headerbild Wir sind Weltbürger.

Kein gewöhnlicher Einsatz

Am Montag, den 7. Februar 2022 um 10 Uhr, wird das Minentauchereinsatzboot „Bad Rappenau“ seinen Heimathafen Kiel verlassen. Das zum 3. Minensuchgeschwader gehörende Boot wird für die nächsten fünf Monate den deutschen Beitrag im Ständigen Minenabwehrverband 2 der NATO (SNMCMG 2 – Standing NATO Mine Countermeasures Group 2) stellen.

Unter dem Kommando von Korvettenkapitän Jan Brodersen (37) wird sich die Besatzung der „Bad Rappenau“ in Haifa (Israel) mit dem übrigen NATO-Verband treffen. Anschließend geht es Richtung Schwarzes Meer. „In der aktuellen und volatilen sicherheitspolitischen Lage werden wir die NATO an vorderster Front repräsentieren, ein Umstand, der allen Besatzungsmitgliedern bewusst ist und unser Handeln bestimmt“, so der Kommandant.

Das Minentauchereinsatzboot besucht auf seiner Fahrt neun Länder, elf Häfen und nimmt an fünf internationalen Manövern teil. Korvettenkapitän Brodersen formuliert es zusammenfassend wie folgt: „Die internationale Zusammenarbeit war und ist für mich immer eines der prägnantesten und schönsten Merkmale der Marine. Der Austausch mit anderen Nationen, auf See oder im Hafen, erweitert den eigenen Horizont ungemein. Dazu habe ich das Glück, mit einer hervorragenden Besatzung zur See fahren zu dürfen, die den Höhen und Tiefen einer Abwesenheit von über fünf Monaten absolut gewachsen ist.“ Besonderheiten des Einsatzes sind natürlich der Hafenbesuch in Haifa und der Einsatz im Schwarzen Meer. „Auf beides freue ich mich besonders, bin mir aber auch der besonderen Herausforderungen bewusst“, so der 37-jährige Kommandant.

Kurz nach der Kieler Woche, am 5. Juli, wird die „Bad Rappenau“ wieder im Heimathafen Kiel zurückerwartet.

Hintergrundinformationen

Auf Krisen und Konflikte in See ist die NATO mit vier einsatzbereiten Marineverbänden vorbereitet. Deutschland ist an allen beteiligt.

Die SNMCMG 2 ist ganzjährig vor allem im Mittelmeer, aber auch in den angrenzenden Seegebieten unterwegs und trainiert alle Aspekte der Minenkampfführung. Sie ist mit Minenlegern und Minenabwehrschiffen sowie Führungs- und Versorgungsschiffen in ständiger Einsatzbereitschaft – darunter immer eines aus Deutschland.

Wie die Standing NATO Mine Countermeasures Group 1 ist der Verband auf das Suchen und Bekämpfen von Seeminen ausgerichtet. Das beinhaltet auch, Munitionsaltlasten aus vergangenen Kriegen und Konflikten zu beseitigen. Regionaler Schwerpunkt der SNMCMG 2 ist das Mittelmeer. Wenn gefordert, kann sie aber auch in anderen Seegebieten operieren.

Neben den Einsätzen, die vom Bundestag mandatiert sind, beteiligt sich die Deutsche Marine laufend an den vier multinationalen Flottenverbänden der NATO. Solche sogenannten anerkannten Missionen gehören zu Deutschlands Verpflichtungen gegenüber dem Bündnis auch in Friedenszeiten. Zu ihnen stellt die Marine permanent Schiffe und Boote ab. In der Praxis sind diese Missionen nur teilweise den mandatierten Einsätzen ähnlich, darunter etwa die mehrere Monate Abwesenheit der teilnehmenden Soldatinnen und Soldaten von zuhause. Die wohl wichtigsten Unterschiede zu den Einsätzen sind, dass es die NATO-Verbände erstens teils seit Jahrzehnten gibt und sie zweitens regional nur sehr grob begrenzt sind.

Auch deshalb sind sie schnell verfügbare maritime Reaktionskräfte, mit denen das Bündnis bei eventuellen Krisen oder Konflikten flexibel operieren kann. Die Marineverbände gehören daher zur NATO Response Force; und in dieser Formation sind sie der Anteil der Seestreitkräfte an der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) – der Speerspitze der NATO, die permanent einsatzbereit ist. Zwei der Verbände haben die Fähigkeit großflächig Seewege zu schützen, die zwei anderen sind auf die Abwehr von Seeminen spezialisiert.

Die Maritime Groups sind dem Allied Maritime Command (MARCOM), mit seinem festen Hauptquartier in Northwood bei London, unterstellt. Ihre direkte Führung durch einen Kommandeur auf einem Flaggschiff rotiert jährlich unter den NATO-Partnern. Auch die teilnehmenden Schiffe und Boote wechseln regelmäßig.

Wie ihre Partner entsendet die Deutsche Marine nur Schiffe und Boote, die komplett ausgebildet und ausgerüstet sind. Um diese Einsatzbereitschaft auf einem hohen Niveau zu halten, nehmen die Maritime Groups an verschiedenen nationalen und internationalen Manövern teil. Diese laufende Ausbildung gehört genauso zu den Aufgaben der Verbände wie die militärische Abschreckung oder, wenn nötig, Embargokontrollen, Such- und Rettungsoperationen sowie humanitäre Not- und Katastrophenhilfe.

Nicht zuletzt aber dienen Schiffe und ihre Besatzungen als Botschafter in Blau: Die Verbände besuchen regelmäßig verschiedene Häfen in verbündeten oder befreundeten Staaten.

Text: PIZ Marine, Foto: Bundeswehr/Marcel Kröncke, Fotograf: Tanja Wendt

Zurück zur Übersicht