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Als Schiffsjunge auf der PASSAT

Henning Sehnert, Oberstleutnant a.D., begann seinen interessanten Vortrag am Bordabend der MK Rendsburg Anfang Juli mit der Schilderung seiner Abenteuer als Schiffsjunge im Jahr 1956. Die erste Reise führte nach Rio de Janeiro. Während der Überfahrt wurden die Schiffsjungen in Theorie und Praxis geschult. Besondere Aufmerksamkeit war beim Klettern in den Wanten gefordert. Eine Absicherung – wie heute vorgeschrieben – gab es zu jener Zeit nicht oder nur bedingt. Aber, so Henning Sehnert: „Wir waren jung und konnten unsere Kräfte sehr gut einschätzen. Unglücke mit Personenschäden gab es auf diesen beiden Reisen nicht.“ Die Schiffsjungen mussten in einem Gemeinschaftsraum in Hängematten schlafen. Die aus dichtem Segeltuch gefertigten Schlafmöbel hatten eine weitere Funktion: Eng und kunstgerecht gezurrt, waren sie temporär schwimmfähig und konnten so als Rettungsgerät eingesetzt werden.

Die zweite Reise führte ab 14. Februar 1957 von Hamburg nach Montevideo. Fotoapparate „Made in Germany“ waren zu jener Zeit in Uruguay heiß begehrt. Die Preise für gebrauchte Geräte lagen um das Dreifache höher als für Neugeräte in Deutschland. Henning Sehnert konnte nicht widerstehen. Insofern konnten nach Montevideo keine weiteren Fotos erstellt werden. Die Ladung Kies wurde gelöscht, das Schiff in den nur wenige Seemeilen entfernten argentinischen Hafen von La Plata verlegt und mit ca. 4000 t Gerste „in bulk“ (loses Schüttgut) beladen. Auf der Reise nach Hamburg geriet es südwestlich der Biskaya in einen Orkan. Die Ladung verrutschte und das Schiff musste mit starker Backbord-Schlagseite und unter Kentergefahr Lissabon als Nothafen anlaufen. Hamburg erreichte das Schiff aus eigener Kraft am 08. Dezember 1957. Es war die letzte Reise der Passat. Trotz der überwiegend positiven Erfahrungen auf der Passatwechselte Henning Sehnert zur Luftwaffe und begann dort seine Karriere als Berufssoldat.

Text u. Foto: Klaus-Dieter Glindemann

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