IMC-Sommercamp 2018 in Venedig
Vor kurzem fand das Sommercamp der International Maritime Conferderation (IMC) in Venedig statt. Im Folgenden berichten die Teilnehmer in Tagebuchform von ihren Erlebnissen:
Tag 1, 24.07.2018
Um 07:00 Uhr starteten wir unser Abenteuer mit einem Kleinbus von Hof aus zum IMC-Camp 2018 nach Venedig. Während der 850 km langen Reise durchfuhren wir sowohl die alpinen Gebirge Österreichs und Italiens, als auch die weitläufigen Ebenen Norditaliens in Richtung Süden. In Venedig erreichten wir nach einem kurzen Fußmarsch die Insel St. Elena, auf der sich unsere Unterkunft, die Marineschule „Franceso Morosini“ befand. Hier wurden wir herzlich empfangen und wir bekamen unsere Zimmer zugeteilt. Diese wurden mit den Teilnehmern der anderen Länder durchmischt, damit wir uns schnell gegenseitig näher kennenlernen. Alle Teilnehmer erhielten eine Sporttasche mit fünf T-Shirts, 2 Poloshirts, zwei kurzen Sporthosen, Wasserschuhen, einem kompletten Trainingsanzug und einem Cap. Wir waren sehr erstaunt, dass wir das alles behalten und auch im Anschluss mit nach Hause nehmen durften. Nach einer strengen Einweisung in die üblichen Verhaltensregeln in der Marinemilitärschule und einem anschließenden Abendbrot, hieß es ab in die Kojen.
Tag 2, 25.07.2018
Nach dem Frühstück, das in Italien grundsätzlich etwas „mager“ auszufallen scheint, ließ man uns zusammen mit den anderen Teilnehmern in Dreierreihen am Vorplatz antreten. Nach einem kurzen Fußmarsch im Gleichschritt zum kleinen Hafen der Schule, stiegen wir in eine schuleigene Barkasse, die uns jeden Tag zum „Lido di Venezia“, einer der Schule gegenüberliegenden, ca. 20 Kilometer langen schlauchähnlichen Insel übersetzte. An der dortigen „Bushaltestelle“ für den Wasserbus stiegen wir aus und liefen ca. 1,5 Kilometer zu einem Strandabschnitt, der nur für Angehörige der italienischen Marine reserviert ist. Dort befanden sich Liegestühle, Strandhütten und eine Gaststätte. Hier bekamen wir eine Einweisung und Lehrstunde ins Segeln. Danach veranstalteten wir einen kleinen Wettbewerb, indem wir unsere Schwimmkünste bei Kentermanövern unter Beweis stellten. Anschließend wurden wir zum Mittagessen gerufen, das in der Kombüse der Schule gekocht und zu Insel geliefert wurde. Nach der anschließenden „Siesta“ erhielten wir weiteren Segelunterricht, bevor es zurück in die Unterkunft ging. Am Hafen der Schule bekamen wir die an diesem Tag vermittelten Unterrichtsinhalte noch einmal als „Briefing“. Die Freizeit am Abend verbrachten wir in der Innenstadt. Dort schafften wir es, viele der bekanntesten Sehenswürdigkeiten selbständig zu erkunden. Später erfuhren wir, dass drei Teilnehmer aus Österreich, die mit den Anforderungen im Camp nicht zurechtkamen, vorzeitig abgereist waren. Dies blieben, zum Glück, die einzigen „Ausfälle“.
Tag 3, 26.07.2018
Wie am Tag zuvor verlegten wir nach dem Frühstück zum „Lido“, um die Einweisung in die anstehenden Aktivitäten zu bekommen. Hier wurden wir in Fünferteams eingeteilt, um das erste Mal zusammen auf den Schulbooten zu segeln. Für das Mittagessen riggten wir unsere Boote ab und machten uns auf den Rückweg. Nach einem opulenten Abendessen und aufgrund der hohen Temperaturen fielen wir erschöpft in unsere Kojen. Schlafen mussten wir grundsätzlich bei offenen Zimmertüren, was uns aber nicht weiter störte, denn anders wäre es in den stickigen und überhitzten Zimmern sowieso nicht auszuhalten gewesen. Ein kleiner nächtlicher „Durchzug“ brachte zumindest minimale Abkühlung.
Tag 4, 27.07.2018
Der Tag begann wie die Tage zuvor mit Betten machen, und zwar so wie beim Militär, danach folgten das Frühstück und die Verlegung zum Strand. Da wir uns am Vortag in den Booten auf verschiedenen Positionen abgewechselt hatten, fuhren wir nun etwas sicherer auf dem Mittelmeer vor Venedig. Wir waren sehr froh, als wir endlich hörten, dass wir zum Mittagessen kommen könnten, da es an diesem Tag unerträglich heiß war. Trotz alldem war es wieder ein durchaus lustiger Tag am Strand sowie auf und im Wasser. Wir ließen den Abend in einer örtlichen Pizzeria ausklingen.
