Drei Mitglieder der Marinekameradschaft Oldenburg/Holst. zu Besuch in Blain /Frankreich
Parallel zum Städtepartnerschaftsbesuch zwischen der Stadt Blain und Oldenburg in Holstein besuchten der 1. Vorsitzende J.P. Capron und seine Ehefrau Annie bereits im Jahr 2018 die Kameradschaft. Die „Association SURCOUF-Port du Blain“ ist eine maritime Gemeinschaft von Bootsbesitzern, die auf einem Nebenfluss der Loire Bootsfahrten durchführt. Etwas über ein Jahr später konnte nun der Gegenbesuch stattfinden.
Für ein Wochenende im Oktober flogen drei Kameraden der Marinekameradschaft zu dem Besuch nach Blain. Freitags begann die Reise vom Hamburger Flughafen nach Nantes. Mit einem kleinen Handkoffer, mehreren Präsenten und guter Laune im Gepäck waren zwei Stunden Flugzeit kein Problem. Gespannt wurde bei der Landung aus dem Fenster geschaut und der Fluss Loire, der durch Nantes fließt, erkannt. Von Jeanne-Pierre und seiner Ehefrau Annie begrüßt und abgeholt, folgte eine ca. einstündige Autofahrt in die Provinzstadt Blain. Im Rathaus von Blain empfing der stellvertretenden Bürgermeister und eine Abordnung des Partnerschaftskomitees die Reisenden. Nach der Begrüßung und einem Austausch von Präsenten wurden die drei in ihre Gastfamilien verteilt. Die Unterbringung erfolgte auf Wunsch der Gastgeber privat. Da die Sprachkenntnisse sowohl in Französisch als auch in Deutsch verbessert werden sollten, war die Verständigung kein erhebliches Problem. Es erwartete die Abgesandten ein tolles Programm an den Folgetagen.
Am Samstag ging es nach St. Nazaire. An der etwa 45 Kilometer entfernten Stadt mündet die Loire in den Atlantik. St. Nazaire hat annähernd 70.000 Einwohner und ist bekannt für die Schiffsbauwerften für große Kreuzfahrtschiffe und das Airbus-Werk, in dem das Frachtflugzeug „BELUGA“ mitentwickelt wurde. Von hier aus ging es vorbei an langen Sandstränden (Pornichet) zum „Le Grand Blockhaus“, einer deutschen Verteidigungsstellung des Atlantikwalls aus dem 2. Weltkrieg. Ein Befehlsstand mit einem fünfstöckigen, 300 qm großen Bunker, mit Funkstelle, Besatzungswohnhäusern und Waffenraum. Heute ist es ein Privatmuseum. Es informiert über die deutsche Festung, die als letzte Europas am 11. Mai 1945 befreit wurde. Der Museumsleiter Marc Braeuer begrüßte die Besuchergruppe und verdeutlichte die Anlage, die gefüllt ist mit lebensgroßen nachgestellten Szenen in mehreren Räumen, Nachbildungen, Bildern und einem Videoraum. Marc Braeuer hat auch Kontakt gehabt zu Kapitän zur See a.D. Michael Setzer, dem Präsidenten des Verbands Deutscher Ubootfahrer. In der Recherche ging es um das Schicksal von U-455.
Danach folgte der Besuch der Salzwiesen von Guérande. Die Salzwiesen von Guérande liegen in einer mit dem Atlantik verbundenen Sumpflandschaft, die bei Flut regelmäßig mit frischem Meerwasser versorgt wird. Durch Sonne und Wind verdunstet das Wasser in den flachen Wasserbecken (nur vier Zentimeter tief) und die Salzkonzentration steigt an. Das Wasser wird bei immer weiter steigendem Salzgehalt durch mehrere Becken bis in ein Erntebecken geleitet, wo das Meersalz schließlich kristallisiert und aus dem Wasser geschöpft wird. Besonders wertvoll ist die Salzblume, das „Fleur de Sel“, das an warmen Tagen als dünne Ansammlung von feinen, weißen, flockigen Salzkristallen an der Wasseroberfläche ausfällt und mit einem Holzrechen behutsam abgezogen wird. Demgegenüber ist das übrige geerntete Meersalz gröber und grau.
Am Sonntag wurde mit dem Schiff gefahren. Die Einschiffung erfolgte auf der „TOM“, einem hölzernen umgebauten Transportkahn. An vielen Schlössern links und rechts des Flusses Erdre vorbei ging es bis nach Nantes. Kleines Highlight, ein Wildschwein kreuzte schwimmender Weise den Kurs. Nantes – eine mittelgroße Stadt mit nahezu 300.000 Einwohnern. Hier mündet die Erdre in die Loire. Unter anderem ging es mit der Straßenbahn zum Gelände der ehemaligen Werften, um „Les Machines de L íle“, „Le Grand Elephant“ und „Carousel des Mondes Marines“ zu besichtigen. Auf dem Gelände begegnen sich die imaginären Welten von Jules Verne, das mechanische Universum von Leonardo da Vinci und die industrielle Vergangenheit der Stadt Nantes. Diese Welt der Maschinen ist nicht nur für Kinder, auch Erwachsene entdecken hier die Funktionsweisen der Maschinentechnik. Jules Verne wurde übrigens im Februar 1828 in Nantes geboren.
Zurück an Bord wurde der Saint-Felix Tunnel durchfahren. Dies ist ein Kreuzungspunkt der Erdre und der Loire. Erbaut und geleitet wurde der Tunnel zwischen den beiden Weltkriegen von dem deutschen Architekten Karl Hotz. Er wurde 1941 durch ein französisches Widerstandskommando ermordet. Das wiederum löste schreckliche Repressalien aus und es wurden alleine in dieser Umgebung 50 Geiseln als Entgegnung hingerichtet. Noch heute erinnert ein Denkmal daran. Am Abend schiffte die „TOM“ wieder zurück nach Sucé du Erdre. Für ein „Einlaufbier“ und um den wunderschönen Tag zu beenden wurde noch Halt gemacht. Zurück in Blain galt der weitere Abend den Gastfamilien.
Früh am Montag musste wieder der Heimflug angetreten werden. Es war ein außerordentlicher Ausflug nach Blain in Frankreich. Dank der hervorragenden Vorbereitung, war der Aufenthalt wunderbar. Mit vielen neuen Erkenntnissen und Erlebtem wurden auch neue Freundschaften geschlossen. Ein Wiedersehen mit der „Association SURCOUF -Port du Blain“ ist bereits geplant. Merci chers amis.
Text und Fotos: Michael Rochel