Weihnachten zu Hause
Am Dienstag, den 15. Dezember 2020 wird das Minenjagdboot „Sulzbach-Rosenberg“ nach zweieinhalb Monaten unter NATO-Kommando in den Heimathafen Kiel zurückkehren. Das Boot aus dem 3. Minensuchgeschwader hatte den Stützpunkt am 29. September 2020 verlassen und unterstand seitdem dem NATO-Minenabwehrverband SNMCMG 1 (Standing NATO Mine Countermeasures Group 1).
Nach einer verbandsinternen Ausbildungsphase Anfang Oktober war die SNMCMG 1 zunächst in der westlichen Ostsee eingesetzt und nahm vor allem an der Altlastenbeseitigung im baltischen Raum und in Dänemark teil. Dabei wurden von der Besatzung acht Minen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg entdeckt, von denen sieben beseitigt wurden. „Herausfordernd war, dass wir aufgrund von COVID-19 und den dafür festgelegten NATO-Vorgaben, die Group nicht verlassen durften. So hatten wir 82 Tage keinen Landgang, konnten aber aufgrund einer 14-tägigen Präventivisolation, die alle Einheiten der NATO durchlaufen haben, zumindest mit anderen Besatzungen des Verbandes etwas zusammen unternehmen“, so Kommandant Kapitänleutnant Florian Förster (35).
Das Minenjagdboot „Sulzbach-Rosenberg“ lief zwar während der NATO-Unterstellung die Häfen Warnemünde, Gdansk (Polen), Tallin (Estland), Stockholm (Schweden), Ventspils (Lettland), Klaipeda (Litauen), Flensburg, Aarhus (Dänemark) und Stettin (POL) an, die Besatzung hatte jedoch keinen Landgang. „Meine Erwartungen wurden dennoch voll erfüllt. Meine Besatzung und ich wollten im internationalen Rahmen zeigen, was wir gelernt haben. Dies haben wir auch geschafft, indem wir uns professionell allen Aufgaben stellten. Wir haben in seemännischen sowie operativen Manövern, wie auch bei der Minenjagd ein sehr gutes Bild abgeliefert und das bei oftmals schwierigen Wetterverhältnissen“, sagte der Kommandant.
Nach dem Jahreswechsel wird dann das Minenjagdboot „Datteln“ im Januar den deutschen Beitrag im ständigen Minenabwehrverband der NATO übernehmen. Darüber hinaus wird der Tender „Werra“ des Unterstützungsgeschwaders in der zweiten Januarwoche die Nachfolge der Fregatte „Brandenburg“ in der SNMG 1 (Standing NATO Maritime Group 1) antreten. Der Tender wird dafür in das Seegebiet zwischen Griechenland und der Türkei verlegen. Damit stellt die Deutsche Marine ununterbrochen und zuverlässig Schiffe und Boote für beide maritimen NATO-Verbände.
Hintergrundinformationen
Die NATO unterhält vier ständige maritime Einsatzverbände, die von den Mitgliedsstaaten mit Schiffen und Booten besetzt werden und gemeinsam mit Luft- und Landstreitkräften sowie Spezialeinheiten die 2002 aufgestellten NATO-Eingreifkräfte NATO Response Force (NRF) bilden.
Die Einheiten in diesen Verbänden haben ein mehrmonatiges Ausbildungsprogramm absolviert und sind auf hohem Ausrüstungs- und Ausbildungsstand. Sie können nach entsprechenden NATO- und nationalen Beschlüssen schnell verlegt werden und stehen für Operationen im Rahmen des Krisenmanagements genauso zur Verfügung, wie für Maßnahmen der kollektiven Verteidigung. Sie unterstehen dem Oberbefehl des NATO-Befehlshabers in Europa (Supreme Allied Commander Europe, SACEUR). Die NATO Response Force wurde auf Beschluss der Mitgliedsstaaten 2014 um eine als „Speerspitze“ bekannte Very High Readiness Joint Task Force erweitert, zu der auch die maritimen Einsatzgruppen zählen.
Die Zusammenziehung zu einer NRF dient außerdem der gemeinsamen Ausbildung und Qualifizierung, weshalb die Verbände regelmäßig an Manövern unter NATO-Führung oder auf Einladung einzelner Mitgliedsstaaten teilnehmen. Die SNMCMG 1 operiert ganzjährig überwiegend in Nord- und Ostsee und angrenzenden Seegebieten. Der Verband hat den Auftrag, einsatzbereit in See zu stehen und dabei alle Aspekte der Minenkampfführung zu trainieren. Sie demonstrieren die Entschlossenheit und den Zusammenhalt der Allianz und vertiefen durch Hafenbesuche und Austauschprogramme die Kooperation mit Partnerstaaten.
Manöver und Ausbildung sind aber nur eine Aufgabe der NATO-Boote. Sie sichern die Seewege durch Präsenz und Minenabwehr und werden auch zu Historic Ordnance Disposal Operations (HOD) oder Altlastenbeseitigung in Nord- und Ostsee eingesetzt. Dabei identifizieren oder beseitigen sie Seeminen, Torpedos und Bomben aus den Weltkriegen oder dem Kalten Krieg, die bis heute eine Gefahr für die Seeschifffahrt darstellen.
Text: PIZ Marine, Foto: Björn Wilke