headerbild Wir sind Weltbürger.

IMC-Segelcamp in England

Die internationale Seefahrerföderation IMC, ein Zusammenschluss von europäischen nationalen Marineverbänden, richtet jedes Jahr in den Sommermonaten ein einwöchiges Segelcamp aus, in dem Jugendliche\Heranwachsende unter dem Motto „Freundschaften knüpfen – Erinnerungen schaffen“ im Sinne der Völkerverständigung im Rahmen eines Jugendaustauschs das Segeln erlernen können.

Die britische Royal Navy Associaton (RNA) hatte sich in diesem Jahr nach fünf Jahren „Coronapause“ bereit erklärt, das IMC-Camp wiederzubeleben. Leider meldeten mehrere Verbände zeitgerecht keine Teilnehmer, sodass die Ausrichtung des Camps zunächst auf wackligen Füßen stand, letztendlich dann aber doch stattfinden konnte. Auf die Ausschreibung der Deutschen Marinejugend meldeten sich vier Interessenten im Alter von 17 bis 20 Jahren. Los ging es für die deutsche Abordnung am 20. Juli ab Flughafen Hamburg. Während Karl und Johann W. als Hamburger einen Heimvorteil genossen, mussten Marc K. und Ronja B. vom SSC Zwickau mit mir als Teamleiter noch knapp 600 km mit dem Auto anreisen.

Chris und Josh von der englischen Staff-Crew der RNA holten uns mit einem Kleinbus vom Flughafen London/Halstead ab. Nach einer Stunde Fahrt kamen wir wohlbehalten in der Royal Hospital School in Holbrook an. Diese beeindruckende und ehrwürdige Privatschule flößt einem schon wegen ihrer schieren Ausdehnung auf 200 ha Respekt ein. Sie wurde an diesem Ort im Jahr 1933 errichtet, aber bereits 1712 als Teil des Greenwich Hospital gegründet, einer Wohltätigkeitseinrichtung für Alte, Kranke und Junge. So erhielten Jungen aus der Seefahrt das damalige seltene Privileg, Lesen, Rechnen und die Kunst der Navigation zu erlernen. Heute befindet sich in den Hallen in Greenwich das nationale maritime Museum.

Zunächst wurden wir in den Speisesaal geführt, der von der Größe an den aus Harry Potter erinnerte. Im Anschluss wurden wir in den Zimmern im Haus „Hood“ (die Häuser auf dem Campus sind nach verdienten englischen Admirälen benannt) eingewiesen. Kategorie: einfach und schlicht. Nach dem Bezug erfolgte die Begrüßung durch die Organisatoren und das Kennenlernen am Abend. Der Sonntag war ein „lazy Sunday“. Nach Vorstellung des Wochenplans wanderten wir ein paar Kilometer um den Campus. Am Montagvormittag ging es dann nach dem Frühstück zum „Alton Water“, einem Trinkwasserstausee mit Freizeitzentrum und Campingplatz in unmittelbarer Nähe der RHS. Durch die fachkundigen Lehrer der dort angesiedelten Wassersportschule wurden die Jungs und Mädels segelgerecht mit Helm, Weste und Neopren eingekleidet und in die Boote des Typs RS Quest eingewiesen.

Sodann ging es aufs Wasser. Der Wind wehte die ganze Woche recht frisch, sodass die Rookies auf dem Wasser allerhand zu tun hatten, nicht zu kentern. Am Nachmittag kam dann auch die Sonne aus der Wolkendecke, was die gute Laune dann merklich hob. Die Segeltage gingen von Montag bis einschließlich Donnerstag von 10 bis 17:30 Uhr. Neben den allgemeinen theoretischen Grundlagen und Knotenkunde wurden mit den mixed crews Kurse und Mann-über-Bord-Manöver gefahren und auch Kenterübungen absolviert. Am Donnerstag war „Admirals Day“ angesagt, bei dem die Präsidenten der jeweiligen Marinevereinigungen die Teilnehmer vor Ort besuchen und die Fortschritte begutachten. Das gemeinsame Abendessen fand dann in der Speisehalle der Schule statt.

Für den DMB war Bundesgeschäftsführer Mike Brach vor Ort, da Präsident Heinz Maurus leider verhindert war. Nach einem gemeinsamen Schwimmen in der Halle wurden am Freitag die Wanderschuhe geschnürt und eine Halbumrundung (ca. 6 km) des Stausees gemeistert. Der Nachmittag klang mit Gesellschaftsspielen aus. Der Samstag war Rückreisetag. Bereits nach dem Frühstück hieß es für alle Abschiednehmen. Hier wurde die eine und andere Träne vergossen, was doch bewies, dass man sich in der Woche sehr ins Herz geschlossen hatte. Das deutsche Team landete um kurz nach 15 Uhr wohlbehalten in Hamburg. Alles in allem war dieses Camp kaum zu toppen. Die Unterkunft, die herzliche und zuvorkommende Betreuung und das Vorhandensein von ausgebildeten professionellen Segellehrern trugen wesentlich dazu bei. Wo das IMC-Camp 2025 stattfinden wird, ist noch nicht bekannt, es ist allerdings von Venedig die Rede.

Text u. Fotos: Alexander Spörl

Die Camp-Teilnehmer wurden professionell eingekleidet

Die Boote vom Typs RS Quest warten auf die Jugendlichen

Zurück zur Übersicht