Munition im Meer: neue Studie
Insgesamt 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Munition sollen in Nord- und Ostsee liegen. Für die Bergung und Vernichtung will die Ampelkoalition ein Sofortprogramm und einen Bund-Länder-Fonds einrichten. Dass es für die Beseitigung von Munitionsaltlasten vor allem in Schleswig-Holstein Kompetenzen und auch wirtschaftliche Chancen gibt, zeigt eine neue Studie im Auftrag der Wirtschaft sowie des Wirtschafts- und Umweltministeriums.
Das kürzlich veröffentlichte Papier der Eisenschmidt Consulting Crew zeigt: Um Munition im Meer nachhaltig zu entfernen, werden verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen und eine solide Finanzierung benötigt. Weiterhin ist die Zusammenarbeit aller Akteure in einem organisierten Netzwerk von hoher Bedeutung. Im Detail konnte die Studie zeigen, dass in Schleswig-Holstein die nötigen Kompetenzen vorhanden sind. Dazu gehört Know-how aus den Bereichen Sensortechnik, autonome Steuerung, Digitalisierung und Big Data. Um ein starkes Netzwerk aufzubauen, braucht es jedoch eine Anschubfinanzierung, so die Studienautoren. Wenn diese zügig zur Verfügung steht, hat Schleswig-Holstein die Chance, sich nicht nur in Europa, sondern weltweit als Vorreiter in der Munitionsräumung zu positionieren. Wichtig ist, dass alle Bundesländer solidarisch einzahlen und Lasten nicht nur unter den Nordländern aufgeteilt werden.
Die Eisenschmidt Consulting Crew hat in der Studie Handlungsempfehlungen an Politik, Wirtschaft und Wissenschaft formuliert. Die Top 5 der skizzierten Aktivitätenfelder:
- Monitoring der Munition sowie der Bergungseinsätze
- Entwicklung von Software & KI-Anwendungen
- Entwicklung von Sensortechnik, AUVs und Spezialschiffen
- Entwicklung und Betrieb einer Vernichtungsanlage
- Export der Technologien
Nele Dageförde, Geschäftsführerin der TransMarTech Schleswig-Holstein GmbH, sagt:
„Die maritimen Unternehmen in Schleswig-Holstein können technologische Lösungen für ein drängendes, weltweit existierendes Problem schaffen. Wichtig wird sein, sich auf ein gemeinsames Ziel mit aufeinander abgestimmten Projekten zu verständigen. Dies wird eine gemeinschaftliche Kraftanstrengung sein und gleichzeitig eine große Chance für die maritime Wirtschaft im Norden darstellen.“
Knud Hansen, Vizepräsident der IHK Schleswig-Holstein, ergänzt:
„Wir freuen uns, dass die Ampel das Thema im Koalitionsvertrag gesetzt hat, wenn auch nur mit einem Satz. Bei uns entwickelte Technologien können weltweit zum Einsatz kommen und unseren Unternehmen einen Zukunftsmarkt erschließen – wenn wir jetzt schnell handeln. Daher brauchen wir 2022 die Mittel und auch das Commitment der Politik. Wir müssen schnell ein schlagkräftiges Netzwerk aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik aufbauen.“
Dazu Dr. Bernd Buchholz, Wirtschafts- und Technologieminister des Landes Schleswig-Holstein:
„Schleswig-Holstein hat als Standort der maritimen Industrie und Meeresforschung das Potenzial, sich als Hochtechnologiestandort für Detektions- und Räumungstechnologien weiter zu etablieren und das Land im Themengebiet ‚Munition im Meer‘ in den internationalen Fokus zu heben. Wir fordern daher den baldigen Einstieg in die Bergung und vom Bund eine rasche Entscheidung über eine faire Lastenteilung.“
Jan Philipp Albrecht, Umweltminister des Landes Schleswig-Holstein, sagt:
„Aus den rostigen Munitionskörpern tritt der giftige und krebserregende Sprengstoff TNT aus. Derzeit besteht für Badegäste und beim Genuss von Fischen und Muscheln noch kein erhöhtes Risiko. Wer jetzt in die Bergung einsteigt, kann die Ausbreitung dieser Giftstoffe noch verhindern. Dazu muss die ‚klassische‘ Sprengung am Fundort zukünftig unterbleiben, um Meeressäuger zu schützen und nicht schlagartig Sprengstoff freizusetzen.“
Werner Kässens, Geschäftsführer der Kieler Wirtschaftsförderung (KiWi GmbH), fügt hinzu:
„Unsere maritime Wirtschaft kann für das große Munitionsproblem im Meer Lösungen entwickeln. Es zeigt sich, dass wir mit der langen maritimen Tradition und ausgeprägten Innovationsaffinität beste Voraussetzungen liefern. Das lokale Know-how in Kiel im Bereich Schiffbau, Sensorik und Umweltanalytik bietet ein großes Wertschöpfungspotenzial.“
Die Studie wurde beauftragt von der TransMarTech Schleswig-Holstein GmbH, dem GEOMAR – Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, der IHK Schleswig-Holstein, der Kieler Wirtschaftsförderung (KiWi GmbH), vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein sowie vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein. Die Studie steht auf der Internetseite der IHK Schleswig-Holstein bereit: ihk.sh/studie-munition-meer
Text: IHK Schleswig-Holstein, Foto: GEOMAR