Robbenmanagement im Wattenmeer
Naturschutzminister Tobias Goldschmidt hat am 12. August 2024 die Seehundstation Friedrichskoog besucht und die Auswilderung von Jungseehunden begleitet. Teil seines Besuchs war ein Gespräch mit Seehundjägerinnen und -jägern. Sie berichteten von ihren Einsätzen, der Freude, wenn verlassenen Jungtieren geholfen werden kann, aber auch von den Belastungen dieses Amts.
„Die ehrenamtlichen Jagdaufseherinnen und Jagdaufseher leisten großartige Arbeit für den Schutz unserer heimischen Meeressäuger“, lobte Minister Goldschmidt den Einsatz der mehr als 50 Jagdaufseher sowie der Mitarbeitenden der Seehundstation. „Es ist eine große Freude mitzuerleben, wie die hier aufgepäppelten Heuler wieder in den Nationalpark Wattenmeer und damit in ihren natürlichen Lebensraum entlassen werden können. Die ausgewilderten Seehunde schwimmen ihrer Zukunft entgegen und es ist unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass sie eine gute Meeresumwelt vorfinden,“ so der Minister nach der erfolgreichen Auswilderung von Jungseehunden in der Meldorfer Bucht. Jede Person in Schleswig-Holstein kann die Seehundjäger beim Fund einer Robbe oder eines Seehunds an Nord- und Ostsee anrufen.
„Die Bestände haben sich zum Glück erholt – auch dank der Bemühung der Seehundjäger. In den 70er Jahren war der Bestand des Seehunds auf knapp 1.500 Tiere gesunken. Ein dramatischer Weckruf und Verpflichtung zugleich! Robben sind ein wichtiger Bestandteil der Meeresnatur und haben nicht nur an der Spitze der Nahrungskette eine entscheidende Rolle. Sie sind wichtige Botschafter unseres Wattenmeer Nationalparks,“ betonte der Minister. „Aber sie leiden unter dem zunehmenden Nutzungsdruck auf die Meere, die Belastung durch Nährstoffe, Lärm und das sinkende Futterangebot. Schon deshalb brauchen wir starke Meeresschutzgebiete und, auch außerhalb von Schutzgebieten, einen rücksichtsvollen Umgang mit den Tieren.“
Die Zählungen von Seehunden und Kegelrobben zeigen gute Populationen im gesamten Wattenmeer: In Schleswig-Holstein gibt es in diesem Jahr über 11.000 Seehunde und 11.500 Kegelrobben. Die Tiere sind im Nationalpark gut geschützt und sollen sich natürlich entwickeln können. Für Jungtiere, sogenannte Heuler, die ihre Mutter verloren haben, steht in Schleswig-Holstein mit den Seehundjägern und der Seehundstation Friedrichskoog ein bewährtes Hilfesystem bereit.
Seehundejäger: traditioneller Name mit zukunftsweisendem Aufgabenspektrum
Die Jagdaufseherinnen und Jagdaufseher nennen sich selbst aus alter Tradition „Seehundjäger“, obwohl Seehunde schon seit über 50 Jahren in Schleswig-Holstein nicht mehr bejagt werden dürfen. Oft ist nicht sicher, ob ein Tier wirklich Hilfe benötigt. Dies können die fachkundigen und erfahrenen Seehundjägerinnen und -jäger vor Ort entscheiden. Als ausgebildete Fachleute wissen sie genau, wie man sich dem Tier nähert, wie ihm am besten geholfen werden kann und was mit toten Tieren geschieht. Verlassene Jungtiere werden zur Seehundstation nach Friedrichskoog gebracht. Einige der Totfunde werden vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung untersucht, um mehr über die Todesursachen zu erfahren.
Insgesamt werden in Schleswig-Holstein jährlich 2.500 bis 3.000 Meeressäugerfunde von den Seehundjägerinnen bearbeitet. Dabei handelt es sich in erster Linie um Seehunde, darüber hinaus sind rund 200 Kegelrobben und 200 Schweinswale dabei.
Die Ergebnisse der Zählungen von Seehunden und Kegelrobben werden regelmäßig auf der Homepage des trilateralen Wattenmeersekretariats unter Seehunde | Wadden Sea (waddensea-worldheritage.org)veröffentlicht.
Text: MEKUN, Foto: Hilke Ohrt