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„Seehunde“ zum Minenräumen

Die Änderungen an der Silhouette nehmen höchstens Experten wahr: Die Marine übernimmt gerade drei ihrer Minenjagdboote „zurück“. Sie haben ein Werft- und Testprogramm hinter sich und sind zu Multitools im Minenkampf geworden. Die Boote setzen ferngelenkte Unterwasserdrohnen ein, sind schwimmende Basis für Minentaucher, legen selbst Minen – und können nun auch Simulationsboote fernsteuern, mithilfe derer man Minen auslösen kann, ohne Menschenleben zu gefährden

Ein Seehund zum Minenräumen

„Minenjäger mit Drohnen“ lautet die Fachbezeichnung für die Boote „Bad Bevensen“, „Datteln“ und „Grömitz“. Wie andere Minenjagdboote suchen sie mit Sonar unter Wasser nach Objekten und können sie mit ferngelenkten Drohnen identifizieren und zerstören. Wo die Technik an Grenzen stößt, setzen die Jäger Minentaucher ein – in flachem Wasser, in Häfen oder dort, wo Minen in der Nähe von Pipelines oder Unterwasserkabeln liegen. Eine andere Möglichkeit bietet der „Seehund“ – ein etwa 27 Meter langes und 4,60 Meter breites Boot, in das eine magnetische Spule eingebaut ist und das mittels Geräuschboje Töne ins Wasser sendet. So lassen sich Magnetfelder und Geräusche von Schiffen simulieren, um Minen auszulösen. Der unbemannt fahrende „Seehund“ nimmt dabei selbst keinen Schaden. Bis zu vier dieser Räumfahrzeuge können aus der Zentrale eines Minenjägers gesteuert werden. Sie sind mit bis zu neun Knoten Geschwindigkeit schneller und können größere Flächen abdecken als ein Minenjagdboot alleine. Außerdem bleibt die Besatzung außerhalb der Gefahrenzone. Diese Art des Minenräumens hatte sich schon in der „Operation Südflanke“ im Persischen Golf zu Anfang der 90er Jahre bewährt. Damals brachten Seehund-Fahrzeuge 20 Minen zur Detonation – obwohl das Gebiet bereits als minenfrei gegolten hatte.

Hintergrundinformationen

Das Kieler Minensuchgeschwader ist verantwortlich für Seeminenabwehr und Seemineneinsatz in der Deutschen Marine. Besatzungen, Stab, Techniker, Sanitätsbereich und Ausbildungszentrum kommen zusammen auf 800 Männer und Frauen. Zehn auf den ersten Blick ähnliche Minenjagdboote gehören zu dem Geschwader. Alle sind mit einer Sonaranlage ausgestattet, um unter Wasser nach Objekten zu suchen. Im Detail unterscheiden sich die grauen Boote: Fünf sind Minenjagdboote, die mit einer Unterwasserdrohne Kampfmittel unter Wasser identifizieren und beseitigen. In zweiter Rolle können sie kleinere Minentaucherteams aufnehmen. Zwei Minentauchereinsatzboote sind darauf ausgerichtet, diese Spezialisten für Kampfmittelbeseitigung auf See, in Häfen und in Brandungsgebieten einzusetzen. In zweiter Rolle können sie auch Unterwasserdrohnen zum Einsatz bringen. Die drei zuletzt renovierten Boote sind Multitools für den Minenkampf. Sie beherrschen den Einsatz von Unterwasserdrohnen, steuern die ferngelenkten Simulationsboote oder bieten kleinen Minentaucherteams Platz zur Einschiffung.

Zum Schutz vor dem Ansprechverhalten von Minen sind alle Boote aus amagnetischem Stahl gefertigt und unterdrücken aktiv die Magnetfelder, die die eigenen elektronischen Anlagen erzeugen. Sie können auf extrem leise Schleichfahrt gehen und geben kaum Unterwasserschall ab. Die Boote können selbst Seeminen legen, um Wasserstraßen zu sperren oder eigene Gewässer gegen andere Schiffe zu schützen. Operiert eine Minenjagdgruppe auf See mit Tendern des Unterstützungsgeschwaders, entsteht daraus ein von nahegelegenen Häfen unabhängiger Verband mit Führungs- und Logistikplattformen.

Text: PIZ Marine, Foto 1: NATO, Fotograf: Tanja Wendt, Foto 2: PIZ Marine, Fotograf: Björn Wilke

Foto 2: Ferngelenkte Minenräumdrohnen SEEHUND in der Kieler Förde während der Übung SQUADEX

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