Freude entlang der Autobahn
Heinz Schmied, stellvertretender Leiter des Landesverbands (LV) Westfalen und Jugendleiter im LV hat bereits zum siebten Mal mit Silke Gröschner einen lieben Gruß für Berufskraftfahrer organisiert. Mit Nikolaustüten haben sie für ein Lächeln während der langweiligen Wartezeit an Weihnachten gesorgt.
Wenn Seeleute in einem Hafen stranden, dann helfen die Seemannsheime. Dort ist man unter sich, gestaltet die Freizeit und bei Problemen wird geholfen. Einsame Tage, gerade wie zuletzt an Weihnachten, kennen aber auch die Lkw-Fahrer, die sich auch mal länger an den Autobahnraststätten einrichten müssen. Schmied kennt das Schicksal der Trucker, die auch rund um Hamm, entlang der A1 und A2, die Feiertage verbringen mussten, aus eigener Erfahrung.
An den Raststätten an der Autobahn 2, in Rhyner und dem Rastpark Lippetal in Uentrop, sowie dem Tankhof Bockum-Hövel/Werne an der A1, sorgte das Duo, unterstützt von Gröschners Tochter Jana, für einen kurzen Moment der Zuwendung. „Da konnte uns auch das Virus nicht von abhalten“, sagt Gröschner. Sie würden schon sehr auf den Abstand und die Maskenpflicht achten, somit fühlten sie sich sicher. Für dieses Jahr hatten die Ehrenamtler 280 Nikolaustüten vorbereitet und neben den Fahrern bekamen auch die Mitarbeiter der Raststätten eine Tüte.
„Wer dann einmal die emotionale Dankbarkeit erlebt hat, der weiß um den Trennungsschmerz der Fahrer“, sagt Schmied. Viele lehnten zunächst ab, da sie nicht damit rechnen beschenkt zu werden, sagt Schmied. Das sei aber meist schnell geklärt und dann freuten sich die Trucker wie die Kinder. Am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag herrscht ein Fahrverbot, dazu kommt die Planung der Speditionen, sodass viele auch länger an ihre Standplätze gefesselt sind. „Bei mir geht es zum Glück Montag wieder weiter“, sagte der überraschte Lukasz Szkipek aus Polen, den es nach Uentrop verschlagen hatte. Er kenne so etwas Nettes bislang gar nicht und freue sich darüber sehr.
„Die meisten Fahrer sind ja aus Osteuropa und haben gar nicht das Geld, um sich den Aufenthalt zu verschönern“, weiß Silke Gröschner, deren verstorbener Mann selbst Fernfahrer war. Schmied war selbst lange Kraftfahrer und so begannen sie schließlich mit diesem Einsatz. „In diesem Jahr mussten wir gar nicht so viel einpacken, da wir über Sponsoren bereits 140 fertige Tüten mit einem Nikolaus und anderen Süßigkeiten bekamen“, so Schmied.
So waren sie nur rund sechs Stunden mit Packen beschäftigt und konnten am 1. Weihnachtstag pünktlich mit ihrer Bescherungs-Tournee beginnen. Damit sie die Fahrer beschenken können ohne zu stören, gehen die Helfer systematisch vor: Sobald sich im Führerhaus etwas bewegt, wird geklopft. „Wenn alles still ist, lassen wir die Fahrer natürlich schlafen“, sagt Gröschner. Für diesen Fall hinterlassen sie dann noch einige Tüten an den Raststätten, die von den Mitarbeitern ausgegeben werden. „Die wissen ja, wer an diesen ruhigeren Tagen zu ihrer Kundschaft gehört“, so Schmied.
Konstantin Schierl, der am Rastpark Lippetal arbeitet, unterstützt die Aktion gerne: „Gerade jetzt wird ja auch durch die Grenzproblematiken einiges an Aufenthalten länger. Umso mehr finde ich das eine klasse Idee.“ Unterstützung erfahren die Beschenker auch von anderer Seite: „Wir machen das ja ehrenamtlich und können nicht alles selbst kaufen“, sagt Schmied. Umso erfreuter seien sie darüber, dass sie unmittelbar vor Weihnachten in einigen Geschäften die übrig gebliebene Weihnachtsware kostenlos abholen dürften. Dann werde, je nachdem was sie erhalten, umgepackt. „Gerade zu Weihnachten denkt ja niemand sonst an die Trucker“, so Gröschner.
Text und Fotos: Peter Körtling