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Klar zum Segelmanöver – die etwas andere Art zu segeln

Ein lang gehegter Wunsch wurde Realität – segeln auf einem Segelschulschiff! Wer hat nicht schon mal davon geträumt? Nun wurde er wahr – der vorletzte Törn der Saison 2019 mit der „Greif“ startet Anfang Oktober zu einem fünftägigen Kurztörn vom Heimathafen Greifswald aus.

Mit an Bord auf der Schonerbrigg sind neben der Stammbesatzung zehn Personen, die Hand für Koje (HfK) segeln, und 23 Mitsegler aus allen Teilen der Republik, davon einige auch vom Marine-Regattaverein.

Das 41 Meter lange Stahlschiff wurde 1950/1 auf der Warnow- Werft in Warnemünde gebaut und auf den Namen „Wilhelm Pieck“ getauft. Auf der Brigg wurden bis 1990 ca. 7.000 junge, angehende Seeleute für die maritime Hochseeschifffahrt ausgebildet. 1990 wurde das Schiff durch die Treuhand zum Eigentum der Stadt Greifswald und 1991, nach Überholung und Umbau in der Neptun-Werft, in „Greif“ umbenannt. Seit dieser Zeit finden Törns für zahlende Mitsegler statt. Am Fockmast des Zweimasters sind Rahsegel angeschlagen, während der Großmast mit einer Höhe von 27 m Schratsegel hat. Insgesamt 15 Segel ergeben eine Segelfläche von 570 qm, die jedoch auf unserem Törn nicht vollständig zum Einsatz kamen.

Eintreffen an Bord war 18: 00 Uhr und Kennenlernen der Mitsegler. Wir wurden in zwei Wachen aufgeteilt und übernahmen Aufgaben als Backschafter, Rudergänger und Ausguck. Nach der ersten Nacht in ungewohnter Umgebung in Hängematten, Pullmannkojen oder Zwei-Mann-Kabinen, erfolgte am nächsten Vormittag zunächst eine Sicherheitseinweisung und eine Einweisung in Segelmanöver, besonders in die vielen Tampen, für Neulinge verwirrenden Gordings, Brassen, Falle, Schoten, Niederholer etc.

Ein Mitglied der Stammmannschaft und HfKs führte jedoch ruhig und besonnen das Kommando und wir Mitsegler mussten uns teilweise kräftig ins Zeug legen, bis die Segel richtig standen. Rasmus war uns am ersten Tag nicht besonders gewogen, der Wind wechselte häufig die Richtung, fiel ein, drehte, manchmal lag das gewünschte Ziel Bornholm an, dann wieder nicht. Am gefahrenen Kurs nach 24 Stunden konnte man die wechselnden Winde gut feststellen. Dann frischte es auf und wir nahmen wegen des Windes Kurs auf Swinemünde, das wir um 17:30 Uhr erreichten und dort für die Nacht festmachten.

Die neue Promenade und der Kurpark unterscheiden sich nicht von anderen Ostseebädern auf Usedom. Überall Touristen, besonders Deutsche, die den Tag der Deutschen Einheit und den Brückentag als Urlaub nutzten. An dieser Stelle ein Lob an den Koch, der in seiner Kombüse auf kleinstem Raum wohlschmeckende Mahlzeiten zauberte und mit frischen Gewürzen die Essen bereicherte, obwohl einige Male Basilikum und Petersilie durch überkommende See wegzuschwimmen drohten.

Am nächsten Tag hatte es kräftig aufgefrischt und Rügen konnte angelaufen werden. Auf diesem Schlag freute sich der Koch über das „Kochwetter“ – es wurde wirklich nur sehr wenig gegessen. Trotz durchgehender Luvwellen erreichte das Schiff in Spitzen 9,7 Knoten, was nach Aussage des Kapitäns, Roland Hunscha, nicht allzu häufig vorkommt. Respekt allen „Seefrauen“ und Mitseglern, die in die Takelage aufenterten, um die Segel loszumachen bzw. zu packen. Seegang, Lage des Schiffes und Masthöhe sind nicht jedermanns Sache.

Auch in den Tagen vorher, als die See noch es noch nicht so ruppig war, übergab mancher seine Mahlzeit der Ostsee. Nach einem tollen Segeltag machten wir um 17:30 Uhr in Lauterbach an der Ostküste Rügens fest und hatten einen vergnüglichen Abend beim Landgang und später in der Messe der „Greif“.

Am nächsten Morgen ging es bei sonnigem Wetter unter Motor zurück nach Greifswald. Was bleibt, sind positive Erinnerungen an ein kameradschaftliches Miteinander und gegenseitiger Rücksichtnahme in der ungewohnten Enge sowie gute, anregende und unterhaltsame Gespräche. Es bleiben die schönen Eindrücke, die durch Wind und Wellen beeinflusst, das Schiff bei unterschiedlichen Windstärken bewegten, Sonne und Regen anders als an Land empfinden ließen und nachts als Ausguck Landmarken, Leuchtfeuer, andere Schiffe und den Sternenhimmel zu sichten. Kitschig romantisch? – mag sein, das hat jeder mit sich selbst auszumachen – für etliche jedenfalls ein Grund, im nächsten Jahr wieder auf Törn mit der Greif zu gehen.

Text u. Foto: Claus Griesbach

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