchen regelmäßig verschiedene Häfen in verbündeten oder befreundeten Staaten.
Text u. Foto: PIZ Marine