„We are family”
An der International Sea Cadet Association – zur Förderung des weltweiten maritimen Jugendaustausches – im Oktober hat auch der ISCA-Beauftragte des Deutschen Marinebunds teilgenommen.
„We are family”: Das ist das Motto der International Sea Cadet Association (ISCA), einer Organisation die sich die Förderung des weltweiten maritimen Jugendaustausches auf die Fahne geschrieben hat. Etwa 25 Länder haben sich der ISCA angeschlossen. Der Deutsche Marinebund mit seiner Marine-Jugend hat die Aufgabe angenommen, Deutschland in diesem Kreis der Nationen zu vertreten.
Neben dem eigentlichen Jugendaustausch findet eine jährliche Konferenz der ISCA statt, damit die notwendigen Kontakte, untermauert durch persönliche Bekanntschaften, und die Voraussetzungen für einen Jugendaustausch besprochen werden können. In diesem Jahr fand die Konferenz vom 09. bis 15. Oktober 2023 in Kapstadt statt, an der ich als ISCA-Beauftragter des DMB und Anette als Begleitperson teilgenommen haben.
Gleich bei der Ankunft im Tagungshotel, der Protea Breakwater Lodge direkt an der Waterfront in Kapstadt, wurden wir von Ian Loubser, dem Organisator der diesjährigen Konferenz, aufs Herzlichste begrüßt. Am Abend traf man sich im Hotelrestaurant, wo mit alten und neuen Freunden die ersten Gespräche geführt werden konnten. Einige der Anwesenden kannten wir schon von der ISCA-Konferenz 2019 in Stockholm. Die geplanten Konferenzen 2020 in Korea und 2021 in Großbritannien mussten wegen Corona abgesagt werden, an der Konferenz 2022 in Washington konnte ich nicht teilnehmen.
Am Dienstag, den 10. Oktober 2023, begann das offizielle Programm mit einem gemeinsamen Mittagessen, anschließend wurde die Konferenz eröffnet und sogleich einige Tagesordnungspunkte abgearbeitet. Es waren noch Vertreter aus Australien, Bermuda, Barbados, Cayman Islands, Japan, Korea, USA und Südafrika anwesend. Erstaunt stellte ich fest, dass ich nicht nur der einzige Vertreter des Deutschen Marinebunds, sondern von ganz Europa war, da alle anderen europäischen ISCA-Mitglieder keinen Delegierten entsandt hatten. Einmal wurde noch kurz ein Vertreter aus Großbritannien per Video zugeschaltet.
An den folgenden Tagen wurde in mehreren Sitzungen besprochen, wie der Jugendaustausch ablaufen soll und einige Regularien beschlossen. Jeder Anwesende berichtete auch über die Möglichkeiten in seinem Land. Neben den Sitzungen blieb noch genug Zeit, einige der zahlreichen Sehenswürdigkeiten von Kapstadt kennenzulernen.
Am letzten Tag der Konferenz ging es mir nicht gut, so dass Anette alleine am formellen Farewell-Dinner teilnehmen musste. Am Sonntag, den 15. Oktober 2023 gab es dann noch eine sehr herzliche Verabschiedung mit dem Austausch kleiner Geschenke und mit dem Versprechen, sich im nächsten Jahr wieder zu sehen.
Danach ging es zum Flughafen, um den Heimflug anzutreten. Wir saßen schon im Flugzeug, als die Flugzeugbesatzung bemerkte, dass ich deutliche Atembeschwerden hatte. Aus Sicherheitsgründen wollten sie uns dann nicht mitnehmen und wir mussten das Flugzeug mitsamt den Koffern wieder verlassen. Vom Flughafen ging es direkt ins nächste Krankenhaus, wo eine schwere Lungenentzündung diagnostiziert wurde. Die anschließende Behandlung war heftig, u.a. mit künstlicher Beatmung, aber erfolgreich. Obwohl 10.000 Kilometer von zu Hause, ist man in Kapstadt bestens versorgt, da der medizinische Standard, die Ausbildung der Ärzte und die Krankenhausausstattung mit der unseren durchaus vergleichbar sind, vielleicht sogar besser. Nach einer guten Woche konnte ich das Krankenhaus wieder als mehr oder weniger geheilt und flugtauglich verlassen, so dass wir am 25. Oktober 2023 den Rückflug antreten konnten.
Als besonders positiv haben wir mitgenommen, dass das ISCA-Motto „We are family“ nicht nur Worte sind. Der Vorsitzende der Sea Cadets of South Africa, Paul Jacobs, und seine Frau Gaylene haben sich während meines Krankenhausaufenthaltes täglich um uns, besonders um Anette, rührend gekümmert und uns unterstützt. Während ich teilweise nicht ansprechbar war, musste sich Anette um die formellen Angelegenheiten im Krankenhaus kümmern. Das ist in Südafrika nicht ganz einfach, da innerhalb des Krankenhauses jeder Arzt, Physiotherapeut und andere Dienstleistungen extra abgerechnet werden und eine Flut von Unterschriften und anschließenden Rechnungen auf uns zukam. Hier erwies sich Paul als sehr hilfreich, da er das südafrikanische System kennt und bei Sprachschwierigkeiten vermitteln konnte. Dafür sind wir Paul und seiner Familie sehr dankbar und wir ließen nicht nur gute Kameraden, sondern gute Freunde in Kapstadt zurück. Wir haben Paul und Gaylene zu einem privaten Besuch nach Deutschland eingeladen; mal sehen, ob sie dies ermöglichen können.
Text: Uwe Töllner, Fotos Anette Bohner