IMC-Segelcamp 2024 in England
IMC-Segelcamp 2024 in England
IMC-Segelcamp 2024 in England
Die internationale Seefahrerföderation „IMC“, ein Zusammenschluss von acht europäischen nationalen Marineverbänden, richtet jedes Jahr in den Sommermonaten ein einwöchiges Segelcamp aus, in dem Jugendliche\Heranwachsende im Sinne der Völkerverständigungim Rahmen eines Jugendaustauschs das Segeln erlernen können.
Die Royal Navy Associaton hatte sich in diesem Jahr nach fünf Jahren „Coronapause“ bereit erklärt, das IMC-Camp wiederzubeleben. Letztmalig veranstaltete die italienische nationale Marinevereinigung im Jahr 2019 das Camp in Venedig\Italien. Leider meldeten Belgien, Bulgarien, Kroatien und Frankreich keine Teilnehmer zeitgerecht zurück, so dass die Ausrichtung des Camps zunächst auf wackligen Füßen stand, letztendlich dann aber doch stattfinden konnte.
Im Zuge der Ausschreibung der Deutschen Marinejugend meldeten sich hierfür insgesamt vierInteressenten im Alter von 17 bis 20 Jahren aus dem Bundesgebiet. Los ging es für die deutsche Abordnung am 20. Juli ab Hamburg\Flughafen. Während Karl und Johann W. als Hamburger einen Heimvorteil genossen, mussten Marc K.und Ronja B. vom SSC Zwickau mit mir als Teamleiter noch knapp 600 Kilometer mit dem Auto anreisen.
Kaum hob die Boeing 737-800 mit einer Stunde Verspätung von der Startbahn ab, wurde gefühlt schon wieder mit den Landevorbereitungen begonnen. Die Flugzeit nach London\Halstead betrug etwas über eine Stunde. Die Abfertigung am Flughafen Halstead war etwas chaotisch, was einerseits natürlich am „Brexit“ liegt und andererseits der geringen Größe des Flughafengebäudes geschuldet ist.
Chris und Josh von der englischen Staff-Crew der RNA holten uns pünktlich mit dem Kleinbus der RNA vom Flughafen ab. Nach einer Stunde fahrt kamen wir schließlich wohlbehalten in der Royal Hospital School in Holbrook als letzte der teilnehmenden Gruppen an. Diese beeindruckende und ehrwürdige Privatschule flößt einem alleine schon wegen ihrer schieren Ausdehnung auf 200 Hektar Grund Respekt ein. Die Schule wurde hier im Jahr 1933 errichtet, aber bereits 1712 als Teil des Greenwich Hospital gegründet, einer Wohltätigkeitseinrichtung für Alte, Kranke und Junge. Für Letztere sollte Jungen aus der Seefahrt das damalige seltene Privileg bieten, Lesen, Rechnen und die Kunst der Navigation zu erlernen. Heute befindet sich in den Hallen in Greenwich das nationale maritime Museum.
Zunächst wurden wir in den Speisesaal geführt, der etwas in der Ausdehnung mit jenem aus Harry Potter vergleichbar ist. Hier wurde zwar auch recht gut in der Küche gezaubert, holen und anstehen mussten wir aber noch im Gegensatz zu Harry und Hermine selbst. Im Anschluss wurden wir in den Zimmern im Haus „Hood“ (die Häuser auf dem Campus sind nach verdienten englischen Admirälen benannt, deren Konterfei ebenfalls im Speisesaal bewundert werden kann) eingewiesen. Kategorie: einfach und schlicht. Nach dem Bezug erfolgte die allgemeine Begrüßung durch die Organisatoren der RNA und natürlich das gemeinsame Kennenlernen am Abend. Müde und erledigt fielen wir alle relativ früh am ersten Abendin die Kojen.
Der Sonntag war ein „lazySunday“. Nach Vorstellung des Wochenplans wanderten wir ein paar Kilometer um den Campus. Gesellschaftsspiele und ein abendliches Fußballmatch folgten.