Tag 5, 28.07.2018
Nach den üblichen Morgengewohnheiten und einer kurzen Ansprache wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Während sich die eine auf dem schuleigenen Sportplatz mit Basketball beschäftigte, wurde die andere in die Kunst des venezianischen Ruderstils in einer Vierergondel eingewiesen. Obwohl jeder schon einmal gerudert ist, war dieser Ruderstil gar nicht so leicht. Am Nachmittag gab es eine interessante Führung durch das ansässige Marinemuseum und einen Besuch der Marinebootsausstellung im Arsenal. Anschließend ging es für uns in die Stadt, wo wir sowohl die ortsansässigen Geschäfte, als auch Restaurants in Augenschein nahmen und uns mit Kleinigkeiten versorgten.
Tag 6, 29.07.2018
Heute wurden die am Tag zuvor gebildeten Gruppen getauscht, sodass diejenigen, die sich tags zuvor sportlich betätigt hatten, nun in das Rudern von Gondeln eingewiesen wurden. Aufgrund des hohen Wellengangs mussten die Ruderübungen auf den kleinen Hafen der Marineschule beschränkt werden. Währenddessen schwitzte die „Sportgruppe“ in der heißen, feuchtschwülen Hitze Venedigs bei einem Fußballspiel. Nach ausgiebigen Abkühlungen und einem Mittagessen ging es auf eine zweistündige Führung durch den Dogenpalast, die wohl berühmteste Sehenswürdigkeit Venedigs. Während der Besichtigung wurde die Geschichte und Nutzung des Palasts über die verschiedenen Epochen durch einen Guide erläutert. Vor dem Abendessen blieb uns noch kurz Zeit, um uns in der Stadt aufzuhalten. Im Anschluss an das gemeinsame Abendessen, verbrachten wir den restlichen Abend im Gemeinschaftsraum, wo wir uns mit Spielen wie Tischtennis oder Kicker beschäftigten.
Tag 7–9, 30.07.-01.08.2018
Die Woche begann wie üblich mit einem Frühstück in der Militärschule und der darauffolgenden Fahrt zu unserem Strandabschnitt am Lido. Wir Camp-Teilnehmer aus Deutschland hatten unseren Segeltrainer darauf hingewiesen, dass das reine Segeln auf dem Wasser für uns keine Herausforderung darstellt. Also gab er denjenigen, die bereits Segelerfahrung hatten, die Möglichkeit, auf einem Boot zusammen zu segeln. Wir statteten uns daraufhin mit einem Spinnacker aus und übten damit. Der nächste Tag verlief ähnlich, allerdings gab es abends nicht die obligatorische Pasta der Schule. Stattdessen durften wir mit den jugendlichen Supervisors, den Schülern der Marineschule, in einem sehr guten Lokal speisen. Dies war eine schöne Abwechslung zum Alltag in der Militärschule. Gleichzeitig lernten wir die Supervisors besser kennen. Der Mittwoch wurde zu einem der spannendsten Tage der Woche, da wir uns eine kleine Segelregatta gegen die anderen Teilnehmer im Camp lieferten. Die Gruppen für die Regatta teilten unsere Segellehrer ein, womit wir deutsche Segler sehr zufrieden waren. Die Platzierung der deutschen Teams fiel entsprechend sehr gut aus. Von den sechs gestarteten Booten war auf drei Booten Deutschland vertreten. Insgesamt erreichte das schlechteste deutsche Boot den 5. Platz, die Besten setzen sich gegen die anderen mit dem 2. und 1. Platz durch.
Tag 10, 02.08.2018
Am Tag vor der Abreise wurde es nochmal spannend, da wir die Möglichkeit bekamen, die Boote vom Strand des Lido zurück zur Schule und somit durch die Kanäle von Venedig zu steuern. Doch zuvor musste noch ein vorüberziehendes Gewitter abgewartet werden. Nach der Ankunft in der Marina säuberten wir die Segelboote und gingen zum Mittagessen. Am Nachmittag hatten wir Freizeit, die wir damit verbrachten, unsere Koffer zu packen, und uns für den abendlichen „Admirals Day“ einzukleiden. Um 19 Uhr trafen wir uns mit den Leitern der Schule, den Organisatoren und Segellehrern sowie Vertretern der sechs Mitgliedsländer in der Marineoffiziersmesse am Arsenal zum Abendessen, um das IMC-Camp gemeinsam mit einem 3-Gänge-Menue ausklingen zu lassen.
Tag 11, 03.08.2018
Am Freitag ging es für uns noch vor dem Frühstück, um 5:30 Uhr, zum Autoparkplatz. Zuerst fuhren wir mit dem Wasserbus über eine Stunde durch Venedig. Leider war es der falsche Wasserbus, so dass wir gezwungen waren, nochmals mit Gepäck ca. 1,5 Kilometer zum Parkhaus zu laufen. Gegen 7:30 Uhr traten wir schließlich die Heimreise nach Deutschland an. In Innsbruck machten wir eine kleine Pause beim „gelben M“ und setzten nebenbei unseren neu und lieb gewonnen Freund und Teamleader aus Österreich, Florian, ab. Die nächsten Stunden verliefen angenehm und ruhig, bis auf einen kleinen Stau bei Regensburg. Alles in allem war es eine schöne Erfahrung, mit neuen Eindrücken und neu gewonnen Freunden aus anderen Ländern. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön der IMC, den Italienischen Organisatoren, dem Deutschen Marinebund sowie allen, die am Programm mitwirkten.
Text & Fotos: Natalia Chmielewska, Finja Schmidt, Bastian Friedrich, Justus Schiessl, Jonas Taschner, Alexander Spörl
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