Erfahrungsbericht Chorprobe zu Corona-Zeiten
Der Shantychor Windrose als Gesangsabteilung der Minensuchkameradschaft Hamburg im Deutschen Marinebund hat eine erste Chorprobe seit dem Corona-Ausbruch durchgeführt. Der Erfahrungsbericht ist auch für andere Chöre im DMB gedacht.
Ausgangslage
Der Shantychor Windrose als Gesangsabteilung der Minensuchkameradschaft Hamburg im Deutschen Marinebund hatte wie alle Chöre seit Mitte März keine Proben. Der letzte Auftritt war am 12.3.2020 anlässlich der Trauerfeier eines Kameraden, schon unter eingeschränktem Kontakt.
Am 26.5.2020 wurde vom Hamburger Senat die Verordnung zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 in der Freien und Hansestadt Hamburg verabschiedet. Im § 28 „Kulturelle Bildungsangebote und Tanzschulen“ wurden Chorproben wieder erlaubt, Bedingungen:
- Benennung eines Hygienebeauftragten
- Erstellung eines Hygienekonzepts
- Abstand zwischen Sänger von 2,5 m
- Abstand zwischen Instrumentalisten (außer Blasinstrumenten) 1,5 m
- Ausschluss von Teilnehmern mit Corona-Symptomen
- Erfassung der Kontaktdaten der Teilnehmer und Aufbewahrung der Daten für vier Wochen
- Hygienemaßnahmen zur Reduzierung des Infektionsrisikos
Vorbereitung
Ein hinreichend großes Gartengrundstück mit Rasen wurde im Bezirk Wandsbek gefunden. Ein Hygienebeauftragter war nach kurzer Abstimmung benannt. Ein Mitglied ist erfahren in Normungsarbeit und Qualitätsmanagement, so war ein Hygienekonzept gemäß Vorgaben leicht erstellt.
Da einige Sänger Bedenken äußerten, wurde das Konzept vorsorglich dem Gesundheitsamt Wandsbek zur Beurteilung vorgelegt, auch wenn dies seitens der Verwaltung nicht gefordert ist. Das Konzept wurde auf Anhieb akzeptiert, es wurden sogar Empfehlungen für eine Lockerung gegeben, die in der aktuellen Fassung (vgl. Anlage) berücksichtig wurden.
Die erste Probe war für den 18.6.2020 angesetzt, aufgrund von Unwetterwarnungen wurde sie am Vortag abgesagt.
Am 25.6.2020 wurde es dann Ernst. Am Vortag hatten zwei Chormitglieder den Garten vermessen und die Sitzpositionen mit Hütchen farblich nach Stimmen markiert. Entsprechend Hygienekonzept waren 3,5 m Abstand zwischen den Plätzen vorgesehen. Es war Desinfektionsmittel beschafft und eine Baustellentoilette angemietet, um die Gästetoilette des Hauses nicht zu überlasten. Dirigent und Akkordeonspieler fanden ihren Platz auf der Terrasse.
Hinweis: Selbst in der Apotheke wurde anstelle eines antiviralen Desinfektionsmittel (gegen Viren also auch Corona wirksam) nur ein biozides Desinfektionsmittel (gegen Bakterien also nicht sicher gegen Corona wirksam) angeboten.
Tag der Probe
Angemeldet hatten sich neben dem Chorleiter 15 Sänger und drei Akkordeonisten.
Im Bereich des Zugangs zum Garten wurde eine Empfangsstation für die Teilnehmer eingerichtet. Dort wurden die Teilnehmer von einem Chormitglied aufgefordert, die Hände zu desinfizieren, die Symptomfreiheit zu bestätigen und per Unterschrift die Kenntnis des Hygienekonzepts und die Einwilligung zur Datenspeicherung für die von der Verordnung vorgegebenen Frist zu bestätigen (Text: „Ich habe das beigefügte Hygienekonzept gelesen, verstanden und akzeptiert. Mit der Speicherung meiner Daten bin ich einverstanden. Ich verzichte ausdrücklich darauf, diese Einwilligung vor dem 31.7.2020 zu widerrufen.“).
Ein Ausdruck des Hygienekonzepts lag ggf. zur Einsichtnahme bereit.
Ablauf der Probe
Zu Beginn der Probe wurden die Schwerpunkte des Hygienekonzepts insbesondere der Ausschluss von der Probe bei Missachtung, die Achtung auf die Mitsänger und die grundsätzliche Problematik der Corona-Pandemie erläutert:
- wenig gesicherte Erfahrung,
- Ansteckung auch durch Personen ohne Symptome,
- fehlende Wahrnehmung für die Gefahr wie bei Elektrizität oder Radioaktivität.
Dann lief die Probe mit Pause nahezu wie gewohnt ab.
Aufgrund der Abstände litt ein wenig die Präzision des Gesangs.
Vor dem letzten Lied setzte es zu einem Schauer an, die Sänger suchten mit Mund-Nasen-Schutz unter der Markise Schutz. Nach Schauer und Schlußlied löste sich das Treffen auf.
Resümee
Die Vorbereitung der Probe hat einiges an Überlegung, Absprache und Aufwand gefordert. Alle Teilnehmer waren froh, dass sie nach der Corona-Pause wieder zusammenkommen konnten. Die militärische Prägung etlicher Chormitglieder hat geholfen, einen disziplinierten Ablauf zu sichern. Der abgeschlossene Probenort hat Probleme mit etwaigen Zuhörern vermieden. Die Nachbarn waren durchgängig angetan. Hier hat es sich bewährt, die Probe vom Abend auf den späten Nachmittag vorzuziehen.
Die Qualität der Probenarbeit leidet deutlich unter den Abständen und der Klangausbreitung im Freien, trotzdem sprachen sich alle für eine Wiederholung aus, die je nach Wetterlage auch geplant ist. Aktuell sind wir auf der Suche nach einem hinreichend großen, gut belüfteten Raum – der Chormanager sucht den Kontakt mit unseren Auftraggebern (beispielsweise Fischauktionshalle).
Text u. Fotos: Dr.-Ing. Michael Heinrichowski