Am Montagvormittag ging es dann nach dem Frühstück zum „Alton Water“, einem Trinkwasserstausee mit Freizeitzentrau und Campingplatz in unmittelbarer Nähe der RHS. Durch die fachkundigenLehrer der dort angesiedelten Wassersportschule wurden die Jungs und Mädels segelgerecht mit Helm, Weste und Neopren eingekleidet und in die Boote des Typs RS Quest eingewiesen. Sodann ging es aufs Wasser. Der Wind wehte die ganze Woche recht frisch, so dass die Rookies auf dem Wasser allerhand zu tun hatten, nicht zu kentern. Am Nachmittag kam dann auch die Sonne aus der Wolkendecke, was die gute Laune dann merklich hob.
Den ganzen Tag auf dem Wasser macht bekanntlich müde, so dass der Abend nicht allzulang wurde. Man muss allerdings auch dazu sagen, dass die Royal Hospital School auf mitten in der „Botanik“ liegt.Abends etwas im Supermarkt einkaufen oder etwa ein Besuch eines Pubs für die Ü 18-Riege ist hier ohne Fahrzeug gänzlich unmöglich
Der Dienstag begann mit „It`srainigcats and dogs“, wie der geneigte Inselbewohner zu sagen pflegt; der leichte englische Landregen geleitete uns zum Frühstück. Im Anschluss verlegten wir wieder bei relativ trockenem Wetter zur Segelschule. Insgesamt hatte Petrus mit den Segeljüngern ein Einsehen und ließ das Nass die Woche über oben, bzw. ließ es nur leicht in der Nacht abregnen. Der Segeltag ging von Montag bis einschließlich Donnerstag von 10 bis 17:30 Uhr. Neben den allgemeinen theoretischen Grundlagen und Knotenkunde, wurden danach mit den mixedcrewsKurse und Mann-über-Bord-Manöver gefahren und natürlich auch Kenterübungenabsolviert.
Am Donnerstag ist ja wie immer „Admirals Day“ angesagt, bei dem die Präsidenten der jeweiligen Marinevereinigungen die Teilnehmer vor Ort besuchen und die Fortschritte begutachten. Das gemeinsame Abendessen fand dann in der Speisehalle der Schule am Abend statt. Für den DMB war unser Bundesgeschäftsführer Mike Brach vor Ort, da unser Präsident leider verhindert war.
Nach einem gemeinsamen Schwimmen in der dazugehörigen Schwimmhalle wurden am Freitag dann die Wanderschuhe geschnürt und eine Halbumrundung (ca. 6 km) des Stausees getätigt. Der Nachmittag klang dann wieder mit Gesellschaftsspielen aus. Am Abend gab es „Mamma mia“ im Filmformat mit Popcorn, Süßigkeiten und Eis für alle.
Der Samstag war Rückreisetag. Bereits nach dem Frühstück hieß es für alle Abschiednehmen. Hier wurde die eine und andere Träne vergossen, was doch bewies, dass man sich in der Woche bereits gegenseitig sehr ins Herz geschlossen hatte. Das deutsche Team landete um kurz nach 15 Uhr wieder wohlbehalten in Hamburg. Auch die weitere Heimfahrt per Pkw verlief stau- und problemlos.
Alles in allem ist dieses Camp hier in Englandeigentlich fast nicht mehr zu toppen. Die Unterkunft, die herzliche und zuvorkommende Betreuung durch Bill, Sarah, Kate und Helfer und natürlich das Vorhandensein von ausgebildeten professionellen Segellehrern trägt hier wesentlich dazu bei. Auch mir war es persönlich eine Ehre und Vergnügen, dem tollen, disziplinierten und auch stets interessierten deutschen Teilnehmern vorzustehen. Ein Dank gilt Mike Brach für den Besuch mit den netten Gesprächen und Helga Herzle die Voraborganisation durch die Bundesgeschäftsstelle.
Wo das IMC-Camp 2025 stattfinden wird, ist noch nicht bekannt. Unter der Hand wird von Venedig gesprochen. Genaueres werden die Verantwortlichen aber wieder im November festlegen, fest nach dem Motto der internationalen maritimen Jugendarbeit:
„Freundschaften knüpfen – Erinnerungen schaffen“.
A. Spörl
Marine-Verein Hof