Neues Schiffshebewerk besichtigt
Nun dauert es nicht mehr lange und die schönen Herbsttage sind vorbei. Die Mitglieder der Rathenower Marinekameradschaft nutzten die Gelegenheit und beschlossen, dass sie am 02. November, dem neuen Schiffshebewerk Niederfinow, im Havel-Oder-Kanal einen Besuch abstatten.
Bei der Ankunft an der Ortschaft Niederfinow wurde das neue 55 Meter hohe Bauwerk in seinen leuchtenden Farben ausfindig gemacht. Ein Parkplatz war gefunden. An der Information wurden schnell die Eintrittskarten gekauft, um die geplante Führung nicht zu verpassen. Beim Fußmarsch über den serpentinenartig angelegten Weg konnte das neue gigantische Schiffshebewerk neben dem alten Schiffshebewerk in Augenschein genommen werden. Dann war auch schon die Plattform im Oberwasser erreicht, wo wir schon von einem Mitarbeiter der Touristeninformation erwartet wurden. Nach einer kurzen Einführung ging es zur etwa 50 Meter hohen Besucherplattform. Mit einer einstündigen Führung, bei schönem, sonnigem Wetter, wurden sehr viele Informationen vermittelt. Gratis konnte mit einem schönen Ausblick ins Land geschaut werden.
Es wurde in Erfahrung gebracht, dass das alte Hebewerk aus dem Jahr 1934 in die Jahre gekommen war und ein neues Hebewerk für die internationale Schifffahrt gebaut werden musste. Am 23.03.2009 erfolgte die Grundsteinlegung. Nach verzögerter Bauzeit und erheblichen Mehrkosten fand am 04.10.2022 die feierliche Einweihung statt und am 05. Oktober wurde die Anlage für die Schifffahrt freigegeben.
Ein Schiffshebewerk ist ein Fahrstuhl für Schiffe, wobei ein größerer Höhenunterschied überwunden werden muss. Dieses hat eine Höhe von 54,5 Metern, eine Länge von 133 Metern und eine Breite von 46,6 Metern. Der Trog hat ein Gewicht von 9800 Tonnen, die durch Gegengewichte total ausgeglichen werden. Über 112 Seilscheiben, 244 je 60 mm starke Stahlseile und acht Elektromotoren mit einer Gesamtleistung von 1280 Kilowatt erfolgen der Hub oder die Absenkung von 36,0 Metern in drei Minuten.
Eckdaten: Nutzbare Länge 115,00 m, Breite 12,50 m, Wassertiefe 4,0 m. Die zulässige Schiffsbreite beträgt 11,50 m und eine max. Abladetiefe von 2,80 m.
Interessant war, mit welcher Präzision im Eimannbetrieb im modernsten Steuerstand Schiffe vom Unterwasser in Richtung Oberwasser gehoben oder in umgekehrter Richtung abgesenkt werden.
Von Interesse war auch, dass das Hebewerk aus Sicherheitsgründen mit einer 65 Meter langen und 21 Meter breiten Kanalbrücke mit Kanalverschluss zum oben liegenden Kanal verbunden ist.
Beim Bau wurden 400.000 m³ Erdmassen bewegt. 65.000 m³ Beton und Stahlbeton und 8.900 t Bewehrungsstahl verbaut. Baukosten etwa 520 Mio. Euro.
Nach so vielen Informationen und Eindrücken wurde in einer kleinen Gaststätte noch gemeinsam gegessen, bevor es wieder Richtung Heimathafen ging. Es war ein schöner Tag. Eine Besichtigung kann empfohlen werden.
Text u. Fotos: Rolf Schramm