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Umweltminister fordert Munitionsbergung

Der schleswig-holsteinische Umweltminister Jan Philipp Albrecht fordert die Bundesregierung auf, den Weg für die Bergung und Entschärfung der Munition im Meer freizumachen. Ein entsprechender Antrag von Schleswig-Holstein ist auf der Umweltministerkonferenz am 23. April einstimmig angenommen worden. „Es liegen 1,6 Millionen Tonnen Weltkriegsmunition in Nord- und Ostsee und allmählich verrosten die Metallkörper. Der Bund muss deshalb endlich den Weg für eine Bergung und Vernichtung der Munition im Meer freimachen. Dafür wird ein dreistelliger Millionenbetrag nötig sein, den die Küstenländer nicht alleine tragen können“, sagte Albrecht heute (26. April) beim Besuch des Forschungsteams kurz vor der vierten Ausfahrt zum Pilot-Monitoring der Munitionsaltlasten in der Lübecker Bucht.

Im Auftrag des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) untersucht das Institut für Toxikologie und Pharmakologie für Naturwissenschaftler des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein derzeit, wie die dort lagernden Munitionsaltlasten auf die marine Umwelt der Lübecker Bucht wirken. Dazu legen Taucher*innen des Forschungstauchzentrums der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Muscheln und Passivsammler in der Nähe von Munitionsfundorten aus und messen die nach einer gewissen Zeit darin gesammelten chemischen Rückstände aus den Kampfmitteln am Meeresgrund. „Gemeinsam mit der Wissenschaft haben wir in den vergangenen Jahren viel über die  Munition in unseren Meeren dazu gelernt. Nun müssen aus den Erkenntnissen der Forschung die richtigen Schlüsse gezogen und muss das Problem angepackt werden“, erklärte Albrecht.

Die Umweltministerkonferenz hatte zuvor einem Antrag von Schleswig-Holstein zugestimmt, den Monitoringbericht zu einer Handlungsempfehlung auszuweiten und somit den Weg für den Einstieg in die Bergung zu bereiten. „Munition wird beispielweise auf den großen Schifffahrtsstraßen und auch bei Offshore-Bauprojekten schon heute geräumt. Die Technik dazu ist vorhanden. Außerdem haben wir durch eine Kooperation von Künstlicher Intelligenz und Recherchearbeit in der Forschung große Fortschritte bei der Lokalisierung der Weltkriegsmunition gemacht. Der nächste Schritt muss die Bergung sein“, so Albrecht weiter.

Mit der Bergung zu beginnen, sei auch ein Zeichen an die Anrainerstaaten der Ostsee, sagte Albrecht: „Dieses Jahr sind wir Vorsitzende der Helsinki Kommission. Durch unser entschiedenes Handeln zeigen wir den Anrainerstaaten, dass Deutschland 76 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges dazu Willens und in der Lage ist, solche Altlasten aus dem gemeinsamen Meer zu beseitigen.“

Hintergrundinformationen

Forschungsprojekte zu Munitionsaltlasten und deren Auswirkungen auf die Ökosysteme wurden durch das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung initiiert und kontinuierlich begleitet. Es besteht ein enger Informationsaustausch mit den nationalen sowie internationalen Projektbeteiligten aus Forschung, Wirtschaft und Verbänden. Die Ergebnisse der Projekte fließen in die jährlichen Aktualisierungen des Berichts „Munitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer – Bestandsaufnahme und Empfehlungen“ (2011) des Expertenkreises Munition im Meer der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Nord- und Ostsee (BLANO) ein.

Weitere Informationen sowie die Berichte des Expertenkreises sind im Internet auf den Seiten der Landesregierung veröffentlicht (www.munition-im-meer.de).

Die Helsinki Kommission (HELCOM) ist eine durch das Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt der Ostsee von 1974 (und aktualisiert 1992) eingesetzte zwischenstaatliche Organisation mit Sitz im finnischen Helsinki. Alle Anrainerstaaten der Ostsee sowie die Europäische Union arbeiten in der Kommission zusammen. Außerdem nehmen als Beobachter Nichtregierungsorganisationen teil. Der Vorsitz der Kommission wechselt alle zwei Jahre, seit 1. Juli 2020 liegt er bei Deutschland. Die HELCOM-Vertragsparteien haben sich dazu verpflichtet, die Verschmutzung der Ostsee zu bekämpfen sowie das ökologische Gleichgewicht der Ostsee zu erhalten oder wiederherzustellen. Dabei legt jedes Land für seine Vorsitzzeit entsprechende Schwerpunktthemen fest.

Text: MELUND, Foto: AUV-Team/GEOMAR

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