Tender und Minenjagdboot kehren zurück
Am Dienstag, den 13. Dezember 2022 um 10 Uhr, laufen der Tender „Mosel“ und eine Stunde später, gegen 11 Uhr, das Minenjagdboot „Sulzbach-Rosenberg“ rechtzeitig vor den Feiertagen in ihren Heimathafen Kiel ein.
Beide Einheiten liefen im Juli dieses Jahres aus Kiel in verschiedene Einsatzgebiete aus. Während das Minenjagdboot „Sulzbach-Rosenberg“ gen östliches Mittelmeer fuhr, verblieb der Tender „Mosel“ die erste Zeit im Bereich der Atlantikküste vor der Iberischen Halbinsel. Doch in diesen Zeiten kann sich Geplantes schnell ändern. Das musste auch die 45-köpfige Besatzung der „Sulzbach-Rosenberg“ erfahren. Eingerichtet auf warme Temperaturen im Mittelmeer ging es per NATO-Befehl wieder in den Norden. „Der Wechsel von 38°C zu 0°C war dabei etwas herausfordernd, zumindest was die Auswahl der mitgenommenen Kleidung angeht“, so Korvettenkapitän Florian Förster (37), Kommandant des Minenjagdbootes. Aber auch hier zeigte sich die Marine flexibel. Die Besatzung konnte bei einem kurzen Stopp in Hamburg schnell die Uniformen und Zivilkleidung von Sommer- auf Winterkleidung austauschen. Nach insgesamt 14.500 Seemeilen und 17 Häfen in zehn Ländern fasst der Kommandant die Fahrt wie folgt zusammen: „Für den dritten Einsatz in drei Jahren war die Leistung gleichbleibend sehr gut und professionell. Im internationalen Rahmen konnten wir zeigen, was wir können.“
Der Tender „Mosel“ war das Führungsschiff des ständigen Minenabwehrverbandes der NATO (SNMCMG 1 – Standing NATO Mine Countermeasures 1) und über 10.000 Seemeilen in dieser Zeit unterwegs. Zu den 68 Soldaten und Soldatinnen der Stammcrew wurden Soldaten aus bis zu sechs verschiedenen Nationen eines internationalen Stabes an Bord eingeschifft. „Zu den absoluten Höhepunkten während dieser Reise gehörte das Einlaufen in London, die Passage der Tower Bridge bei Dunkelheit und das Anlegen an dem berühmten Kreuzer HMS Belfast, der in der Themse liegt“, so der Kommandant des Tenders, Korvettenkapitän Stefan Ladewich (32). Aber es gab auf der Fahrt auch schwierige Situationen, die von der gesamten Crew professionell abgearbeitet wurden. Etwa die erste Sprengung einer Mine durch ein eingeschifftes amerikanisches EOD-Team (Explosive Ordnance Disposal) sowie der kurzfristige Flugbetrieb bei Nacht in der finnischen Archipellandschaft, um mit einem finnischen Rettungshubschrauber eine verletzte französische Kameradin ins Krankenhaus zu fliegen, gehören zu den bleibenden Erinnerungen des Kommandanten.
Eines aber haben beide Besatzungen und ihre Kommandanten gemeinsam – alle freuen sich auf die bevorstehenden Weihnachtstage im Kreis ihrer Familien und Angehörigen, bevor es 2023 wieder heißt: „Leinen los“.
Hintergrundinformationen
Neben den Einsätzen, die vom Bundestag mandatiert sind, beteiligt sich die Deutsche Marine laufend an den vier multinationalen Flottenverbänden der NATO – wie an der SNMCMG 1.
Zu ihnen stellt die Marine permanent Schiffe und Boote ab. Die Teilnahmen an den NATO-Verbänden gehören zu Deutschlands Verpflichtungen gegenüber dem Bündnis auch in Friedenszeiten. Die NATO-Verbände gibt es seit Jahrzehnten. Sie sind regional nur sehr grob begrenzt.
Auch deshalb sind sie schnell verfügbare maritime Reaktionskräfte, mit denen das Bündnis bei eventuellen Krisen oder Konflikten flexibel operieren kann. Die Marineverbände gehören daher zur NATO Response Force (NRF); und in dieser Formation sind sie der Anteil der Seestreitkräfte an der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) – der Speerspitze der NATO, die permanent einsatzbereit ist. Die Anforderung: innerhalb von 48 bis 72 Stunden bereit zu sein, um dorthin zu verlegen, wo sie jeweils benötigt werden. Zwei der Verbände haben die Fähigkeit großflächig Seewege zu schützen, die zwei anderen sind auf die Abwehr von Seeminen spezialisiert.
Zusätzlich zu ihrer operativen Rolle kann die NRF für eine stärkere Zusammenarbeit bei Ausbildung und Übungen genutzt werden. Im Rahmen der von der NATO beschlossenen Anpassungs- und Rückversicherungsmaßnahmen wurde auch die NATO Response Force verstärkt. Sie umfasst damit bis zu 40.000 Soldatinnen und Soldaten.
Text: PIZ Marine, Foto: Bundeswehr / Björn Wilke, Fotograf:Björn Wilke