Maßnahmen zur Munitionsbeseitigung im Meer ergreifen
Rund 300 Delegierte aus ganz Deutschland sind am 26. Oktober zum Abgeordnetentag des Deutschen Marinebundes e. V. (DMB) zusammengekommen. Auf dem Treffen des größten deutschen maritimen Interessenverbandes haben sie eine Forderung an die Politik formuliert, Maßnahmen zur Beseitigung der Munitionsaltlasten im Meer zu ergreifen.
„Als Deutscher Marinebund fordern wir die Bundesregierung auf, Maßnahmen zu ergreifen, um munitionsbelastete Gebiete in den deutschen Meeresgewässern zu sanieren und so die von der Munition ausgehende Schadstoffbelastung im Meer zu verhindern“, erklärt der Präsident des DMB, Staatssekretär a.D. Heinz Maurus. Die Vermächtnisse der vergangenen Kriege gefährdeten zunehmend die Schifffahrt und die Umwelt.
In den deutschen Meeresgewässern gibt es zahlreiche munitionsbelastete Flächen. Rund 1,6 Millionen Tonnen alte Munition aus den Kriegen des 20. Jahrhunderts sollen dort liegen, zum Teil geballt durch Verklappung, zum Teil verstreut durch Kriegshandlungen. Experten warnen, dass die Altlasten die Umwelt doch stärker belasten als bisher angenommen, denn die in den Metallgehäusen enthaltenen Sprengstoffe sind explosiv, giftig und möglicherweise krebserregend. Im Laufe der Jahrzehnte verschlechtert sich der Zustand der Munitionshüllen durch Rost zunehmend und wenn diese erst einmal korrodiert sind, können sie zu einem die giftigen Substanzen ans Meerwasser abgeben und zum anderen nicht mehr geortet werden. Immer wieder kommt es auch zu tödlichen Unfällen und schweren Verletzungen durch Munition.
„Wir sehen heute immer mehr die wirklichen Ausmaße der Belastung und fordern die Bundesregierung auf, sich aktiv um dieses Erbe zu kümmern“, sagt Maurus. Eine Bergung der Munition sei nach wie vor eine Mammutaufgabe, doch sie müsse im großen Stil angegangen werden. Die technischen Möglichkeiten zur Detektion und Beseitigung im Meer lagernder Kampfmittel seien heute weitgehend vorhanden. Es fehle noch immer der politische Wille. Der Bund sehe die Verantwortung alleine bei den Küstenländern.
Im schleswig-holsteinischen Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) ist seit 2007 die deutschlandweit einzige Bund-Länder-Arbeitsgruppe zum Thema Munition im Meer angesiedelt. Auch setzen Bund und Küstenländer mit der Zentralen Meldestelle für Munition im Meer eine Empfehlung des 2011 veröffentlichten Berichts der ARGE BLMP Nord- und Ostsee zur Munitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer um, aber die Beseitigung der kartierten Funde können die Kampfmittelräumdienste der Küstenländer nicht alleine leisten. Bisher sieht das Bundesumweltministerium, so dessen Antwort auf eine Parlamentsanfrage von März dieses Jahres, allerdings keine großräumige Gefährdung der maritimen Umwelt und es sei im Versenkungsgebiet der Ostsee keine großflächige Beräumung geplant.