Schadstoff-Bekämpfungstraining unter realen Bedingungen
Mit echtem Öl die Ölbekämpfung üben – das ermöglicht das „Cedre“ im französischen Brest. Regelmäßig führt das Havariekommando dort Ölunfall-Management-Kurse durch. In diesem Herbst waren 18 Teilnehmende vom Technischen Hilfswerk (THW), von Feuerwehren und aus den Wasserbehörden norddeutscher Länder und Landkreise beim Kurs dabei.
„Cedre“ steht für „Centre de documentation, de recherche et d’expérimentations sur les pollutions accidentelles des eaux“, zu Deutsch „Zentrum für Dokumentation, Erforschung und Erprobung von unfallbedingten Gewässerverunreinigungen“. In den Anlagen des Zentrums in der Bretagne vermitteln erfahrene Ausbilderinnen und -Ausbilder nicht nur theoretische Kenntnisse, sondern auch praktische Fähigkeiten für die Bekämpfung von Ölunfällen. Das Besondere dabei: Geübt wird im Cedre mit echtem Öl.
„Die Möglichkeit mit echtem Öl zu üben, haben wir in Deutschland nicht“, erklärte Sebastian Kroll vom Fachbereich Schadstoffbekämpfung Küste des Havariekommandos. Die beim Cedre verwendeten Öle seien aus Gründen des Arbeitsschutzes zwar so auf- bereitet, dass die Gesundheitsgefahren für die Einsatzkräfte minimiert werden, „den- noch müssen die Kursteilnehmenden immer eine vollständige persönliche Schutzausstattung tragen – mit Schutzanzug, Stiefeln, Handschuhen und Schutzbrille“, so Kroll.
Der Effekt des Trainings mit echtem Öl zeigte sich schon bald: Trotz vorsichtigen Arbeitens war die Schutzausrüstung schnell schwarz verschmiert. Weil Öl sich leicht ausbreitet und sich an fast jeder Oberfläche sofort festsetzt, war es schon nach kurzer Zeit überall wiederzufinden, was die Teilnehmenden immer wieder zum Staunen brachte und die Bedeutung guter Schutzausrüstung unterstrich.
Zugleich erlebten die sonst eher in der Einsatzleitung tätigen Teilnehmenden in der praktischen Übung die Belastungen eines Öleinsatzes am eigenen Leib. Zum Training gehörte es unter anderem, einen Strand auf dem Übungsgelände zu erkunden und dann das Öl zu beseitigen. Das ist Handarbeit: zum Einsatz kommen unter anderem Maurerkellen, Schaufeln und Eimer. Außerdem mussten verschiedene Felsen- und Steinufer, die in der Cedre-Übungsanlage aufgebaut sind, mit Hochdruckreinigern vom Öl befreit werden. Die körperlich anstrengende Arbeit unter voller Schutzausrüstung in der strahlenden Herbstsonne brachte die Teilnehmenden gehörig ins Schwitzen.
Zum Kurs gehörte neben Theorieeinheiten auch eine Übung zur Errichtung von behelfsmäßigen Ölsperren, die das technische Verständnis und das Improvisationsvermögen der Teilnehmenden forderte. Allein mit dem vor Ort zur Verfügung stehenden Material – darunter Holzpfähle, Maschendraht, Stroh und Plastikrohre – mussten sie Öl an einem Flusslauf auffangen. „Auf solche Situationen würden Einsatzkräfte bei der Ölschadenbekämpfung an der deutschen Küste beispielsweise im Bereich kleiner Siele oder an Entwässerungsgräben in Salzwiesen stoßen“, erläuterte Sebastian Kroll den Nutzen der Übung für das Havariekommando, das im Falle eines solchen Unfalls an der deutschen Küste die Gesamteinsatzleitung übernehmen würde.
Den Abschluss des Lehrganges bildete eine Planübung, bei der die Teilnehmenden Einsatzpläne für einen Ölunfall entwarfen. Dabei arbeiteten sie mit echten Schadenslagen aus der französischen Vergangenheit, so dass sie ihr geplantes Vorgehen danach mit dem tatsächlichen Vorgehen und dem Ergebnis abgleichen konnten.
Text u. Foto: Havariekommando