Küsten und Klimawandel
Die zehn Halligen mit ihren rund 300 Bewohnern und rund 60.000 brütenden Küstenvögeln sind besonders von den Veränderungen des Klimawandels wie Sturmfluten und Meeresspiegelanstieg betroffen. Um herauszufinden, wie sie auf natürliche Weise mit dem Meeresspiegel mitwachsen können, besucht Staatssekretärin Katja Günther das Pilotprojekt ECOHAL auf der Hallig Nordstrandischmoor. Dort trifft sie sich mit Bewohnern der Halligen, Halligbevölkerung, mit Vertretern der Forschung und des Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN).
Katja Günther: „Bei den Halligen zeigt sich wie im Brennglas bereits heute, welche Veränderungen mit dem Klimawandel auf unsere Küsten zukommt. Wenn wir unsere Halligen erhalten wollen, müssen sie stärker in die Höhe wachsen, um gegen den steigenden Meeresspiegel gewappnet zu sein.“
Mit jedem Landunter kommt Sediment auf die Hallig, womit diese anwachsen und den Anstieg des Meeresspiegels ein Stück weit ausgleichen. „Allerdings reicht der Sedimenteintrag schon heute nicht mehr aus, um den schnelleren Meeresspiegelanstieg auszugleichen“, sagt Günther. Im Projekt ECOHAL wird aus diesem Grund untersucht, wie kontrollierte Überschwemmungen mehr Sediment mitbringen und ablagern können. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Steinwälle („Deckwerke“), die die Halligen vor starken Wellen und Strömungen schützen und die Halligkanten befestigen.
„Das Halligwachstum fördern, indem wir mehr Wasser auf die Halligen lassen und gleichzeitig die Halligkanten vor Erosion schützen – das ist das Ziel von ECOHAL“, sagt ECOHAL-Projektleiterin Luisa Rieth vom LKN. „Die Pilotversuche auf Nordstrandischmoor liefern uns wichtige Daten, wie die Halligen in Zukunft stärker in die Höhe wachsen können. Dies werden wir im Projekt ECOHAL auch auf anderen Halligen weiter untersuchen und ausbauen“, sagt Rieth. Das Vorgängerprojekt Lüttmoor hat auf Nordstrandischmoor mit kleinskaligen Pilotmaßnahmen bereits gezeigt, dass mit einem naturbasierten Ansatz Halligboden schneller aufwachsen kann.
Für ECOHAL arbeitet der LKN mit der Forschung, der Halliggemeinschaft, dem Naturschutz und Küstenschutz zusammen. Der Name des Projekts steht für „ECOsystem based protection of the HALligen under stronger sea level rise“ (deutsch: „Naturbasierte Lösungen für den Schutz der Halligen vor dem steigenden Meeresspiegel“). Der LKN ist mit diesem Pilotprojekt Partner des „EU Interreg-Projektes MANABAS COAST“. Das EU-Projekt hat 16 Projektpartner mit insgesamt 14 Pilotprojekten in den Ländern Frankreich, Belgien, Niederlande, Deutschland, Dänemark und Schweden. MANABAS COAST wird mit 4,64 Mio. € von der EU gefördert und läuft noch bis 2027. Es wird zu 60 Prozent von der EU gefördert. Zweimal jährlich treffen sich die internationalen Partner, um sich über Ergebnisse, Erfahrungen oder Wissenslücken in ihren Pilotprojekten auszutauschen. Ziel ist es, gemeinsam eine Strategie zu entwickeln, wie naturbasierte Küstenschutzlösungen im Nordseeraum weiträumig etabliert werden können, um gegenüber kommenden Klimaveränderungen gewappnet zu sein.
Weitere Informationen:
Projektseite Ecohal: https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/ministerien-behoerden/V/_startseite/Artikel2024/240705_ecohal/240705_ecohal.html
Text: MEKUN, Foto: Hilke Ohrt
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