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CHANCOM 2019

Das NATO-Admiralsgremium für Nordsee und Englischen Kanal CHANCOM will sich neu aufstellen. Die Region hat wieder strategisches Gewicht für die Landes- und Bündnisverteidigung.

„In weiser Voraussicht haben wir CHANCOM nach Ende des Kalten Krieges beibehalten“, sagt Vizeadmiral Andreas Krause. Heute erhält das Channel Committee der NATO, kurz CHANCOM, wieder größeres Gewicht, denn Nordsee und Englischer Kanal haben wegen der Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung wieder an strategischer Bedeutung gewonnen – als Tor zur Ostsee. Diese Entwicklung hat mittlerweile die Nordflanke der NATO bis nach Polen und ins Baltikum verlängert.

Hier liegt einer der Schwerpunkte der Landes- und Bündnisverteidigung, der bis über den Atlantik zurückreicht. Über die Nordflanke der Allianz werden im Verteidigungsfall Truppen- und Materialtransporte auch durch die Deutsche Marine eskortiert, um die alliierten Streitkräfte in Europa zu versorgen und zu verstärken.

Durch die Nordsee und den Englischen Kanal verlaufen immens wichtige Seewege. Europas größte Häfen liegen an der Nordsee: 14,5 Millionen Zwanzig-Fuß-Standardcontainer wurden 2018 in Rotterdam an der Mündung des Rheins umgeschlagen, 11 Millionen in Antwerpen, 9 Millionen in Hamburg an der Elbe und 5,5 Millionen in Bremerhaven. Diese vier Handelsplätze des Kontinents sind von strategischer Bedeutung – im Frieden wie in Krise und Krieg.

Die Expertenrunde der NATO, die sich mit diesem Seegebiet befasst, ist bis heute CHANCOM. Dieses Konsultationsgremium der fünf Marinechefs aus Großbritannien, Frankreich, Belgien, Deutschland und den Niederlanden besteht seit über 60 Jahren. Italien, Portugal und Spanien haben mittlerweile Beobachterstatus. Seit November letzten Jahres steht ihm der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, vor. Jährlich wechselt der Vorsitz und seine Mitglieder treffen sich zum Austausch, letztes Jahr im belgischen Antwerpen. Dieses Jahr sehen sie sich an der Elbe, am 6. und 7. November in Hamburg.

Hintergrundinformationen

Den Seeweg zu Europas größten Häfen durch Nordsee und Englischen Kanal zu schützen, war in Zeiten das Kalten Krieges Aufgabe eines der drei wichtigsten Hauptquartiere der NATO, des Allied Command Channel. 1952 aufgestellt umfasste sein Verantwortungsbereich die südliche Nordsee und den Englischen Kanal. Der Seeweg zwischen Frankreich und Großbritannien bis nach Antwerpen, Rotterdam und Bremerhaven war die wesentliche Route für Verstärkung aus den USA für seine westeuropäischen Verbündeten, und er ist bis heute die schlagende Pulsader von Europas Handel mit der Welt.

Das Hauptquartier des Alliierten Kanalkommando lag in Northwood bei London. Eng verzahnt mit den britischen, französischen, belgischen, niederländischen und westdeutschen Seestreitkräften in der Region standen ihm Seefernaufklärer, Jagdbomber und Minenabwehrboote direkt zur Verfügung. Die Bundesmarine stellte jedes Jahr eines ihrer Minensuchboote für die STANAVFORCHAN, die „Standing Naval Force Channel“, ab. Nach dem Ende der Block-Konfrontation löste sich der Warschauer Pakt auf, und in der Folge auch die NATO 1994 das Allied Command Channel. Was blieb, war das Beratungsgremium CHANCOM – und die enge Kooperation der verbündeten Flotten. Weiterhin entsendet die Deutsche Marine regelmäßig ein Minenjagdboot oder ein Versorgungsschiff zur Standing NATO Mine Countermeasures Group 1, Nachfolger der STANAVFORCHAN des Kalten Krieges. Vor der Straße von Dover lernen deutsche Minenjäger ihr Handwerk beim sogenannten „Mine countermeasures vessels Operational Sea Training“ der belgischen und niederländischen Marine. Vor der englischen Kanalküste trainieren deutsche Fregatten, Korvetten und Einsatzgruppenversorger im „German Operational Sea Training“ der Royal Navy.

Text u. Foto: PIZ Marine

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