Havariekommando trainiert mit Containerriesen
Ein großes Containerschiff manövrierunfähig in deutschen Gewässern. Wenn das passiert, ist das Havariekommando gefragt: Mit einer Notschleppverbindung bringen Schlepper unter der Leitung des Havariekommandos manövrierunfähige Fahrzeuge unter Kontrolle oder befreien festgefahrene Frachter. Regelmäßig üben das Havariekommando und seine Partner für solche Einsätze.
So auch am Donnerstag, 21. Juli, nahe der Tiefwasserreede südwestlich von Helgoland. Die Übung war eine besondere, denn als „Havarist“ fungierte die MADISON MAERSK. Mit 399 Metern Länge und fast 60 Metern Breite ist sie eines der größten Schiffe der Welt. Gemeinsam mit rund 20 anderen Schiffen liegt sie derzeit auf der Reede und wartet auf die Einfahrt in einen deutschen Hafen.
Am Donnerstagmorgen rückte der Notschlepper NORDIC zur MADISON MAERSK an. Ein Hubschrauber der Bundespolizei brachte Mitarbeiter des Havariekommandos an Bord der NORDIC, darunter auch den Einsatzleiter vor Ort. Auf der NORDIC stand bereits ein Towing Assistance Team (TAT) bereit. Die vier Mitglieder eines TAT sind Spezialisten, wenn es darum geht, eine Notschleppverbindung herzustellen. Vom Hubschrauber aus seilten sie sich auf die MADISON MAERSK ab.
Mit einem Leinenschussgerät brachte die NORDIC eine erste Leine hinüber zum Containerriesen. Das TAT nahm sie in Empfang und holte damit die eigentliche Schleppleine an Bord. Als die Schleppverbindung stand, zog die NORDIC an: Zunächst nach Westen und dann auf verschiedenen Kursen bewegte der Notschlepper das 399 Meter-Schiff. Den Schluss der Übung bildete das sichere Lösen der Schleppverbindung.
Der Leiter des Havariekommandos, Dr. Robby Renner, war mit dem Verlauf der Übung zufrieden und betonte die Bedeutung solcher Trainings: „Als Havariekommando sehen wir, dass die Schiffe in deutschen Gewässern immer größer und zahlreicher werden. Es ist für uns und unsere Partner deshalb eine absolute Notwendigkeit, mit einem Schiff dieser Größe üben zu können. Mein Dank gilt daher nicht nur den Teams der NORDIC und der Bundespolizei, sondern auch der Reederei Maersk, die das Schiff für die Übung zur Verfügung gestellt hat.“
Weit hergeholt war das Übungsszenario nicht: Erst Anfang Februar war mit der MUMBAI MAERSK ein Schwesterschiff der MADISON MAERSK nördlich von Wangerooge auf Grund gelaufen. Unter der Leitung des Havariekommandos konnte das Schiff befreit werden und seine Fahrt fortsetzen.
Das Havariekommando mit Sitz in Cuxhaven ist eine Einrichtung des Bundes und der Küstenländer. Es ist die einzige deutsche Organisation für die Maritime Notfallvorsorge auf Nord- und Ostsee. Im Falle einer komplexen Schadenslage koordiniert das Havariekommando die Einsatzkräfte zahlreicher Partnerbehörden und -organisationen. Um für Ernstfälle gerüstet zu sein, plant es etwa 100 Übungen jährlich.
Text u. Foto: Havariekommando