headerbild Wir sind Weltbürger.

Sehnsucht nach dem Meer

Die Marinekameradschaft Passau konnte mit einer großen Zahl an Gästen ihr 100-jähriges Gründungsjubiläum feiern. Der Traditionsverein verkörpere 100 Jahre Stadtgeschichte, betonte Oberbürgermeister Jürgen Dupper. Im Zuge der Festveranstaltung wurde deutlich, dass auch im Binnenland eine Marinekameradschaft ihre Berechtigung hat. Besonders freuten sich alle, dass mit Gerhard Steppes-Michel ein 100-jähriges Mitglied mitfeiern konnte.

Nach zwei flotten Seemannsliedern, dargebracht vom Shantychor der Marinekameradschaft „Prinz Eugen“ Ried im Innkreis“, zeigte sich, dass der MK Passau zum Jubiläum viel Prominenz die Ehre erwies. Vorsitzender Jürgen Adamovsky hieß im Gasthaus Aschenberger ganz besonders den Schirmherrn OB Jürgen Dupper, Vizelandrat Hans Koller, den Landesverbandsleiter Bayern DMB Hans Gerhard Braun, MdL a. D. Max Brandl, den 1. Vorsitzenden des Patenvereins aus Simbach am Inn Jürgen Reimer, Fahnenmutter Barbara Ketteler sowie Ehrenmitglied Werner Kummer willkommen. Auch ehemalige Besatzungsmitglieder des Patenboots „Passau“, das 2013 außer Dienst gestellt wurde, waren gekommen. Aus Österreich gab die Marinekameradschaft „Prinz Eugen“ aus Ried im Innkreis mit ihrem Shantychor den Passauern die Ehre und der Veranstaltung die seemännische Würze.
In seinem Grußwort betonte der Oberbürgermeister, dass die MK ein Traditionsverein sei, der viele Kapitel der Stadtgeschichte mitgeschrieben habe. Der Verein, in seiner Geschichte geprägt von großen Persönlichkeiten, sei die „personifizierte Sehnsucht nach dem Meer“.

Vizelandrat Hans Koller erinnerte daran, dass auch der Landkreis eine Patenschaft mit der Marine Technik Schule in Parow unterhalte. Koller sagte, dass bis vor einem Jahr die Bundeswehr als Relikt vergangener Tage gesehen wurde, was sich durch den Krieg in der Ukraine gewandelt habe. Jetzt zeige sich auch, dass Demokratie und Friede nicht selbstverständlich seien. Der Vizelandrat lobte auch ganz besonders die Kameradschaftspflege der Marinekameradschaften.
Gerhard Braun, Leiter des Landesverbands Bayern, stellte heraus, wie wichtig es für eine Bordgemeinschaft ist, dass man sich bedingungslos aufeinander verlassen kann. In einer solchen Gemeinschaft könne nicht nur der Kapitän der Macher sein, es seien alle gefordert gemeinsam das Ziel anzusteuern.

Für die Patenkameradschaft Simbach a. Inn brachte die Grüße Jürgen Reimer und stellte seine Kameradschaft vor. Erfreut zeigte er sich davon, dass die Passauer MK mit 50 Mitgliedern so stark sei. Wie sehr die Kameraden am Meer hängen, zeigte sich bei der Auswahl der Texte des Shanty-Chors. Da wurde „Wir lieben die Stürme“, „Keine Frau ist so schön wie die Freiheit“ oder „Die See ist der Schatz der Matrosen“ voller Inbrunst gesungen. Mit vier Glockenschlägen gedachte man der auf See gebliebenen Kameraden und der übrigen verstorbenen Mitglieder.
In seiner Festrede befasste sich der Vorsitzende mit der Geschichte der MK Passau. Ehemalige Soldaten der kaiserlichen Marine haben sie gegründet. Während des Dritten Reichs sei sie mehr oder weniger verboten worden, im 2. Weltkrieg sei das Vereinsleben zum Erliegen gekommen. Erst zehn Jahre nach Kriegsende trafen sich am 9. November 1955 die Kameraden im „Grauen Hasen“ und fassten den Entschluss, sofort eine Wiedergründung durchzuführen. Erster Vorsitzender wurde Jupp Ketteler, der Schwiegervater der Jetzigen Fahnenmutter. 1960 habe die Stadt Passau die Patenschaft über das Küstenminensuchboot „Passau“ übernommen, das 1970 aber außer Dienst gestellt wurde. Damit erlosch die Patenschaft. 1990 konnte die Stadt wieder eine Patenschaft über ein schnelles Minensuchboot übernehmen, das als „Passau“ am 18.12.1990 in Dienst gestellt wurde, inzwischen aber wieder außer Dienst ist. Die MK habe heute 50 Mitglieder und einen schönen gepflegten Marinehafen in der Kohlbachmühle. Der Altersschnitt liege bei 60 Jahren, man habe also Nachwuchssorgen. Auch eine politische Botschaft hatte der Vorsitzende: Er klagte über die „kaputtgesparte“ Bundeswehr, 100 Milliarden Euro würden nicht reichen um die Versäumnisse wegzuzaubern.

Jürgen Adamovsky ehrte Fahnenmutter Barbara Ketteler zum 25-Jährigen Jubiläum. Gerhard Steppes-Michel, der nur vier Wochen jünger ist als die Kameradschaft, wurde Ehrenmitglied, ebenso Rudolf Memminger, der zehn Jahre lang Vorsitzender war. Auch Maximilian Voigtmann war sechs Jahre Vorsitzender und ist 45 Jahre Mitglied, weshalb er zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Mit einem Potpourri zu diesem Fest erfreute Chorleiter Maximilian Holzmann zum Schluss mit seinem Shanty-Chor die Gäste.

Weitere Informationen: https://www.pnp.de/print/lokales/stadt-und-landkreis-passau/passau-stadt/sehnsucht-nach-dem-meer-11029159

Text: Josef Heisl, Fotos: R.Wachtveitl

Zurück zur Übersicht