Tschüß “POSEIDON”!
Am 13.12. kehrte das Forschungsschiff „POSEIDON” des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel von der 539. und letzten Expedition wieder nach Kiel zurück. Fast 44 Jahre nach der Indienststellung im Jahre 1976 geht damit eine Ära zu Ende. Ein Nachfolgeschiff, das auch die „METEOR“ ersetzen soll, ist bereits in der Planung, allerdings werden die Kieler Meeresforscher hierauf noch einige Jahre warten müssen.
Ob Nordmeer, Schwarzes Meer, Rotes Meer, Mittelmeer oder Nordatlantik: Die „POSEIDON” war überall. Auch inhaltlich war sie ein echter Allrounder: Sie fuhr für die Meeresbiologie, die Geologie, die Geophysik oder auch für die physikalische oder chemische Ozeanographie. Und bei den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erfreute sie sich großer Beliebtheit: Sie war sehr seetüchtig, konnte auch kleinere Häfen anlaufen und die Atmosphäre an Bord galt als familiär. 539 Expeditionen hat die „POSEIDON” seit ihrer Indienststellung am 30. August 1976 absolviert. Nun geht das am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel beheimatete Schiff am Ende dieses Jahres in den „Forschungsruhestand“. Die Kieler Meeresforscher warten nun auf den Nachfolgebau, den die Bundeskanzlerin Merkel bereits im Jahr 2012 bei ihrem Besuch am GEOMAR versprochen hatte.
„Auch der Bau der ”POSEIDON” hat einige Zeit gedauert, erste Planungen gehen bis ins Jahr 1966 zurück“, erläutert Dr. Klas Lackschewitz, Schiffskoordinator am GEOMAR. Das bei der Schichau Unterweser AG für rund 23 Mio. DM (umgerechnet ca. 11.5 Mio. Euro) gebaute Schiff wurde zu 90% vom damaligen Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) und zu 10% vom Land Schleswig-Holstein finanziert und dem Kieler Institut für Meereskunde übergeben. Es war als hochseefähiges Multifunktionsschiff konzipiert, das etwa drei Wochen auf See verbringen konnte.
Mit fünf Laboren, sieben Winden und leistungsfähigen Krananlagen für den Einsatz schwerer Geräte war die „POSEIDON” für die unterschiedlichsten Forschungseinsätze ausgerüstet. „Nun, nach mehr als 40 Jahren, haben sich die Anforderungen seitens der Wissenschaft verändert“, so Dr. Lackschewitz. „Außerdem steigen die Wartungskosten ähnlich wie bei einem alten Auto stetig an, sodass ein Weiterbetrieb irgendwann nicht mehr wirtschaftlich ist. Deshalb nehmen wir das Schiff jetzt aus der Fahrt“, sagt Klas Lackschewitz. Die „POSEIDON” wird gegenwärtig von der Verwertungsgesellschaft des Bundes (VEBEG) zum Kauf angeboten. Anfang kommenden Jahres wird entschieden, welche Verwendung das Schiff zukünftig bekommen wird.
Indessen richtet die Kieler Meeresforschung ihren Blick nach vorn. Voraussichtlich 2024 soll der Nachfolgebau „METEOR IV“ fertig gestellt sein, der die “POSEIDON” und die dann auch fast 40 Jahre alte „METEOR“ (III; Bj. 1986) ersetzen soll. Das Schiff wird als Schwesterschiff der SONNE II konzipiert, die 2014 in Dienst gestellt wurde und gegenwärtig das modernste Schiff der deutschen Forschungsflotte darstellt. „Das neue Schiff wird den Anforderungen moderner Meeresforschung gerecht und so zum Erhalt der Leistungsfähigkeit der deutschen Meeresforschung insgesamt beitragen“, erklärt Prof. Dr. Peter Herzig, Direktor des GEOMAR. „Forschungsschiffe sind für uns eine absolute notwendige Arbeitsplattform, um, auch unter Einsatz modernster Unterwassertechnologien, gesellschaftlich relevante Fragen wie zum Schutz und der nachhaltigen Nutzung der Meere, aber auch zum globalen Wandel zu beantworten“, so Herzig weiter.
Für die seemännische Besatzung der „POSEIDON” kommt das neue Schiff indessen zu spät. „Die Stimmung an Bord ist doch sehr gedrückt“, sagt Klaus Küper von der die „POSEIDON” betreibenden Reederei Briese in Leer. „Viele Kollegen haben sich lange Hoffnung auf einen nahtlosen Übergang auf das neue Schiff gemacht. Jetzt werden bei uns faktisch 25 Arbeitsplätze entfallen, da wir kein entsprechendes Alternativangebot unterbreiten können“, so Küper weiter.
Anfang Februar kommenden Jahres wollen sich die Meeresforscher im Rahmen eines Symposiums am GEOMAR offiziell von der „POSEIDON” verabschieden.
Text: GEOMAR, Foto: J. Klimmeck, GEOMAR