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Zusammenarbeit bei Munition im Meer

Als letzte Station seiner Sommerreise hat Europaminister Claus Christian Claussen am 11. September den Kieler Softwareentwickler EGEOS besucht. Das Unternehmen beteiligt sich an den von der EU geförderten INTERREG-Ostsee-Projekten DAIMON und seinem Nachfolgeprojekt DAIMON 2. Darin werden Methoden entwickelt, mit deren Hilfe die Umweltrisiken von versenkter Munition bewertet werden können. EGEOS erstellt dabei die Datengrundlage für die Beseitigung und Sichtung von Munition im Meer.

„Dieses Projekt ist ein weiteres Beispiel für den konkreten Nutzen von EU-Förderung für die Zusammenarbeit im Ostseeraum. Es macht deutlich, wie das INTERREG-Programm dazu beiträgt, Experten-Netzwerke zu bilden, die auch über die Projektlaufzeit hinaus genutzt und gebraucht werden. Da hunderttausende Tonnen Munition in der Ostsee versenkt wurden, die geborgen werden müssen, ist DAIMON von immenser Bedeutung für die gesamte Region. Ich freue mich, dass ich mir die besonderen Herausforderungen von Munitionserkennung im Meer näher erläutern lassen konnte“, erklärte Claussen.

Auf dem Meeresboden der Ostsee liegen ca. 300.000 Tonnen konventionelle Munition und geschätzte 42.000 bis 65.000 Tonnen chemische Kampfstoffmunition, die überwiegend nach Ende des 2. Weltkrieges versenkt wurden. Die vermehrte Nutzung des Meeresbodens für Offshore-Windparks, Kabeltrassen und Pipelines sowie zunehmende Umweltgefahren durch Korrosion machen es notwendig, diese Altlasten zuverlässig und umweltgerecht zu entsorgen. Das Unternehmen EGEOS arbeitet dabei eng mit internationalen und in Schleswig-Holstein ansässigen Forschungseinrichtungen zusammen und konnte so für den Standort Kiel Impulse für einen neuen Wirtschaftszweig mit langfristigen Perspektiven geben. Um eine dauerhafte Überwachung von Munitionsversenkungsgebieten zu gewährleisten, ist ein europäisches Kompetenzzentrum für Kampfmittel im Meer geplant.

Im Ostseeraum ist Schleswig-Holstein in der laufenden Förderperiode (2014-2020) an 28 der rund 165 INTERREG- Projekte beteiligt. Dadurch konnten rund 8,4 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) nach Schleswig-Holstein geholt werden. „Ein Erfolg, den wir in der nächsten Förderperiode fortsetzen wollen und für den wir uns auch in Zukunft einsetzen werden“, so Europaminister Claussen.

Hintergrund:

Im Projekt DAIMON (Decision Aid for Marine Munitions) und dem Nachfolgeprojekt DAI-MON 2 arbeiten seit 2016 Projektpartner aus Polen, Finnland, Norwegen, Schweden, Litauen und Deutschland zusammen. Ziel ist es, die Umweltauswirkungen chemischer und konventioneller Munition zu untersuchen und neue Methoden einer angemessenen Risikobewertung (Ecotox-Toolbox) zu entwickeln. Die Ergebnisse der Risikobewertung fließen in ein neues, auf mathematischer Modellierung basierendes Werkzeug zur Ent-scheidungshilfe für Managementoptionen (DSS) ein. In DAIMON 2 werden die erarbeiteten Methoden (Ecotox-Toolbox und DSS) an Entscheider und praktische Anwender vermittelt.

Für das aus dem laufenden INTERREG-Ostseeprogramm der EU finanzierte Projekt stehen insgesamt 5,6 Millionen Euro zur Verfügung. Rund 125.000 Euro davon für die EGEOS GmbH in Kiel, die auch an weiteren EU-geförderten Projekten zum Thema „Munition im Meer“ beteiligt ist (BASTA, North Sea Wrecks).

Rund 1,6 Mio. Tonnen alte Munition, überwiegend aus dem Zweiten Weltkrieg, lagern insgesamt in den deutschen Meeresgewässern. Größtenteils handelt es sich um konventionelle Munition, also Spreng- oder Brandmunition mit TNT oder weißem Phosphor. Ein kleinerer Teil ist chemische Kampfstoffmunition, die humantoxische Substanzen wie Senfgas, Tabun, Phosgen oder arsenhaltigen Kampfstoffe enthält. Die enthaltenen Sprengstoffe sind explosiv und giftig, und viele stehen in Verdacht, Krebs zu verursachen. Wenn Menschen am Meeresboden tätig sind oder Munition auffischen, besteht unmittelbare Gefahr für Leib und Leben. Auch mögliche Auswirkungen auf die Meeresumwelt werden untersucht.

Text: JUMI SH, Foto: Sönke Ehlers

Claus Christian Claussen, Minister für Justiz, Europa und Verbraucherschutz
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