Im Auge des Hurrikans
Lange war nicht klar, ob der geplante Jollen-Mehrkampf „Baden-Württemberg-Cup“ und die Landesmeisterschaft im Jollensegeln am 25. und 26. September 2021 auf dem Stuttgarter Max-Eyth-See stattfinden konnten.
Wegen der Coronaauflagen hatten einige auswärtige Jugendgruppen, die in den Jahren vor 2020 regelmäßig teilgenommen hatten, schon im Vorfeld abgesagt. Das Problem war dabei nicht die Regatta selbst, die ja im Freien stattfindet und auch unter Auflagen durchgeführt werden kann, sondern die Bereitstellung der Übernachtungsmöglichkeiten und der Verpflegung sowie der Aufenthalt in den Innenräumen.
Anfang September wurde dann beschlossen, die Regatta trotz der zu erwartenden geringen Teilnehmerzahl doch durchzuführen, damit wenigstens ein Hauch von Normalität in das Vereins- und Verbandsleben zurückkehrt. Um die Veranstaltung möglichst kontaktlos zu gestalten, wurde der bei einem Jollen-Mehrkampf obligatorische Wettkampf im Knoten und Leinenwerfen nicht angeboten und lediglich eine reine Segelregatta ausgeschrieben. Damit konnten leider keine Ranglistenpunkte gesammelt werden, aber da die meisten Regatten während der Saison sowieso ganz abgesagt werden mussten, wäre dies sowieso keine aussagekräftige nationale Wertung gewesen.
Pünktlich am Samstagmittag um 13 Uhr wurden die Teilnehmer aus Tübingen, Ulm und Stuttgart begrüßt. Wettfahrtleiter Markus Reiff erläuterte den Seglern Start und Kurse der Segelwettfahrten. Und dann ging es aufs Wasser – zumindest sollte es das. Aber es herrschte für eine Segelregatta extrem schlechtes Wetter. Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein und – null Wind. Bedingungen wie im Auge eines Hurrikans. Also warteten Regattaleitung und Segler darauf, dass das Auge weiterziehen würde und Wind aufkommt. Gegen 16 Uhr bewegten sich dann ein paar Blätter an den Bäumen und wenig später kam das Signal zum Start. Auf einem verkürzten Kurs konnten dann tatsächlich zwei Wettfahrten absolviert werden, bevor der Wind wieder vollständig einschlief.
Wegen der fehlenden Übernachtungsmöglichkeit fuhren die Teilnehmer aus Tübingen und Ulm am Abend wieder nach Hause und kamen am Sonntag früh wieder zurück. Leider vergebens. Das Auge des Hurrikans hatte sich immer noch nicht weiterbewegt und es machte keinen Sinn, eine Wettfahrt zu starten, wenn die Hälfte der Teilnehmer mangels Windes es noch nicht mal über die Startlinie schaffte. Noch vor dem Mittagessen wurde dann entschieden, die Regatta zu beenden und keine weitere Wettfahrt zu starten. So konnten wenigstens die Boote und Segel noch trocken verstaut werden, bevor es zu regnen begann.
Bei der anschließenden Siegerehrung nahmen bei den Junioren der Lasersegler Jonas Thelen aus Tübingen und bei den Senioren das Stuttgarter 420er-Team Andreas Bossenz und Sylvia Blumhardt die Siegerpokale mit nach Hause. Da wegen der Pandemie der erste Teil der Landesmeisterschaft Baden-Württemberg im Frühjahr ausgefallen war, sind in diesem Jahr die Sieger der Herbstregatta auch gleichzeitig die diesjährigen Landesverbandsmeister.
Wir hoffen, dass die Segelsaison 2022 wieder unter halbwegs normalen Bedingungen durchgeführt werden kann. Aber das haben wir auch schon für dieses Jahr gehofft. Warten wir’s ab!
Text: Uwe Töllner, Fotos: Anette Bohner