headerbild Wir sind Weltbürger.

„Weihnachtskarten“ vom Meeresboden

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel sind über die Festtage und den Jahreswechsel mit dem deutschen Forschungsschiff „MARIA S. MERIAN“ im tropischen Atlantik unterwegs, um den Meeresboden in einer möglichst hohen Auflösung zu kartieren. Das Projekt ist der deutsche Beitrag zur Vervollständigung der Meeresbodenkarten bis 2030.

Von 362 Millionen Quadratkilometern Meeresboden sind noch immer 300 Mio. Quadratkilometer unkartiert. Für diese Gebiete gibt es nur eine grobe Abschätzung der Meeresbodenform aus Satellitenvermessung, die bestenfalls eine 2×2 km Auflösung („Pixelgröße“) hat. Im Rahmen des international koordinierten Projektes „Seabed2030“ soll bis Ende des kommenden Jahrzehnts versucht werden, die Meeresbodenkarten zu vervollständigen. Forschende des GEOMAR leisten hierzu in zwei Fahrtabschnitten mit dem deutschen Forschungsschiff Maria S. Merian einen Beitrag und kartieren ein ca. 170.000 Quadratkilometer großes Gebiet zwischen den Kapverden und der Karibik mit einer Auflösung von etwa 100 Metern.

„Das Meerwasser liegt wie eine Bettdecke über dem Meeresboden – mit den Satellitenvermessungen sehen wir nur, dass es ‚Beulen‘ in der Decke gibt, können aber die Ursache für die Beulen nicht erkennen. Nur mit Hilfe von Vermessungen mit Sonargeräten können wir herausfinden, was wirklich unter der ‚Wasserdecke‘ liegt“, erläutert Prof. Dr. Colin Devey, Leiter des Forschungsbereichs Dynamik des Ozeanbodens und Fahrtleiter auf dem ersten Fahrtabschnitt, der heute in Mindelo, Kapverden endet. Eingesetzt werden das schiffseigene Fächerecholot und ein geschlepptes Magnetometer der Universität Hamburg. „Die Kartierung war wirklich spannend – ich habe so viele Dinge am Meeresboden gesehen, die ich nicht verstehe oder die, laut gängiger Theorien, so nicht aussehen dürften!“, so das Resumeé von Prof. Devey zum ersten Fahrtabschnitt.

In Mindelo übernimmt das Team von Dr. Anne-Cathrin Wölfl das Schiff, für den zweiten Fahrtabschnitt, der am 14. Januar in Bridgetown, Barbados endet. „Wir schicken euch einzigartige Weihnachtskarten vom Meeresboden“, verspricht die GEOMAR Wissenschaftlerin. Mit einer kleinen wissenschaftlichen Besatzung von 8 Personen und der 24-köpfigen Crew der MARIA S. MERIAN wird sie ein ungewöhnliches Weihnachtsfest und Jahreswechsel in den Tropen verbringen. Sie hofft auf qualitativ hochwertige Daten und vielleicht auch auf die eine oder andere Überraschung. „Wir entdecken oft neue Strukturen, die in den Satellitenkarten nicht aufgelöst wurden.“

Text: GEOMAR, Fot: Foto: Jan Steffen/GEOMAR (CC BY 4.0)

Zurück zur Übersicht