Forschungszentrum für den Ostseeraum entsteht an der Universität Greifswald
An der Universität Greifswald entsteht ein Interdisziplinäres Forschungszentrum Ostseeraum (IFZO). Bundesbildungs- und Forschungsministerin Anja Karliczek übergab am 26. Februar 2019 in Greifswald einen Förderbescheid ihres Ministeriums in Höhe von 1,4 Millionen Euro für die zweijährige Konzeptphase zum Aufbau der Einrichtung. Das IFZO soll sich mit zentralen Fragen und Herausforderungen der Gegenwart im Ostseeraum beschäftigen und einen klaren Fokus auf die Geistes- und Sozialwissenschaften legen.
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek betonte bei ihrem Besuch: „Die Ostsee ist einer der am dichtesten vernetzten Kultur- und Wirtschaftsräume weltweit. Hier können Themen globaler Bedeutung untersucht werden: Wie gehen wir mit ökologischen Problemen um, mit unserem gemeinsamen kulturellen Erbe, dem gesellschaftlichen Zusammenhalt? Die Universität Greifswald eignet sich schon durch ihre Lage besonders dafür, diesen Fragen nachzugehen. Ich freue mich, dass die Universität bei der Konzeption des neuen Interdisziplinären Forschungszentrums Ostseeraum mit renommierten Partnern im ganzen Ostseeraum zusammenarbeiten wird.“
„Ich bin begeistert, dass die Expertise unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Bezug auf den Ostseeraum mit der Förderung des IFZO durch das BMBF eine großartige Würdigung erfährt. Wir haben nun die Chance, nachhaltig zu einem sichtbaren und anerkannten Forschungszentrum für den Ostseeraum zu werden“, so die Rektorin der Universität Greifswald, Prof. Dr. Johanna Weber.
Die wissenschaftliche Ausrichtung des Zentrums legt einen klaren Schwerpunkt auf die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften. Die zukünftigen Forschungsthemen sollen interdisziplinär und fakultätsübergreifend erarbeitet werden. Wissenschaftliche Kooperationspartner wird es unter anderem in Estland, Polen, Dänemark Norwegen, Lettland und den USA, aber auch in Hamburg, Heidelberg, Kiel und Berlin geben.
Interdisziplinäres Forschungszentrum Ostseeraum
Das Interdisziplinäre Forschungszentrum Ostseeraum (IFZO) erforscht kooperationsbasierte und konfliktbasierte Zukunftsprojektionen in den Gesellschaften des Ostseeraums und konzentriert sich dabei auf die Beantwortung zentraler Fragen und Herausforderungen der Gegenwart. Das Untersuchungsgebiet umfasst die Ostseeanrainer sowie das Hinterland im Einzugsbereich der großen Flüsse. Die Fragestellungen orientieren sich zum einen an interregionalen bzw. zwischenstaatlichen Strategien und Diskursen und zum anderen an den spezifischen nationalen Interessen der Staaten des Ostseeraums. Neben der Arbeit der ostseespezifischen Institutionen, wie dem Ostseerat oder dem Baltic Development Forum stehen auch EU-Initiativen wie die Strategie für den Ostseeraum (EUSBSR) und die „Östliche Partnerschaft“ im Fokus der Untersuchungen.
Aktuell ist der Ostseeraum einer der am weitesten integrierten maritimen Kulturräume der Welt. Seit 1989 stellen die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche Deutschland und Osteuropa vor Herausforderungen, auf die gleichermaßen mit „Integration“ und „Abgrenzung“ reagiert wurde. Vor diesem Hintergrund wird nach gemeinsamen Lösungen in den Bereichen Ökologie, digitale Innovationen, Energie und Sicherheit gesucht. Entsprechend werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IFZO gemeinsam mit ihren Partnern im Ostseeraum folgende Problembereiche analysieren:
(1) Internationale Beziehungen und Sicherheit
(2) Neue Nationalismen
(3) Zur Gegenwart des kulturellen Erbes
(4) Regionale Entwicklung und Ländliche Räume
(5) Nachhaltigkeit und Biobasiertes Wachstum
(6) Energie
Bis 2021 werden aus den so erzielten Erkenntnissen entsprechende Forschungsprogramme und zu bearbeitende Forschungsprojekte entwickelt. Im Mittelpunkt der hier beschriebenen Rahmenthemen steht neben dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn die dezidierte „Anwendbarkeit“ und der Transfer der Erkenntnisse für landes-, regional- und bundespolitische Interessen- und Anspruchsgruppen (Stakeholder) sowie Verwaltungen, Wirtschaftsförderung und politischen Institutionen im Ostseeraum.
Text: Universität Greifswald, Foto: Magnus Schult