Gestell des verschwundenen Boknis-Eck-Observatoriums gefunden
Zwei mit Umweltsensoren und Stromanschlüssen ausgestattete Gestelle, die das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und das Helmholtz-Zentrum Geesthacht Zentrum für Material- und Küstenforschung in einem Sperrgebiet am Ausgang der Eckernförder Bucht am Meeresboden installiert hatten, waren Ende August 2019 spurlos verschwunden. Jetzt konnte mit Hilfe des Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiffes (VWFS) DENEB des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) eines der Gestelle gefunden und geborgen werden. Es lag nordnordöstlich vom ursprünglichen Standort in etwa 20 Metern Wassertiefe kopfüber am Meeresboden.
Diese Nachricht ging buchstäblich um die Welt. Am 21. August 2019 verschwand ein aus zwei schreibtisch-großen Gestellen bestehendes wissenschaftliches Unterwasserobservatorium von seiner Position am Ausgang der Eckernförder Bucht. Mit dem Observatorium, das unter dem Namen Boknis-Eck-Knoten bekannt ist, hatten das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und das Helmholtz-Zentrum Geesthacht Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG) kontinuierlich Umweltdaten wie Temperatur, Salzgehalt, Sauerstoff- oder Methankonzentrationen direkt am Meeresboden erhoben. Eines der beiden Gestelle war mit den entsprechenden Sensoren bestückt, das zweite sorgte über ein Landanschlusskabel für die Stromversorgung.
Das VWFS DENEB des BSH hat jetzt eines der Gestelle knapp 200 Meter nordnordöstlich der ursprünglichen Position aufgespürt und geborgen. „200 Meter klingen nicht viel“, sagt Martin Steen, der am GEOMAR als Techniker für Boknis Eck zuständig ist und bei der Suchfahrt am vergangenen Wochenende mit an Bord der DENEB war. „Doch bei den Sichtverhältnissen in der Ostsee ist das schon die Nadel im Heuhaufen. Zumal eine Schleifspur am Meeresboden, die wir bei früheren Ausfahrten mit dem Forschungsschiff ALKOR entdeckt hatten, unsere Suche zunächst in die genau entgegengesetzte Richtung geführt hatte.“
Bei dem nun gefundenen Gestell handelt es sich um den mit Sensoren bestückten Teil des Observatoriums. „Das Gestell ist zwar in verhältnismäßig gutem Zustand. Aber die Sensoren sind stark beschädigt oder fehlen ganz. Da unsere Versicherung den Schaden bereits beglichen hat, müssen wir mit ihr klären, was jetzt mit dem gefundenen Gestell wird“, erklärt Prof. Dr. Hermann Bange vom GEOMAR, wissenschaftlicher Koordinator der Messstation Boknis Eck.
Wie das Gestell von seiner ursprünglichen Position zur Fundposition gelangte, bleibt noch unklar. Ebenso unbekannt ist weiterhin der Verbleib des zweiten Gestells. „Wir haben mit den Echoloten der DENEB noch weitere Verdachtspunkte entdeckt. Die haben sich aber als falsch erwiesen“, sagt Martin Steen.
Der Techniker bedankt sich ausdrücklich bei den Kolleginnen und Kollegen des BSH für die Hilfe. „Wir hatten die Suche eigentlich schon aufgegeben. Trotzdem haben wir uns über das Amtshilfe-Angebot natürlich sehr gefreut. Und die Zusammenarbeit an Bord war extrem gut“, betont Steen.
Die Meldung vom rätselhaften Verschwinden der Geräte hatte 2019 weltweit für Schlagzeilen gesorgt und auch in den sozialen Medien zahlreiche Reaktionen hervorgerufen. Es sei faszinierend gewesen, wie viele Menschen Anteil an der Suche genommen hätten, sagt Hermann Bange: „Dafür möchte ich mich im Namen des gesamten Teams bedanken.“
Der Boknis-Eck-Unterwasserknoten hatte seit Ende 2016 die Zeitserienstation Boknis Eck ergänzt, an der seit 1957 jeden Monat Umweltdaten erhoben werden. Diese Daten lassen Rückschlüsse auf den Zustand des Ökosystems der südwestlichen Ostsee zu. Boknis Eck ist einer der ältesten, noch aktiven meereswissenschaftlichen Zeitserien weltweit.
Der Knoten war auch Teil des COSYNA-Messnetzes (Coastal Observing System for Northern and Arctic Seas) des HZG. „Die Geräte standen extra in einem Sperrgebiet. Wir hoffen, dass sich in Zukunft alle Verkehrsteilnehmer auf dem Wasser an die Regeln halten und das Sperrgebiet respektieren, damit neue Geräte ungestört arbeiten können“, appelliert Professor Hermann Bange.
Text: GEOMAR, Foto: Forschungstauchzentrum CAU