Vortrag am Zentrum für Militärgeschichte
Öffentlicher Vortrag am 20. Februar 2019 um 18.30 Uhr am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam: Prof. Dr. Jörn Leonhard, „Kabinettskrieg, Nationalkrieg, Weltkrieg: Militär, Staat und Gesellschaft im langen 19. Jahrhundert“.
Millionenfaches Töten und millionenfache Opfer im Namen der Nation und neuartiger Ideologien, die aus der Erbschaft des Ersten Weltkrieges entstanden: Diese traumatische Grunderfahrung des 20. Jahrhunderts wirft die Frage nach Ursprung und Wandel der aus dem Zusammenhang von Krieg, Staat und Nation erwachsenen Begründungen von Gewalt auf. Der moderne Nationsbegriff war auch eine Kriegsgeburt. Am Zusammenhang zwischen Krieg und Nations- und Nationalstaatsbildung und damit an der engen Wechselbeziehung zwischen dem Verständnis von Politik und Krieg ist nicht zu zweifeln. Der Übergang von der ständischen Lebenswelt zur bürgerlichen Gesellschaft, vom Stände- zum Anstalts-, Leistungs- und Nationalstaat mit seinem globalen Ausgriff war ohne das im Krieg sichtbare und erfahrbare Kriterium politischer Effizienz nicht denkbar. Kriegsfähigkeit wurde im langen 19. Jahrhundert zum Maßstab für die Fähigkeit des politischen Überlebens von Nationen, Staaten und Imperien. Der Vortrag blickt vor diesem Hintergrund auf globale Veränderungsschwellen, durch die sich zwischen Französischer Revolution und Erstem Weltkrieg das Verhältnis von Militär, Staat und Gesellschaft grundlegend veränderte.
Text: ZMSBw, Foto: Rainer Sturm / pixelio.de